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G20: Der Sieg des Stumpfsinns über den Protest

Der G20-Gipfel ist in vielerlei Hinsicht wahrlich nicht das Gelbe vom Ei. Demonstrationen und Proteste sind da durchaus zu begrüßen, weil doch einige Komponenten einer solchen Veranstaltung von Zwielichtigkeit und Doppelmoral begleitet werden, obgleich nicht alles daran zu verteufeln ist.

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Foto: kristin_meyer auf Instagram

Man kann vom G20-Gipfel halten, was man will. Zumal sich die Mächtigen der Welt derzeit bei Weitem nicht mit Ruhm bekleckern. Ebenso verhält es sich mit dem Schwarzen Block oder dem Vorgehen der Polizei. Alle haben ihre Schwarzen Schafe.
Was jedoch in der gestrigen Nacht veranstaltet wurde, hat weder etwas mit Politik noch mit Protest zu tun. Wer sich vermummt und mit „Welcome To Hell“ ankündigt, hat definitiv keinen friedlichen Protest im Sinn. In Zeiten wie diesen, gezeichnet von Gewalt und Terror, ist jedoch genau das, was in Hamburg passiert ist, das komplett falsche Zeichen. Was gibt jemandem das Recht, Läden zu zerstören und zu plündern, fremde Autos anzuzünden und sich so zu verhalten, dass kriegsähnliche Zustände herrschen?
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foto: oh_its_olivia auf instagram

Seit wann zählt es zu den Eigenschaften linker Gesinnungen, zu pauschalisieren, intolerant und vorurteilshaft zu handeln – auch in Bezug auf Polizei? ACAB würde bedeuten, dass jeder gottverdammte Mensch unter diesen tausenden Polizisten ein sogenanntes „Bullenschwein“ wäre. Welch kleingeistige Haltung. Sicher gibt es einige Polizisten, die ihres Amtes enthoben werden müssten. Und sicher sind nicht alle aus dem Schwarzen Block gewalttätige Randalierer. Selbst einige Aktivisten der Roten Flora konnten die Raserei einiger Mitstreiter weder nachvollziehen, noch tolerieren.
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foto: blubbuldblub auf Instagram

Wie bei Kindern geht es darum, wer zuerst angefangen hat. Und damit ist es dann gerechtfertigt, durch das Schanzenviertel zu wüten, Brände zu legen und Bewohner samt ihrer Kinder in Gefahr zu bringen und deren Viertel zu einem Kriegsschauplatz zu machen. Die eigentlich bedeutende Frage ist nicht die nach der Schuld, sondern die nach dem gesunden Menschenverstand, den nicht wenige gestern haben vermissen lassen. Egal, wie unkorrekt sich die Polizei oftmals verhalten mag, egal wie fragwürdig die Veranstaltung eines G20-Gipfels auch sein mag, nichts rechtfertigt eine derartige Aggression und Zerstörungswut.
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foto: vincepast auf Instagram

Wie kann man es rechtfertigen, so viele unschuldige Menschen in Gefahr zu bringen und so viel Schaden anzurichten? Kann man nicht.
Gleichzeitig überschatten diese Gewaltexzesse jene Demonstrationen und Proteste, die wirklich Inhalt und Strahlkraft hatten, die von Sinn und großem, intelligenten Geist zeugten – nicht nur gegen die Politik, sondern teils ebenso gegen die Polizei. Davon gab es nicht wenige, aber die Täter haben es geschafft, diese zu einer Randnotiz werden zu lassen. Es gilt, jene zu würdigen, die ein friedliches Zeichen gegen die Ungerechtigkeiten der Welt gesetzt haben, die verstanden haben, was die Gesellschaft für einen Protest benötigt. Dies ist nicht hoch genug anzuerkennen.
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foto: nicofredottop auf Instagram

Mit dem Protest der Randalierer – wenn man es denn Protest nennen will – wird nichts erreicht, außer blinder Hass und Gegengewalt. Ghandi sagte einst: „Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein.“ Und in exakt diese Richtung steuern uns diese extremen Tendenzen. Es wird nichts erreicht, außer zunehmende Spaltung, doch ist genau das wahrscheinlich das Ziel, gepaart mit einer Prise Gleichgültigkeit.
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Foto: delariakuehn auf Instagram

Was wollte damit erreicht werden? Einen Krieg gegen vermeintlich kriminelle Polizisten führen? Sie haben Krieg gegen unschuldige Anwohner Hamburgs geführt, ohne dass ihnen das vielleicht bewusst ist. Die Anwohner und Ladenbesitzer tragen den größten Schaden davon – und die können am wenigsten für diese ganze Misere.
Darum – es kann nicht oft genug betont werden – müssen die Aktionen friedlicher Demonstranten mehr strahlen. Denn ihr Protest war von Gehalt. Seifenblasen gegen Wasserwerfer. Samba gegen Polizeigewalt. Greenpeace gegen Klima-Sünder. Kreativität statt Stumpfsinn. Bunt statt Dunkel. Yoga statt Gewalt. Liebe gegen Hass. Lärm statt Zerstörung. Besinnung statt Zorn. „1000 Gestalten“ statt tausend fliegende Steine.

Doch an dieser Stelle muss auch harsche Kritik an der Exekutive fallen, denn der Polizei reichte der im Verhältnis eher kleine Schwarze Block, um die Versammlungsfreiheit selbst friedlicher Demonstranten stark einzuschränken und teils völlig unverhältnismäßig gegen sie vorzugehen. Und das vor den Augen Putins und Erdogans, die wegen ihrer Demonstrationsverbote aus unseren Reihen so stark kritisiert werden.
Friedlichem Protest muss eine größtmögliche Fläche geboten werden. Mehr Fingerspitzengefühl und Weitsicht täte letztendlich nicht nur den Randalierern gut.

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