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Ode an den Rostocker Regen

Dunkel droht der Horizont, lässt Hafenkräne Monster werden.
Wolkentürme, grau und grimmig, mies gelaunt und voller Tränen,
Walzen sich zur Meeresküste, Neptuns Kinder, sie ersehnen
Hinter dunklem Vorhang, ihren Freund, den guten, alten Ronald Regen.

„Gleich gibt´s was“, grummelt alt und bräsig, ein Mann mit Ziehharmonika.
Jenes Kerlchen am Alten Strome, jener war schon immer da.
Er kennt den Regen, wie er sich anfühlt, seine Formen und wie er fällt,
Weiß um seine Vielfalt und wie er sich bei Sturm verhält.

Verkannter Künstler, armer Tropf, missverstanden und verschmäht,
Ist es nicht Herr Ronald Regen, der auf Erden Leben sät?
Ein Regisseur, ein Dramaturg, wie er mit Licht und Winde spielt,
Wie sein Gewand aus dichten Wolken, frech zur lieben Sonne schielt.

Ein Lichtstrahl bricht durch dicke Suppe, fällt auf gold belaubte Kronen,
Der letzte Angriff, wunderschön, all die Kraft wird sich nicht lohnen.
Die Meeresluft, sie riecht bereits, nach nassem Laub und Himmelstränen.
Keiner wird – auch nur im Ansatz – dieses Regenwetter zähmen.

Schließlich fällt der erste Tropfen, stürzt durch Wolken zu uns nieder,
Vorbei an zerzausten Möwentieren, schreien ihre Regenlieder.
Stadt und Straßen werden größer, der Tropfen will bald bei dir sein,
Schlägt präzise unterm Auge, auf dein noch trocknes Jochbein ein.

Und dann fängt es an zu dreschen, Grüße aus dem Himmelreich.
Kopfsteinpflaster-Straßens Löcher werden bald zum kleinen Teich.
Regenschirme ploppen auf, Menschen rennen schnell nach Haus.
Keiner will mehr draußen sein, schimpfen sich auf´s Wetter ein.

Sprühregen, der die Haut benetzt, Sturm der uns in Angst versetzt.
Das Trommeln auf der Dachfensterschräge – tausend Formen, tausend Wege.
Wie das Licht der Außenwelt, durch die Tropfen an mein Fenster fällt.
Wie sie an der Scheibe rinnen – Regen genießen, geht auch drinnen.

Doch niemand sieht die Kunst dahinter, all die Farben, all das Leben.
Keiner sieht den großen Wandler, sondern nur den nassen Regen.
Ignoranten, Kunstbanausen, verstehen nicht des Regens Leben.
Jenes eines Sysiphos, dem tiefen Fall niemals ergeben.
Schwerer Kreislauf, tief gestürzt und dann wieder aufgestiegen.
Ob Himmel oder Mutter Erde, deine Heimat bleibt dir verschwiegen.

Einen Schirm für Ronald Regen, der ihn schützt vor feuchten Flüchen!
Böse Worte, sinnlich blind, pöbelt das fehlerhafte Menschenkind.
Doch am Ende: Des Künstlers Signatur, auf einer Leinwand aus indigo und azur.
Ein bunter Bogen, fein geschwungen, in vielen Liedern zurecht besungen.

Du nasser Dauergast der Stadt, schwörst uns heut und immer Treue.
Wer so verlässlich uns besucht, den empfangen wir stets auf´s Neue.

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