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Warum du in Rostock Blut spenden solltest – und wie das abläuft

Blutspenden werden immer gebraucht: (Unfall-)Chirurgie und Onkologie (zum Beispiel Krebspatienten) sind darauf angewiesen. Patienten benötigen zum Teil über Jahre täglich Blutkonserven. Um den Bedarf zu decken, gibt es Spendeneinrichtungen. Die haben aktuell ganz schön zu kämpfen: Durch die anhaltende Grippewelle gibt es Engpässe, weil viele Spender ausfallen, berichtet die WELT. Eine der Spendeneinrichtungen ist das Institut für Transfusionsmedizin an der Uniklinik Rostock. Dort verzeichnete man laut Deutscher Presse-Agentur seit Anfang Februar einen Spenderrückgang von bis zu 50 Prozent. 
Höchste Eisenbahn also, selbst zum Blutspender zu werden. Unsere Autorin (im Folgenden aus der Ich-Perspektive) hat das zum Anlass genommen, euch zu zeigen, wie so eine Blutspende abläuft. „Jeder erwachsene Mensch sollte Blut spenden“, so der Facharzt für Transfusionsmedizin der Uniklinik Rostock, Nico Greger. Mir hat er hinterher erklärt, was mit dem gespendeten Blut passiert. Warum Blutspenden wichtig ist, wer spenden darf und wo, findet Ihr am Ende dieses Artikels unter FAQs.
Alle Bilder: Karolin Hebben

So läuft eine Blutspende ab

Da in den Unikliniken unseres Landes der größte Bedarf an Blutkonserven herrscht und das Blut direkt beim Patienten landet, spende ich seit Jahren Vollblut, Plasma und Thrombozyten an der Unimedizin in der Waldemarstraße 21D (KTV). Frauen dürfen viermal im Jahr eine Vollblutspende abgeben – und heute bin ich mal wieder dran. 
„Hallo, Frau Hebben“, werde ich freudig begrüßt. Die Blutspendeeinrichtung ist wie eine kleine Familie – und wenn man öfter kommt, kennt man sich und gehört dazu. Wie vor jeder Spende muss ich zunächst einen Bogen mit Gesundheitsfragen ausfüllen, genug gegessen und getrunken haben.

Im Aufenthaltsraum fülle ich meinen Gesundheitsbogen aus. Was auf dem Bogen alles gefragt wird, lest Ihr unter FAQs.

Anschließend geht’s ins Spenderzimmer – aber zuerst wird mir hier eine Blutprobe entnommen, um zu checken, ob alle meine Werte stimmen. Der Eisenwert zum Beispiel muss bei Frauen mindestens bei 7,8 mmol/l liegen und die weißen Blutkörperchen dürfen nicht erhöht sein, weil sie sonst auf eine Infektion, zum Beispiel eine Erkältung, hindeuten. Mir hat so tatsächlich mal eine Ärztin beim Blutspenden eine Erkältung vorausgesagt.
Mir wird eine Blutprobe entnommen.

Anschließend misst ein Arzt meinen Blutdruck. Alle gesundheitlichen Voraussetzungen sind erfüllt und es geht für mich wieder in den Spenderraum. Ich darf mir eine Liege aussuchen, heute ist nicht viel los.
Welche Liege sieht am gemütlichsten aus?

Jetzt wird’s ernst: Es geht an mein Blut. Aber eigentlich beginnt hier auch erst der Spaß. Denn die Schwestern machen es sich zur Aufgabe, einem ein wohliges Gefühl zu vermitteln und bei Bedarf mit Gesprächen vom Pieksen der Nadel abzulenken. Immer herrscht gute Stimmung, es werden Witze gemacht.

Wenn man mal selbst eine Spende braucht, muss man schließlich auch die Nadel ertragen – und dann will man das auch.
– Mitarbeiterin bei der Blutspende

Ich gebe zu: Die Nadel ist nicht die dünnste. Angst vor Nadeln ist aber kein Grund, nicht zu spenden – auch ich mag sie nicht besonders. Im Moment des Punktierens sieht mein Gesicht ungefähr so aus wie das von Onkel Vernon, wenn wieder ein Hogwarts-Brief durch den Briefschlitz flattert. Der Moment ist aber schnell vorbei. Solange es keine ausgeprägte Phobie ist, treiben die Schwestern einem die Angst aus. „Wenn man mal selbst eine Spende braucht, muss man schließlich auch die Nadel ertragen – und dann will man das auch“, sagt mir eine Mitarbeiterin. Wo sie recht hat.

