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Wie es sich anfühlt, einem Hansa-Ersti die Unschuld zu nehmen

Eine Antwort auf „Das erste Mal: aus dem Tagebuch eines Hansa-Erstis“
Es reicht nicht, einfach nur Hansafan zu sein. Immer mit denselben Leuten ins Stadion zu gehen, an derselben Stelle zu stehen und die gleichen Flüche zu schreien. Als Hansafan muss man auch Rekrutierungsarbeit leisten.
So geschehen in unserer Redaktion. Zwei Mädels ohne jegliche Hansa-Erfahrung, das geht gar nicht, dafür wohnen die hier schon zu lange. Also wurden sie kurzerhand mitgeschleppt, zum Flutlichtspiel am Freitagabend gegen den VfL Osnabrück.
https://www.youtube.com/watch?v=bamYzW4MDAE
Schon die Vorbereitung verlangt harte Arbeit für den Hansa-Oldie. Die Karten besorge ich natürlich! Wir brauchen einen Treffpunkt, sowie eine Uhrzeit- halbe Stunde vorher reicht (so voll wird es nicht) und treffen am Stein. Am Stein? Naja, am Gedenkstein vor der Nordtribüne halt. Aber woher sollen die Neulinge es auch wissen?

Gegen wen spielen wir eigentlich? Gegen Osnabrück… und vorne weg: Wir sind die Blauen.

Ein bisschen Häme kann man sich nicht verkneifen, obwohl man froh ist, wieder mal Anfänger dabei zu haben. Interessierte Leute mit vielen Fragen und keine alteingesessenen Fußballexperten. Doch bei der Frage „Wer von denen sieht gut aus?“ rollen sich einem doch die Fußnägel hoch. Es wird umformuliert:

„Wen muss man besonders feiern?“
„Schwierig. Am lautesten wird es bei Ziemer, aber der ist verletzt. Oli Hüsing, unser Captain America, der ist echt stark.“

Rein ins Stadion. Ran an die Theke. Rein in den Block. Die Blicke unserer Neulinge irren ein wenig verloren umher, ein Flutlichtspiel ist immer etwas Besonderes (5 Euro ins Phrasenschwein). Ausgerechnet heute werden die Jungs bei der Hymne noch mit Lichterparade begrüßt, das kommt gut an bei den Baby-Hansafans.

Als es dann ausgerechnet Oli Hüsing schon in der 7. Minute macht, dieses so wichtige 1 zu 0, da ist neben Jubel auch eine Menge Unglauben dabei- trifft jetzt wirklich der einzige Spieler, den die beiden Frischlinge kennen? Gutes Timing, Captain. Die Stimmung ist gut, die Greenhorns interessiert. Wo ist der Gästeblock? Wo sitzt eigentlich die Presse? Welche Nummer hat Hüsing?
Auch wenn wir alten Hasen die jungen Hüpfer nicht überfordern wollen, wir trauen uns aufgrund des Hochs der ersten Halbzeit, ein paar Hinweise zu geben. Nach einem Foul im Mittelfeld sieht ein Osnabrücker die gelbe Karte.

„So, ab jetzt darfst du dem Schiri helfen. Wann immer der Spieler foult, musst du Bescheid sagen, dass der schon gelb hat.“

Und als wären sie seit Jahren dabei, machen sie es wie wir Fußballexperten- egal wer foult: „DER HAT SCHON GELB!“ Es wird sogar ein bisschen jungfräulich gepöbelt.
Die zweite Halbzeit ist für das Hansaherz schwere Kost. Die Jungs kommen nicht gut aus der Kabine, Osnabrück steht mit dem Rücken zur Wand und bekommt Aufwind. Es rumort ein wenig im Stadion, unsere Newbies werden nervös. In den letzten zehn Minuten erleben sie dann aber den echten Zusammenhalt im Ostseestadion- obwohl wir uns vorher alle über sinnlose Rückpässe und mangelndes Blocken bei Abschlüssen des Gegners aufgeregt haben, sehen wir den Kampf der Jungs und leisten unseren Beitrag- alle stehen. Alle klatschen. Keine Zeit mehr für Fragen.
Der Schiri fand es auch geil, der gab nämlich vier Minuten Nachspielzeit. „Wofür denn?“ fragt Anfängerchen und spricht uns aus der Seele. Osnabrück bekommt noch einen Freisoß, der Torhüter kommt mit nach vorne. Wir klären den Ball, Wannenwetsch spielt den klugen Pass auf den eingewechselten Hilßner und der rennt los. „LAUF LAUF LAUF!“– sind es die Neulinge oder wir alten Hasen? Keine Ahnung, auch egal, denn Hilßner lässt sie alle stehen und macht das 2:0!

(via Tom F auf Youtube)
„Wir kommen auf jeden Fall noch mal wieder“, heißt es danach. Wir freuen uns, doch wir lächeln auch müde, denn in den vergangenen Jahren haben Hansa-Erstis viel häufiger Niederlagen als Siege gesehen. Doch auch wenn die Erstis jetzt nicht regelmäßig ins Stadion gehen- immerhin sind sie Studenten und langfristige Verpflichtungen passen nicht in das Bild der Generation- sie sprechen positiv von unserem FCH, werden nicht zögern, falls sich wieder eine Gelegenheit ergibt und haben ihre eigenen Erfahrungen gemacht- keine second hand Meinung mehr über Hansa Rostock.
Rekrutierung gelungen.

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