StudentsStudents Rostock

Informationsportal für Studierende in Rostock

Religion in Rostock: 4. Jüdische Kulturtage

Wie wichtig es ist, auch heute noch den Opfern antisemitischer Taten zu gedenken und sich der Aktualität rechtsmotivierter Gewalt bewusst zu sein, zeigen die jüngsten Ereignisse. Der Anschlag in Halle Anfang des Monats ist nur ein Beispiel hierfür.

Dieser Artikel soll solche Vorkommnisse nicht erneut thematisieren, sondern ein Augenmerk auf die interreligiösen Beziehungen in Rostock legen. Dafür gibt unser Autor einen Überblick über die Religiosität der Hansestädter, die Jüdischen Kulturtage und den Austausch von Judentum, Islam und Christentum untereinander sowie mit den Bewohnern der Stadt.

Religiösität Rostocks

In Rostock leben etwa 700 Juden. Hinzu kommen noch einmal ähnlich viele Verwandte nichtjüdischen Glaubens, die jedoch durch ihre eheliche oder familiäre Bindung vor allem im sozialen Bereich von der jüdischen Gemeinde betreut werden.

Die Zahl der Muslime beläuft sich auf mehrere hundert Personen, genaue Daten sind hierbei schwer zu finden, auch weil die Zahl durch Geflüchtete in den letzten Jahren gestiegen sein dürfte.

Dem christlichen Glauben gehören laut Zensusergebnissen von 2011 rund 13% der Rostocker an, 10% sind evangelisch, 3% römisch-katholisch.

Weitere Religionszugehörigkeiten lassen sich nur schwer erheben, fest steht jedoch: Ein Großteil der Hansestädter ist konfessionslos und profitiert trotzdem von Begegnungsstätten und Veranstaltungen zum Austausch – Rostock ist bunt.

Juden in Rostock

Seit 1870 gibt es in Rostock eine jüdische Gemeinde. Im Jahr 1932 gehörten ihr etwa 350 Menschen an, die zudem über einen eigenen Friedhof und eine eigene Synagoge verfügten. Zu Zeiten des Nationalsozialismus starben mehr als 120 jüdische Kinder, Frauen und Männer aus Rostock, die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht niedergebrannt. An die Opfer des Nationalsozialismus erinnern heute „Stolpersteine“.

In den Jahrzehnten nach der NS-Herrschaft gab es in Rostock zunächst keine eigenständige jüdische Gemeinde. Eine solche wurde erst Anfang der 1990er Jahre durch die zugewanderten Juden aus den ehemaligen Sowjetstaaten gegründet.

Jüdische Kulturtage

Zum vierten Mal in Folge führt die jüdische Gemeinde in Rostock nun die Jüdischen Kulturtage durch. Bis zum 6. November können alle Interessierten an den Veranstaltungen teilnehmen. Ob Musik, Film oder Theater, das Kulturprogramm ist vielfältig. Neben einer Aufführung der Musikerinnen „Youkalí“ oder des jüdischen Theaters „Schalom“ aus Moskau, wird im Rahmen der Kulturtage beispielsweise eine neue Ausstellung im Foyer des Rathauses eröffnet. Hier werden bis zum 21. November Werke jüdischer, aber auch nichtjüdischer Rostocker und Rostockerinnen gezeigt.

Als Programmpunkt für die interkulturelle Verständigung ist insbesondere das Konzert in der Warnemünder Kirche am 3. November hervorzuheben. Christliche Orgelmusik, jüdische Kletzmer (osteuropäisch geprägte Musikrichtung) und islamische Sufi-Musik treffen hier aufeinander. Ihr habt keine Ahnung, wie das klingt? Dann schaut doch einfach mal vorbei! Tickets findet ihr online und wie bei fast allen anderen Veranstaltungen der Jüdischen Kulturtage, gibt es auch bei dieser einen Rabatt für Studierende.

Austausch der Religionen

Nicht nur die jüdische Gemeinde lädt gern zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Austausch ein, auch die Muslime der Hansestadt zeigen sich offen gegenüber der gesamten Rostocker Bevölkerung. So waren alle Interessierten am 03. Oktober dazu eingeladen, die Moschee der Stadt zu besichtigen und an einem Mittagsgebet sowie Diskussionen teilzunehmen.

Bislang steht dem Islamischen Bund in Rostock lediglich sehr wenig Platz für ihre Gebete und Gemeindeaktivitäten zur Verfügung, deshalb wird schon seit längerer Zeit nach einem geeigneten Ort für einen Moschee-Neubau gesucht. Über die Herausforderungen, die mit diesem Vorhaben einhergehen, gab es in der Vergangenheit einschlägige Diskussionen. Die Vertreter der verschiedenen Rostocker Religionen sind sich jedoch einig: Die Muslime der Hansestadt benötigen einen geeigneten Raum zur Ausübung ihres Glaubens. Aus diesem Grund fand am 25. März diesen Jahres eine interreligiöse Kundgebung statt.

Dass auch die christliche Kirche in Rostock offen gegenüber Menschen anderen Glaubens ist, zeigen interreligöse Gottesdienste in der Marienkirche. Im September 2018 lud die Evangelisch-Lutherische Kirche Norddeutschland zu einer gemeinsamen Andacht mit Vertretern anderer Religionen ein, um den AfD-Demonstrationen in Rostock zu trotzen und ein Zeichen für eine offene Gesellschaft zu setzen.

Sollte euch dieses Thema auch weiterführend interessieren, dann teilt uns das gern mit. Über Tipps zu bevorstehenden interkulturellen und -religiösen Veranstaltungen freuen wir uns jederzeit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.