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#4 HRO-800: Von Rostocks berühmtestem Seefahrer – ein Held der sieben Weltmeere

Hurra, unser wunderschönes Rostock feiert dieses Jahr seinen 800. Geburtstag. Für uns ist das ein schöner Anlass, um mal richtig tief in der Rostocker Historien-Schatzkiste zu kramen und Euch jede Woche Montag eine geschichtliche Perle über unsere Stadt preiszugeben.

Foto: instagram @fritzlogoo

Im vierten Teil unserer Serie geht es heute nicht um ein historisches Ereignis, sondern um eine Person: Stephan Jantzen. Vielleicht ist euch der Name schon mal bei einem Spaziergang am Hafen aufgefallen, dort steht er nämlich am gleichnamigen Eisbrecher – dem größten der ehemaligen DDR. In Rostock findet sich vieles, das nach ihm benannt  oder ihm gewidmet wurde. Kein Wunder, denn dieser Herr ist nicht nur einer der bedeutendsten Söhne der Stadt, sondern ein wahrer Held. Sein Vermächtnis ist reif für einen Actionfilm. Hier kommt seine Geschichte.
Wie es sich für ein echtes Küstenkind gehört, wird es magisch vom Meer angezogen. So kommt es nicht drum herum, irgendwann zur See hinauszufahren und sein Glück in der Ferne zu suchen, die Sehnsucht nach der Heimat stets im Herzen. Das tat auch Stephan Jakob Heinrich Jantzen, Baujahr 1827, als er mit 14 Jahren als Schiffsjunge auf der „Argo“ anheuerte. An jenem Tag beginnt seine ruhmreiche Verbundenheit mit dieser Welt der Meere, die er gleich zweimal umsegelte.
Foto: instagram @rizzodavid91

Schnell machte sich der junge Warnemünder durch sein unerschrockenes und kühnes Verhalten einen Namen. Eine Geschichte aus seinen frühen Seefahrertagen ließ schon damals erahnen, was Stephan Jantzen für ein Mensch werden würde. Während einer Überfahrt nach New York, über den großen, stürmischen Atlantik, erkrankte der Kapitän des Schiffes an Schwarzen Pocken. Während die Stimmungslage an Bord stetig explosiver wurde und die Besatzung bereits Meuterei-Pläne schmiedete, war es Jantzen, der sich gegen jeden Widerstand um den kranken Kapitän kümmerte und die Situation deeskalierte.
Wer nun denkt, dass aus dem Rostocker Seefahrer ein berühmter Schiffsarzt wurde und daraus seine Heldentaten resultieren, der irrt. Berühmt wurde er nämlich für seine aufopferungsvollen Rettungseinsätze für in Seenot geratene Menschen. 1863 segelte Jantzen – mittlerweile selbst Kapitän – mit der 38 Meter langen „Johannes Keppler“ die Küste Nordamerikas entlang. Dort stieß er auf ein portugiesisches Schiff, das am Sinken war – es kollidierte kurz vorher mit einem anderen Schiff, das jedoch das Weite suchte. Die in Seenot geratenen Portugiesen ihrem Schicksal zu überlassen, kam für Stephan Jantzen nicht in Frage. Ehrensache, dass er der gesamten Besatzung das Leben rettete – seine erste Heldentat dieser Art. Dafür erhielt er vom portugiesischen König den „Jesus-Christus-Orden“.
Jantzen wurde in Rekordzeit zu einer angesehenen Persönlichkeit der Seefahrt. 1866 wurde er bereits zum Lotsenkommandeur ernannt, einem Rang, der für einen Mann, der noch keine 40 war, äußerst unüblich war. Somit fiel ihm auch die Aufgabe eines Vormannes zu, einem Mitglied der Seenotrettung, die sich erst ein Jahr vorher in Rostock gründete. Unter seiner Leitung fanden unzählige Seenotrettungen statt – und kaum jemand war dermaßen selbstlos und tapfer engagiert, Menschenleben zu retten, wie Stephan Jantzen.
Zu sehen in Warnemünde am Fähranleger nach Hohe Düne. – Foto: instagram @lonzithebestdog

Ob Sturmfluten oder heftige Gewitter, nichts konnte Jantzen davon abbringen, ein ums andere Mal hinaus aufs Meer zu fahren, um in Seenot geratene Menschen aus dem Wasser zu ziehen – selbst, wenn er allein in den Sturm hinausfuhr, weil niemand sonst sich traute. Mehrfach riskierte er dabei sein eigenes Leben. Das machte ihn bald bis weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt.
Nach unzähligen Ehrungen seiner Taten von Königen Europas, deutschen Fürsten oder Kaiser Wilhelm I. höchstselbst, verstarb Jantzen einen Tag vor seinem 90. Geburtstag am 19.7.1913. Hunderte Menschen nahmen Abschied von einem waschechten Helden Rostocks und erwiesen ihm die letzte Ehre.
Foto: instagram @die_gruenen

Noch heute ist er ein Vorbild für die Seenotrettung und symbolisiert etwas, das traurigerweise auch in der Gegenwart alles andere, als selbstverständlich ist: Hilfe darf Menschen, die in höchster Not sind und um ihr Leben ringen, nicht unterlassen werden. Es ist eine humanitäre Schande, mit verschränkten Armen Menschen beim Ertrinken zuzusehen, um dann auch noch selbstzufrieden zum Tagesgeschäft überzugehen – eine gewissenlose Perversion unserer Zeit. In diesem Zusammenhang möchten wir euch unseren sehr lesenswerten Artikel (HIER) über Johann Pätzold ans Herz legen, einem Rostocker NGO-Mitglied und Seenotretter, der im Mittelmeer – ganz im Sinne Stephan Jantzens – sein Leben riskiert, um andere zu retten.

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