Eine Wohnungsbesichtigung kann gut und gerne einmal zu einer peinlichen Situation werden. Was du unbedingt vermeiden solltest, wenn du nach einem neuen Zuhause in einer WG suchst, berichtet euch unser Autor aus eigener Erfahrung.
Das Anschreiben
Das Erste, was dein potentieller neuer Mitbewohner von dir sieht, ist dein Anschreiben. Stell dir vor, du bekommst mehr als 70 Anfragen für das Zimmer innerhalb eines Tages und schaffst es nicht, alle Bewerber einzuladen. Was würdest du tun? Richtig, nach Sympathie filtern. Unterlässt du die zwei folgenden Fehler, dann hast du zumindest schon einmal eine erhöhte Chance zur Besichtigung eingeladen zu werden.
(1)
„Hallo Niklas, ich habe deine Wohnungsanzeige gesehen und würde gern einmal zur Besichtigung vorbeikommen.“
Netter Einleitungssatz, blöd nur, wenn weder du noch dein (Ex-)Mitbewohner Niklas heißen. Nichts gegen vorgefertigte Anfragen, jedoch sollte es möglich sein wenigstens den Namen jedes Mal zu ändern.
(2)
„Moin, ist das Zimmer noch frei?“
Ja klar, ist es. Du wirst hier jedoch garantiert nicht einziehen! Bedenke, dass der „Vermieter“ unzählige Anfragen erhält, gerade wenn es auf den Beginn eines neuen Semesters zugeht. Deshalb gilt: Ist die Nachricht kurz, so lässt auch die Absage nicht lange auf sich warten. Gleichzeitig sollte das Anschreiben jedoch auch nicht deine gesamte Lebensgeschichte enthalten. Wie Aristoteles bereits feststellte, ist es der Weg der goldenen Mitte, der zielführend ist (oder so ähnlich).
Die Besichtigung
Du hast eine Einladung erhalten und willst dir die Wohnung anschauen. Wichtig ist natürlich, dass du dich nicht verstellst. Andererseits willst du deinem Gegenüber natürlich auch das Gefühl geben, du wärst ein geeigneter Mitbewohner. Neben vielen anderen Dingen, solltest du deshalb auf die folgenden beiden achten.
(3)
Es klingelt an der Tür. Ich öffne sie und warte darauf, dass die Bewerberin zu mir in den 1. Stock findet. Hinter ihr steigt plötzlich ein älterer Herr jenseits der 70 die Treppe empor. „Ich habe meinen Opa mitgebracht. Ich hoffe, das ist ok.“ Während der gesamten Wohnungsbesichtigung nehme ich den kritischen Blick des Mannes wahr. Im Grunde ist er ansonsten jedoch sehr nett und scheint zudem viel über den Wohnungsbau in der DDR zu wissen. Bei der Verabschiedung überlege ich kurz, ob ich ihm nicht das freie Zimmer anbieten sollte, verwerfe die Idee dann jedoch schnell wieder.
Auch wenn eure Familie euch gern bei der Wohnungssuche behilflich sein möchte, bitte kommt allein zu der Besichtigung. Alles andere zeugt von Unselbstständigkeit und das ist leider keine gern gesehene Eigenschaft für einen WG-Mitbewohner.
(4)
Ich zeige einem Interessenten die Wohnung. „Das Zimmer ist vormöbliert, es fehlt lediglich ein Schreibtischstuhl.“, sage ich. „Ach, naja…“, folgt die Antwort des Besuchers, gepaart mit einem Achselzucken. Wir gehen weiter „In der Küche gibt es leider keinen Geschirrspüler, aber welcher Student hat so etwas schon.“ (Chapeau an all diejenigen da draußen, die ihr Geschirr nicht mit der Hand abwaschen müssen). Achselzucken. Nächstes Zimmer. „Im Bad gibt es leider keine Fenster, dafür ist die Lüftung ganz gut.“ „Ach naja…“ Ich versuche zuletzt, ein Gespräch zu starten, doch meine Bemühungen sind vergeblich. Nach gerade einmal zehn Minuten, verlässt der Bewerber die Wohnung.
Nehmt es mir nicht krumm, aber wenn ihr nicht redet, nichts wissen wollt und kein Interesse zeigt, dann hat der „Vermieter“ leider nur wenig Gründe, gerade euch das Zimmer zu überlassen (selbst wenn er gern des Öfteren in Ruhe gelassen werden möchte).
Also noch einmal zusammengefasst: Schon beim Anschreiben entscheidet sich, wer überhaupt zur Besichtigung eingeladen wird. Achtet also auf das, was ihr schreibt. Zudem solltet ihr euch zumindest ein wenig an der Wohnung interessiert zeigen und möglichst selbstständig erscheinen.
Welche kuriosen Erfahrungen hast du schon bei WG-Besichtigungen gemacht?