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Arbeitsscheue Naivlinge ohne Ahnung: Was das Internet über Studenten denkt

Unsere Autorin stieß in den vergangenen Wochen auf mehrere Artikel zu einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Die Überschriften klangen so: „Deutschlands Studenten geben sich der Sorglosigkeit hin“ (welt.de) oder so: „Studenten wollen lieber ins Amt als zu Daimler“ (stuttgarter-nachrichten.de).
In diesen Beiträgen wird unter anderem beschrieben, wie Studierende heutzutage über Arbeit und Privatleben denken. Jeder Artikel pickt sich seine eigenen Infos aus der Studie, letztlich provozieren jedoch alle Reaktionen. Und die schockieren. Ja, das Internet ist ein Ort, an dem jeder seinem Unmut Luft machen darf. Doch schaut man sich die Kommentare zu „Millennials“ beziehungsweise „Generation Y“ (beides eigentlich Versionen der altbekannten „Jugend von heute“) dann fragt man sich schon, ob wir die Wurzel allen Übels sind.
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Neben den handelsüblichen Anfeindungen der politischen Führung, sind es vor allem die arbeitsscheuen oder naiven jungen Leute, die den Tastenakrobaten die Wutschweißperlen auf die Oberlippe treiben.
Nun kann man sicherlich Kritik am politischen System oder auch an der Art und Weise der Ausbildung in Deutschland üben. Was so übel aufstößt ist aber, dass wir angeblich alle gleich sind und hier ein Konkurrenzdenken zwischen „den Generationen“ provoziert wird. Dieses „früher war alles besser“ oder „bei uns gab es so etwas nicht“ ist doch meist eine hohle Phrase. Der Artikel von welt.de beispielsweise, spielt auf die gestiegene Bedeutung von Familie und Freunden für die jüngere Generation an. Ein Skandal! Wie können wir (und zwar alle, weil wir ja alle gleich sind!!11!“1!ölf!) es wagen, bestehende Arbeits- und Lebensmodelle zu hinterfragen, anstatt einfach so zu leben, wie alle anderen vor uns? Angemerkt sei: Es sind die Kommentare, die ein Kopfschüttelschleudertrauma verursachen, nicht der Artikel selbst.
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Wir können es wagen, weil die meisten von uns es ziemlich gut haben. Wir leben in einem reichen Land, das durch das BAfÖG (wenn es denn funktioniert) und andere Wege, den Hochschulzugang für einen breiten Teil der Bevölkerung ermöglicht. Und das macht uns manchmal vielleicht sorgloser. Aber dabei werden die tausenden Studierenden vergessen, die mehrmals die Woche arbeiten müssen, während sie noch stundenlang büffeln. Außerdem: Ist es nicht eigentlich eine Errungenschaft, dass wir uns nicht gezwungen sehen, den erstbesten Job anzunehmen und uns danach bis zur Rente in ein starres Arbeitskorsett zu zwängen?
Hier wird es witzig, denn der Beitrag der Stuttgarter Nachrichten, der sich ebenfalls auf die EY-Studie bezieht, befasst sich mit den jungen Leuten, die lieber einen sicheren Beamtenberuf ausüben wollen, anstatt in die freie Wirtschaft zu gehen. Auch ZeitOnline veröffentlichte einen Artikel, die Kommentare sind in Teilen ebenfalls empört.
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Durch Fremdbeschreibung sind wir also gleichzeitig „zu sorglos“ und „zu sehr auf Sicherheit bedacht“. Man muss nicht studiert haben, um zu erkennen, dass es hier scheinbar nur darum geht, den Jüngeren einen Strick zu drehen. Eine substantielle Anklage fehlt jedoch.
Wir sind nicht blauäugig, natürlich kann man an allen Ecken und Enden kritisieren und kommentieren. Aber bitte hört auf, uns in einen Topf zu werfen, durchzukochen und dann eine beliebige Beschreibung des Gerichts ranzukleben. Das ist albern, unwahr und überhaupt nicht zielführend.
Wer möchte, kann sich HIER Genaueres über die Studie ansehen und sich ein eigenes Bild machen.  Und wer möchte, kann qualifizierte Kommentare hinterlassen, die nicht auf „die Alten“, „die Jungen“ oder einfach „die Anderen“ losgehen.

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