Zack, das war’s. Nach einem gefühlten Wimpernschlag ist es nun fast aus und vorbei. Die Masterarbeit ist abgegeben und die letzten vier Wochen des Studenten-Daseins sind angebrochen. Ein seltsames und zugleich gutes Gefühl, denn wie oft habe ich in den letzten Jahren die verdammte Uni verflucht und diesen Tag herbeigesehnt. „Jetzt bist du frei“, sagen sie. Doch wir alle wissen, dass diese neu gewonnene Freiheit nicht von langer Dauer sein wird und so manchen bitteren Beigeschmack mit sich zieht.
Nun blicke ich zurück auf 6 Bachelor- und 4 Master-Semester, 5 Jahre Uni. Eine Zeit, die mir bis vor kurzem noch elendig lang vorkam, letztendlich aber doch wie im Flug vergangen ist. Wie alle anderen habe auch ich mich mit leidigen Klausuren und ätzenden Hausarbeiten herumgeschlagen, wurde zum größten Prokrastinations-Pro auf dem Campus und habe das Studentenleben mit all seinen Vorzügen ausgekostet. In meiner Blütezeit ging es unter der Woche dienstags ins ST, Mittwoch in den Keller, Donnerstag ins LT und Freitag in die Kneipe. Jetzt sind meine Studenten-Knochen müde und erschöpft. Ein Kneipenbesuch mag noch drin sein, aber das tagelange Durchfeiern überlasse ich nun den Erstis und hoffe, dass sie diese Tradition weiterführen und weitergeben werden.
Tatsächlich fühlt man sich am Ende seines Studentenlebens wie ein altes Großmütterchen, das wehleidig auf die Vergangenheit zurückblickt. Bald kann ich mich nicht mehr herausreden mit „ich bin Student, ich darf das!“. Bald beginnt der von allen so gefürchtete Ernst des Lebens, die endgültige Schwelle zum Erwachsensein. Waren die existenziellen Fragen meines Lebens bis vor kurzem noch, welche Pizza ich heute bestellen soll, rücken nun Bewerbungsgespräche, Steuererklärungen und Versicherungen, die ich nun abschließen muss, in mein Leben. Bin ich da wirklich schon bereit für? Fange ich vielleicht doch noch ein Studium an, nur um das warme Studenten-Nest nicht verlassen zu müssen?
Nein! Denn es ist Zeit, sich von der Brust unserer schönen Almar Mater zu lösen und flügge zu werden, schließlich hat sie mich lange genug mit feinstem Mensa-Essen gefüttert. Apropos Mensa-Essen. Etwas über vier Wochen habe ich noch Zeit, all die Dinge zu genießen, die das Studentenleben in Rostock so lebenswert machen. Mensen gehen gehört natürlich auch dazu. In diesen vier Wochen werde ich so oft Straßenbahn fahren wie nur möglich, bevor mich der Kauf einer Tageskarte arm macht. Ich werde die Nacht zum Tag machen, feiern bis die Sonne aufgeht und „die Wolken wieder lila sind“, dann den ganzen Tag im Bett verbringen, Pizza bestellen und Serien gucken. Dinge, die in Zukunft, wenn überhaupt, nur noch am Wochenende möglich sind. So sagt man zumindest. Erst dann bin ich bereit, um endlich erwachsen zu werden.
Die Tage an unserer schönen Uni sind gezählt, doch mutig stelle ich mich dem, was sich hinter der Tür der Exmatrikulation befindet. So schlimm kann es wohl nicht werden. Und hey, Studentenkeller, vielleicht siehst du mich doch eines Tages mal wieder bei dir abzappeln und hey, Call a Pizza, auch du wirst garantiert noch mal von mir hören. Ein bisschen Studenten-Blut wird schließlich mein Leben lang durch meine Adern fließen. Und wenn mir morgens auf dem Weg zur Arbeit ein verkaterter Student frisch von der Party entgegenkommt, werde ich zunächst sehnsüchtig seufzen, doch dann mit einem stolzen, kleinen Lächeln an ihm vorbeigehen.
Ciao Ciao, schönstes Studentenleben.