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Warum Sybille Bachmann für (viele) Hansafans der Antichrist ist

Vor einer Weile erklärten wir was es mit „Free Schubi“ auf sich hatte. Ein Hansafan wurde in einem löchrigen Verfahren zu einer Haftstrafe von vier Jahren und fünf Monaten verurteilt, weil er am Rande eines Hansa Spiels einen Stein auf einen Polizisten geworfen haben soll. Aktuell bereitet die Verteidigung eine Revision des Urteils vor.
Wenn es um Hansa Rostock geht, kommt es immer wieder zu Fragen, die sich ein Nicht-Fan kaum beantworten kann. Manchmal verstehen sie nicht einmal die Frage. Aber dafür sind wir ja da.
Der aktuellste Fall, der durch die Medien gegangen ist und den ein oder anderen Normalbürger zum Kopfschütteln brachte, ist der von Sybille Bachmann. Die Politikerin wurde Ende September nach Beschluss des Vorstandes von Hansa Rostock aus dem Verein ausgeschlossen. Der Grund: vereinsschädigendes Verhalten.
Sybille Bachmann sitzt in der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock (Rostocker Bund) und ist 56 Jahre alt. Sie ist Mitglied beim FC Hansa. Im vergangenen Jahr spielte sie eine Hauptrolle in der lächerlichen Vorstellung, die der Verein aufführte. Investor Rolf Elgeti und Vorstandsmitglied Michael Dahlmann standen während des geplanten Ausgliederungsprozesses der Profiabteilung (Ziel: Schulden verringern) im engen Kontakt mit Rostocker Ultras. Der Vorsitzende des Wahlausschusses, Uwe Flachsmann, trat nach Drohungen (aus der Ultraszene) zurück. Aufsichtsratsmitglied Harald Ahrens sollte ebenfalls aus dem Amt gedrängt werden. Letztlich wurde die Ausgliederung beschlossen, Fans arbeiteten dabei an den Papieren mit und mehrfach versicherte man, dass es in Rostock beim besten Willen kein Brauseprojekt mit einem Immobilienmann namens Rolf Elgeti geben würde. Die Geschichte vom „böse Rolf“ soll mit einem enormen Schuldenerlass einhergehen. Bereits beim Erhalt der Lizenz für die dritte Liga (2015) hatte Herr Elgeti geholfen.
Und in all dem Hick Hack zeigte Sybille Bachmann den damaligen Vorstandsvorsitzenden Dahlmann wegen Veruntreuung am Vereinsvermögen an. Ein Verhalten, dass sie bis heute streng verteidigt, damals jedoch einen ganzen Eimer Öl ins Feuer goss. Auf der Mitgliederversammlung 2015 schlug ihr der blanke Hass der Fanszene entgegen: Als sie sich zu dem Thema äußern wollte, wurde sie ausgepfiffen und teilweise von Einzelpersonen aufs Übelste beschimpft. Unabhängig von der Meinung zu Frau Bachmann war das ein weiterer Ausdruck der chaotischen Situation im Verein: Denn während Frau Bachmann niedergeschrien wurde, standen Vorstand und Aufsichtsrat bedröppelt auf der Bühne. Ein unwürdiges Verhalten und der vorläufige Tiefpunkt des Vereins.
Am Ende traten Dahlmann, Ahrens und zwei weitere Aufsichtsratmitglieder zurück. Die Ausgliederung ging trotzdem weiter. Und wenn man aus dem ganzen Chaos etwas Positives mitnehmen will, dann wohl Folgendes: Der Ausgliederungsprozess wurde nun allen Fans zugänglich und deutlich transparenter. Auch denken mittlerweile nur die wenigstens Strohköpfe, dass Rolf Elgeti eine Art Messias ist, der aus reiner Vereinsliebe handelt. Er ist und bleibt Investor und es tut dem Verein nur gut, wenn die Mitglieder weiterhin ein Auge auf ihn werfen.
Am 20. November findet die nächste Mitgliederversammlung statt. Sybille Bachmann soll angeblich für den Aufsichtsrat kandidieren. Das geht, weil der Ältestenrat des Vereins den Vereinsausschluss Bachmanns einstimmig für ungültig erklärte. Abgesehen davon, dass entgegen der Satzung keine Anhörung Bachmanns stattfand, befand der Ältestenrat die Begründung des Vorstands als nicht ausreichend.
Unsere Meinung: sehr gut. Wir leben immer noch in einer Demokratie und wir können nicht einfach jeden mit einer anderen Meinung ausschließen. Vor allem deshalb, weil hier eindeutig mit zweierlei Maß gemessen wurde: Öffentlich war das Verhalten der Herren Elgeti und Dahlmann ebenfalls nicht gut für den Verein. Und Wirtschaftsprüfer fanden heraus, dass Dahlmann auch intern keine gute Arbeit leistete. Doch kaum jemand schrie danach, ihn auszuschließen. Denn er handelte ja aus Liebe zum Verein. Das beteuert Frau Bachmann auch. Aber das beteuern sogar die Leute, die Polizisten angreifen oder Leuchtraketen in gegnerische Blöcke schießen. Über all das kann und muss man diskutieren. Bachmanns Anklage wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell im Sande verlaufen, wenn man sich ihr denn gestellt hätte. Stattdessen fand das übliche Mediengeplänkel statt. Sie sagt jenes, er antwortet in einer anderen Zeitung jenes und irgendwer stellt sich noch einmal vor eine Kamera.
Sportlich läuft es im Moment nicht schlecht für Hansa- in den vergangenen Jahren befand man sich zu diesem Zeitpunkt in der Saison schon gefährlich in den Abstiegsregionen. Im Stadion macht es aktuell wieder richtig Spaß. Jetzt sollte es allen daran gelegen sein, auch außerhalb des Platzes für Ruhe zu Sorgen. Der traurige Versuch des Vorstands, sich bei den Fans zu profilieren, indem man Bachmann ausschließt, ist hoffentlich bald vorbei und vergessen und wir widmen uns wieder den wichtigen Dingen.
Sybille Bachmann wird keine Chance auf einen Platz im Aufsichtsrat haben. Das ist auch gut so. Ruhe braucht es und Frau Bachmann würde die nicht liefern. Das heißt nicht, dass sie nicht sprechen darf. Ein beliebter Fehler unter Idioten ist nämlich zu denken, Meinungsfreiheit sei ihr exklusives Recht.

Hoffentlich konnten wir für euch etwas Licht auf die Sache scheinen. Und hoffentlich werdet ihr diese Informationen überhaupt nicht brauchen, da dieses Scharmützel jetzt vorbei ist. Und hoffentlich trifft Marcel Ziemer bald wieder. (War das etwas weit weg vom eigentlichen Thema? Vielleicht. Aber wir brauchen unseren Cello wieder in Topform.)

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