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Ein offener Brief an meine Challenge liebenden Freunde

Seit einigen Wochen halten wir uns nun alle, so gut es geht, an den Aufruf zu Hause zu bleiben und uns sozial zu distanzieren. Um nicht völlig zu vereinsamen und trotzdem noch eine Art Kontakt zu halten, haben wir mittlerweile die Vielfältigkeit der Digitalisierung für uns entdeckt. Gelegentlich werden die Leitungen  auch gerne überlastet, wenn unzählige einsame Seelen sich zeitgleich entscheiden ab Mitternacht Streamingplattformen aufzusuchen. (Ob ich hier aus Erfahrung rede? Vielleicht.) Während einige über Langeweile 24/7 klagen, kann ich nicht behaupten, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Ein neues Projekt findet sich immer und viele meiner Freunde habe ich bereits vorher nur digital nerven können, da es uns alle an andere Orte verschlagen hat. Aber wie wir wissen, ticken wir ja alle anders. Aber manchmal….

Einfach Nein

Während ich also nachsichtiger mit den Freunden geworden bin, die wirklich unter diesem Prozess des Distanzierens leiden, hätte ich mir ein ähnliches Verständnis für mein unverändertes asoziales Ich gewünscht. Kettenbriefe haben mich bereits in der Schule unglaublich genervt. Schlimmer noch, als diese dann digital per icq (Na, wer kennt’s noch?) verschickt wurden. Immer mit den zuckersüßen Worten am Ende: Wenn du das nicht an 5893 weitere Freunde verschickst, um ihnen zu zeigen wie toll sie sind, dann passiert dir in den nächsten drei Tagen ein Unglück.

….Okay…

Verstanden habe ich dieses Phänomen nie. Bis heute glaube ich fest daran, dass meine Freunde so einzigartig sind, dass sie individuelle Worte meinerseits verdienen und wenn diese nur Du Bleppo sind. Liebkosungen variieren ja bekanntlich immer. Aber während man so pseudoerwachsen wird, stellt man fest, dass nur noch wenige nicht verstanden haben, dass Kettenbriefe wirklich unnötig sind. Dafür gibt es immer mehr, die anstelle der Kettenbriefe mittlerweile die unglaublich cuten und dich bestimmt total triggernden Challenges für sich entdeckt haben. Leute, ich liebe euch, aber nein, einfach nein.

Warum?

Ich gestehe, sobald ich in diesen Challenge – Beiträgen, sei es auf Insta (Ich wollte eigentlich nie auf diese Plattform, was habe ich getan?) oder auf Facebook markiert werde, fühle ich mich in den ersten 30 Sekunden geschmeichelt. Nahezu euphorisch stelle ich fest, dass meine Freunde in aller Öffentlichkeit bekennen, wie toll sie mich finden und an mich denken, mich sozusagen dabei haben wollen. Wie gesagt, 30 Sekunden Euphorie, bis mir klar wird, was für ein blöder Mist das ist, den ich ganz sicher nicht mitmachen will. Bevor die Stimmen der Empörung laut werden: Ihr könnt das gerne machen und ich sehe es mir gerne an, total mein Ding. Aber ich will meine Kinderfotos nicht online stellen, die könnt ihr euch bei mir ansehen (über Skype) und wenn ihr wollt, telefonieren wir nebenbei mit meinen Eltern, damit die euch noch peinliche Einzelheiten zu den Aufnahmen erzählen können.
Also nein, zur Kinderbildchallenge!

Ich will auch kein Foto online stellen, auf dem ich verschwitzt und nach Atem ringend abgebildet bin. Anders würde ein Beweisfoto der Sportbildchallenge bei mir nicht aussehen. Ich gehöre einfach nicht zu den „Ich kann gut posieren und so tun, als wäre das alles voll einfach“ – Leuten. Beweise dafür habt ihr auf euren Handys. Sämtliche Selfis, die ihr mit mir aufgenommen habt, zeigen meine Unfähigkeit niedlich zu lächeln. Aber auf meine Grimassen bin ich sehr stolz, egal wie oft ihr laut aufbrüllt „Caro – mach doch mal ein ordentliches Gesicht!“. (Mach ich doch.)

Und ich werde auch kein peinliches Foto von mir online stellen, nur weil ich irgendeine random Nachricht von dir geliked habe. So ein Foto sende ich dir privat und verlass dich drauf, das sind die Fotos,  die ich am besten beherrsche! Und wieder: Nein danke, ich habe kein Interesse an der Peinlichstesbildchallenge.

Das unnötige Gewissen

Ich fühle mich tatsächlich immer schlecht, wenn ich diese Challenge-Kette unterbreche. Jedes mal. Am Anfang habe ich noch versucht es zu erklären..aber wieso? Ihr entscheidet euch diese Fotos von euch preiszugeben. Find ich super! Aber wieso sollte mich das verpflichten, das Gleiche zu tun? Ihr macht es freiwillig und ich bleibe nach wie vor der komische Mensch, der sagt: Ihr kriegt meine Peinlichkeit in vollem Ausmaß zu spüren, weil ihr euch für mich entschieden habt, aber der Rest der Welt ist mir da egal und den geht das nichts an!

Lasst uns doch einfach mal in die Staythefuckhome.bar „gehen“, und danach über unsere Erfahrung austauschen. Skypet weiter mit mir, lasst mich euch mit meinen Nerveselfies bombardieren, aber lasst mich mit den Challenges in Ruhe.

P.s. Ich hab euch lieb!

Wie geht es euch denn mit diesen Challenges? Seid ihr total pro und könnt dieses Mimimi nicht verstehen oder nervt es euch genauso? Hinterlasst gerne einen Kommentar!

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