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Studentisches Engagement: Warum die viele „Freizeit“ so wichtig ist

haben studenten zu viel freizeit

Unsere Leser aus der Welt der Universitäten haben sicherlich schon folgende oder ähnliche Sätze in ihrem Leben gehört:

Sie sind Student? Ich bin Steuerzahler.

Na so viel Freizeit hätte ich auch gerne.

Da sieht man mal wieder, dass Studenten einfach zu viel Zeit haben.

Dieser Vorurteile entstehen meist, weil die Meckernden recht wenig über das Studentenleben wissen. Oder ihr eigenes schon zu lange her ist. Allerdings entstehen solche Ideen auch, weil wir in unserer Gesellschaft häufig nur Erwerbstätigkeit als Arbeit sehen.

Man räumt uns ein, dass Präsenzzeit in der Uni als Arbeit zählt – das sind aber eher selten 40 Stunden pro Woche. Selbst wenn das Lernen hinzugezählt wird, kommen viele nicht auf diese Zahl. Das bedeutet: Studenten haben zu viel Freizeit!

Studentisches Engagement innerhalb der Uni

Universitäten – zumindest staatliche – können ohne fleißige Studenten nicht funktionieren. Gremien und ihre Mitglieder geben den Studenten eine Stimme, kümmern sich um alltägliche Probleme oder organisieren Angebote für besseres Lernen, Stressreduktion und internationalen Austausch.

Wie genau die Struktur aussieht, ist von Universität zu Universität verschieden. Doch Beispiele für das studentische Engagement innerhalb der Uni können sein:

  • AStA
  • StuRa
  • Studentenmagazin
  • Fachschaftsräte
  • Nachhilfe
  • Studentische Hilfskräfte

Obwohl diese Dinge nicht zum klassischen Teil der Ausbildung gehören, und auch nur schlecht oder gar nicht bezahlt werden, sind sie durchaus mit Arbeit verbunden. Außerdem tragen sie zu einem gewissen Selbsterhalt der Universität durch die eigenen Studenten bei.   

studentisches engagement in der uni

Politische Studenten

Uni-internes Schaffen würden jedoch viele nicht als Freizeit sehen, sondern als Arbeit anerkennen. Somit sind das eben die fleißigen Ausnahmen, nicht wahr? Falsch.

Die Zeit, die vielen Studenten neben ihrem Stundenplan und den Prüfungen bleibt, wird häufig für politische Aktivitäten genutzt. Daraus wird sogar gerne mal ein Vorwurf gemacht: Die gehen doch nur demonstrieren, weil sie nicht arbeiten müssen.

Doch was wäre die Alternative? Eine unpolitische Jugend? Das kann nicht das Ziel sein. Somit ist es sehr zu begrüßen, dass sich so viele Studenten eine oder mehrere politische Herzensangelegenheiten suchen, für die sie auf die Straße gehen. Oder eben auch in eine Partei eintreten, studentische Hochschulgruppen bilden oder aktiv politische Bildung leisten.

Das ist zwar nicht nur möglich, wenn man die Zeit neben der Uni hat – immerhin gibt es auch politische Vollzeit-Arbeitende und Studis, die ebenfalls einen extrem vollen Alltag haben -, aber es wird durch die Strukturen begünstigt, die aktuell vorliegen.

studenten sind politisch

Studenten als private Helden

Auch konkretes politisches Engagement würde der ein oder andere noch als Arbeit zählen und somit den „zu viel Freizeit“-Vorwurf revidieren. Doch die letzte Kategorie der Dinge, die Studenten dadurch ermöglicht werden, dass sie noch nicht ihr ganzes Leben einem Job verschrieben haben, ist die der privaten Heldentaten.

Studenten arbeiten ehrenamtlich, unentgeltlich und manchmal auch ohne Dank. Sie helfen in Jugendgruppe oder im Ortsbeirat. Um ihre Familien in schweren Zeiten zu besuchen, fahren sie durch halb oder ganz Deutschland. Mit Ruhe und Gelassenheit hören sie einem Freund in einer Krise zu.

Auch diese Dinge sind nicht nur auf Studenten zu beziehen. Aber genau hier wird der Vorwurf, Studenten hätten zu viel Freizeit und wüssten gar nicht, wie viel Glück sie haben, richtiggehend toxisch. Denn all diejenigen, die Arbeiten verrichten, die niemand sieht oder die niemand (von außen) anerkennt, fühlen sich peinlich berührt, angegriffen oder nicht wertgeschätzt.

hilfsbereitschaft von studenten

Gebt den Studenten mehr Freiheiten!

Wenn wir die Universität besuchen, dann sollten wir uns ausprobieren dürfen. Gleiches sollte für alle anderen Menschen auch gelten – Gap Years und Sabbatjahre sind nicht grundlos beliebt. Doch aus dieser Findungsphase sollte uns kein Strick gedreht werden.

Umso wichtiger ist es, studentisches Engagement anzuerkennen – nicht mal zu feiern oder in die höchsten Höhen zu loben, nur anzuerkennen. Damit wir nicht mehr diesen elenden Konflikt zwischen den Jungen und den Alten oder zwischen den Arbeitenden und den Studierenden aufmachen. Diese Streitereien führen zu nichts.

Studenten sollten verstehen, wenn jemand, der bereits viele Jahre voll im Berufsleben steht und vielleicht eine Familie zu versorgen hat, nicht sofort versteht, warum studentisches Schaffen nicht immer nur im Hörsaal stattfindet. Umgekehrt sollten alle anderen aufhören, so zu tun, als wäre es eine Schande, sich seinen Alltag und seinen Lebensweg selbst zu bauen.


An dieser Stelle einen Dank an alle, die ihre Zeit neben dem Studium nutzen, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Wir wissen, dass viele von euch genauso viel Zeit ins Studium investieren, wie manch einer in seinen Job. Wieder andere widmen ihrer Leidenschaft außerhalb des Studiums mehr Zeit als dem Studium selbst – auch das ist okay. Hauptsache wir sind uns einig, dass es für das Leben und somit für das Studium keinen perfekten Weg gibt.

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