Nachdem euch Matze im ersten Teil der Lehramts-Reihe einen Einblick in seinen Uni-Alltag gegeben hat, betrachten wir heute einmal die Kehrseite der Medaille: Die Organisation des Lehramtstudiums. Diese ist nämlich, entgegen mancher Erwartung á la „Ach wat, dat is‘ doch allet halb so wild!“, nicht unbedingt so entspannt, wie man zunächst annehmen mag. Jedenfalls nicht zu Beginn des Studiums. Im Folgenden erfahrt ihr, wieso man den Studiengang des Lehramts nicht unterschätzen und diejenigen, die diesen Weg wählen und durchziehen, bewundern sollte.
Der Stundenplanbau
Der wohl kontroverseste Teil des Studiums. Einerseits Segen, da man ihn völlig flexibel und nach seinen Gewohnheiten bauen kann, sodass man auch als Nachteule erst nachmittags zur Uni gehen kann. Andererseits Fluch, weil die Realität meist anders aussieht und man am Ende mehr Stress als ’nen gut strukturierten Stundenplan hat.
So wird einem zwar suggeriert, man könne die jeweiligen Kurse (abhängig vom Modul) frei wählen – am Ende lautet das Motto allerdings immer wieder: Friss oder stirb. Von einer Wahl kann da nicht wirklich die Rede sein, denn es bewerben sich so viele Studis auf einen jeweiligen Kurs, dass am Ende schlichtweg gewürfelt wird, wer denn nun in den gewünschten Kurs darf. Schlimmstenfalls bekommt man genau das zugelost, was man nicht oder nur schwer im Stundenplan einbauen kann. Gerade als Ersti hat man es hier schwer, vernünftig durchzusehen und ist eigentlich fast immer auf Hilfe angewiesen. Manchmal kommt man gar nicht erst in einen Kurs und darf diesen dann im nächsten Semester aufholen, sodass sich immer mehr aufschiebt. Wir wollen nicht schwarz malen, aber dann heißt es so gut wie: Regelstudienzeit adé. Bei 10 vorgesehenen Semestern kein Pappenstiel.
Das Talent, drei Fächer unter einen Hut zu bekommen
Man muss bedenken, dass man als Lehramtsstudent gleich drei verschiedene Fächer unter einen Hut bekommen muss (Bildungswissenschaften + Fach 1 + Fach 2). Sowohl im Stundenplan, als auch im Kopf. Abhängig von der Höhe des Semesters kann das schon mal in ordentlich Stress ausarten, sofern man auch noch einen Nebenjob oder andere Verpflichtungen zu bewältigen hat. Mit Sicherheit hat sich dies ein jeder angehender Lehrer so ausgesucht und da will man auch gar nicht jammern – allerdings wird das Pensum von einigen Studenten anderer Studiengänge nicht wirklich ernst genommen, beziehungsweise unterschätzt, man studiere das jeweilige Fach schließlich nicht so intensiv, wie sie selbst. Das stimmt auch zum Teil. Andererseits bedarf es Einiges, seinen Kopf für drei verschiedene Fächer fit und frei zu halten und das über 10 Semester hinweg.
Anzumerken ist jedoch, dass das Studium eine extrem schöne Zeit sein kann, wenn man sich für die richtigen Fächer entschieden hat (was ohnehin jedem Studenten zu empfehlen ist). Für Fächer also, mit denen man sich identifizieren kann. Dabei verändern sich die nervigen Dinge in positiven Stress, den man gerne für das Große und Ganze auf sich nimmt. Stress bleibt am Ende des Tages allerdings auch immer Stress. Eine relative Geschichte also.
Die Unterschiede einzelner Fakultäten
Ebenfalls stressig kann das Auftreten verschiedenster Fakultäten sein. Wenn man nicht gerade nur Sprachen oder ausschließlich Naturwissenschaften studiert, kommt man in den „Genuss“, sich auf die Art und Weise unterschiedlichster Fakultäten einzustellen. Beispiel: Während die philosophische Fakultät ihre Kurse ausschließlich in der dafür vorgesehenen und festgesetzten Zeit ausschreibt, geht die mathematische Fakultät das Ganze wesentlich entspannter an und schreibt die Kurse zu einer späteren Zeit aus. Dass man so erneute Schwierigkeiten beim Bauen des Stundenplans bekommt, sollte jedem klar sein. Wenn dann aber zudem die fakultätsinterne Kommunikation nicht hinhaut, ist das Chaos vorprogrammiert. Einmal daran gewöhnt, ist das kein Thema mehr, aber Ersti-freundlich ist dies definitiv nicht.
Nun könnte man sagen, dass das Erstisein grundsätzlich kein Zuckerschlecken sei. Stimmt. Jedoch sollte man bedenken, dass von den Ländern seit Jahren ein Lehrermangel beklagt wird. Will man da denjenigen, die mit vollem Eifer an das Studium herantreten, direkt den Wind aus den Segeln nehmen? Reicht es denn nicht, dass das Studium utopisch lang dauert? Allein, dass Fachkräfte, welche nicht pädagogisch ausgebildet worden sind, kurzfristig als Lehrer eingestellt werden, um den Lehrermangel zu kompensieren, ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Lehramtsstudenten. Wenn dann aber noch eben genannte organisatorische Probleme hinzukommen und die Situation unnötig erschwert wird, braucht man sich nicht wundern, wenn gefühlt 2/3 aller Studenten diesen Zweig abbrechen.
Das Fazit
Lehrämter sind demnach nicht zu unterschätzen. Es bedarf schon eines gewissen Organisations-Talents, wenn man diesen Studiengang erfolgreich wuppen möchte. Nichtsdestotrotz bereichert einen das Studium ungemein, da man viele Einblicke in verschiedenste Richtungen erhält. Auch der ganze Stress, welcher unter anderem durch den Bau des Stundenplans anfällt, lohnt sich, wenn man am Ball bleibt und an die Gegebenheiten gewöhnt ist. Man möchte schließlich nicht nur jammern.
Deshalb bleibt letzten Endes zu sagen: Zollt den Lehrämtern den Respekt, den sie sich verdient haben und Hut ab vor denjenigen, die dies bereits tun.