500ml Blut laufen aus meinem Körper in eine Konserve.

Meine zuständige Schwester punktiert mich, befestigt die Nadel mit Klebestreifen auf meinem Arm. Durch einen Schlauch wird mein Blut in eine Konserve geführt, das kann ich beobachten – aber wenn ich nicht möchte, schaue ich weg. Auf einen kleinen herzförmigen Ball soll ich während der Spende immer mal wieder mit der Faust drücken. Das regt den Blutfluss an. Nach wenigen Minuten habe ich 500ml Blut gespendet, ich bin fertig. Ich habe gar nichts mitbekommen, weil ich mich mit der Schwester über Urlaubsziele unterhalten habe. Ich bleibe noch sitzen, weil sich der Kreislauf stabilisieren muss und auch, weil das Gespräch noch gar nicht zuende ist.
Bis mein Kreislauf sich stabilisiert, entspanne ich mich auf der Liege und unterhalte mich mit der Schwester.

Anschließend kreuze ich auf einem geheimen Papier an, dass mein Blut verwendet werden darf und werfe ihn in einen Kasten. Von der freundlichen Empfangsmitarbeiterin bekomme ich eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro und ein Esspaket: Ein Joghurt, eine Mandarine, Kekse und eine Tafel Ritter Sport sind darin. Im Aufenthaltsraum gibt’s Kaffee, Tee und Wasser satt.
Die Schwester vom Empfang belohnt mich nach der Spende mit meiner Aufwandsentschädigung: ein Essenspaket und 20 Euro.

Als ich wohlgenährt und bereit bin, zu gehen, holt ein Lieferant grade meine und andere Spenden ab und fährt sie zur Uniklinik. Ich fahre ihm hinterher.

Das passiert mit meinem Blut nach der Spende

Mein Blut fährt in das Institut für Transfusionsmedizin in der Schillingallee. Dort treffe ich Facharzt Nico Greger. Er betreut den Weg jeder Blutspende vom Spender bis zum Patienten. Er nimmt mich mit in die „Prep“: Dort landen die Konserven direkt nach der Spende. Zuerst wird das Blut zwei Stunden lang gelagert, damit mögliche Bakterien von den weißen Blutkörperchen „aufgefressen“ werden können. Danach erlebt mein Blut eine Karusselfahrt in der Zentrifuge.

Hier wird mein Blut zentrifugiert.

Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) setzen sich in der Konserve unten ab, die weißen Blutkörpchen und die Blutplättchen bilden die Mittelschicht und oben schwimmt das farblich an ein kühles M&O erinnernde Plasma. Drei verschiedene Konserven werden aus meinem halben Liter Blut hergestellt, die im Idealfall drei Patienten helfen können. In -80°C wird mein Plasma anschließend schockgefroren, um die Proteine haltbar zu machen. So ist mein Plasma bis zu zwei Jahre einsatzbereit.
In der Truhe (links) wird mein Plasma bei -80°C schockgeforen.

Meine roten Blutkörperchen können sechs bis sieben Wochen gelagert werden, die Thrombozyten vier Tage – und das nur bei 22°C – „Die mögen’s kuschelig warm“, scherzt Greger – und unter ständiger Bewegung.
Thrombozyten haben es hier kuschelig warm und werden durch einen Mechanismus ständig bewegt. So sind sie vier Tage haltbar.

Bevor ein Teil meiner Spende an einen Patienten geht, wird es im Labor untersucht – zum Beispiel auf HIV, Hepatitis B und C. Hier erklärt mir Greger auch den Grund, warum Auslandsaufenthalte angegeben werden müssen: Malaria, der Westnilvirus oder Chikungunya zum Beispiel sind eine große Gefahr. Getestet werden kann außerdem immer nur auf bekannte Krankheiten – und bekanntlich sind Viren dynamisch, entwickeln sich weiter, neue Krankheiten entstehen.
Im Labor wird mein Blut auch testweise bei der Kreuzprobe mit dem Blut des Patienten zusammengeführt. Verklumpt es nicht, harmoniert es miteinander und kann dem Patienten verabreicht werden.
Facharzt Nico Greger zeigt mir auch, wo die Konserven mit den Erythrozyten aufbewahrt werden – bei 4°C im Kühlraum.

FAQs

Was habe ich von einer Blutspende?

Du hilfst Menschen und rettest Leben – das hat oberste Priorität. Blutspenden ist für deinen Körper nicht ungesund. Die gespendete Menge ist im Vergleich zur Gesamtblutmenge so gering, dass der Körper den Verlust sehr schnell wieder ausgleicht – du solltest nur am gleichen Tag keinen Sport machen, weil das deinen Kreislauf überfordern könnte. Wenn du spendest, wird deine Gesundheit auch regelmäßig gecheckt – das kleine Blutbild ist quasi inklusive. Außerdem erhältst du eine Aufwandsentschädigung. Bei der Blutspende bekommst du 20 Euro, für Plasma 20 Euro, für Thrombozyten sogar 60 Euro, weil der Zeitaufwand bis zu zwei Stunden umfasst. Bei allen Spenden gibt es auch ein Essenspaket.

Aufwandsentschädigung.

Gibt es negative Folgen?

Manche Patienten können mit Kreislaufproblemen reagieren, ab und zu entsteht auch mal ein blauer Fleck an der punktierten Stelle. Das kommt vor und ist ganz normal. Sind die Kreislaufprobleme zu stark, sollte man von einer Spende absehen.

Warum ist Blutspenden so wichtig?

Menschen, die etwa durch Gefäßverletzungen bei Unfällen viel Blut verlieren, brauchen Ersatz. Krebspatienten, zum Beispiel Leukämiekranke, brauchen wegen der Chemotherapie manchmal bis zu zwei Jahre lang täglich Konserven. Mehr als tausend Patienten hat die Uniklinik momentan. Auch außerhalb von Grippezeiten kommt die Unimedizin in Rostock lange nicht auf so viele Spender, dass sie sich selbst versorgen kann. 300 Spenden bräuchte sie wöchentlich, 100 sind im Schnitt die Realität. Nur ein Drittel der benötigten Blutspenden kann sie selbst aufbringen, der Rest muss teuer eingekauft werden.

Wo sollte ich spenden?

Die Unimedizin in Rostock ist dafür deutlich die beste Adresse. Andere, private Anbieter in Rostock sind zwar auch wichtig, da sie zum Beispiel Bluter mit bestimmten Proteinen versorgen können. Dennoch kann man sich bei der Unimedizin sicher sein, wirklich etwas Gutes und Notwendiges zu tun – denn das Blut geht dort direkt an Patienten in Rostock, was auch mal wir selbst sein könnten. Besonders in kleineren Städten wie Rostock ist die Konkurrenz mit den privaten Spendediensten ein großes Problem. Da die Spender sich auf alle Einrichtungen aufteilen, fehlen der Unimedizin Blutkonserven. Die müssen sie bei privaten Anbietern teuer einkaufen.
Universitätsmedizin Rostock 
Institut für Transfusionsmedizin – Blutspende
Waldemarstraße 21D
Öffnungszeiten
Blut spenden kann man ohne Termin. Für die Spende Plasma und Thrombozyten muss man vorher Blut gespendet haben. Termine unter: 0381 2033630.
Montag: 10 – 18 Uhr
Dienstag: 7:30 – 15 Uhr
Mittwoch: 10 – 18 Uhr
Donnerstag: 7:30 – 15 Uhr
Freitag: 7:30 – 15 Uhr

Die Blutspendeeinrichtung der Uniklinik Rostock in der Waldemarstraße 21B.

Darf ich überhaupt spenden?

Spenden darf, wer alle gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt. Das kleine Blutbild, das vor Ort gemacht wird, muss in Ordnung sein. Man muss mindestens 50 Kilo wiegen. Unter bestimmten Bedingungen wird man für einige Zeit von Spenden ausgeschlossen – das können Tättowierungen, Auslandsaufenthalte oder Impfungen sein. Das wird beim eingangs erwähnten auszufüllenden Bogen abgefragt. Wie bereits erwähnt, ist eine Angst vor Nadeln kein Ausschlussgrund. Menschen mit Kreislaufschwankungen sollten allerdings lieber von einer Spende absehen. Alle Voraussetzungen findest du noch einmal hier.

Diese Gesundheitsfragen werden vor der Spende gestellt (Seite 1).

Diese Gesundheitsfragen werden vor der Spende gestellt (Seite 2).

 

Vielen Dank an Nico Greger und das gesamte Institut für Transfusionsmedizin.

 

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