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"Der Flohmarkt ruft, alles klötert und staubt."

Meine Freundin musste mal wieder ihren Kleiderschrank entmisten und wollte dazu den Flohmarkt am Circus Fantasia wahrnehmen, all den vermeintlichen Plunder loszuwerden. Ihr Glück, dass ich einen transportfreudigen Kombi hatte. Frühmorgens – wie ein Student die Zeit zwischen 9 und 10 Uhr nennt – sollte ich alles an den Stadthafen kutschieren.

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„Tritt ein und schleich herum, tauch ab und zieh dich um.“

Dumm nur, dass einen Abend vorher das KTV-Fest war und wir die Korken haben knallen lassen. Was ich diese Idee vom Flohmarkt morgens verfluchte aber was tut man nicht alles für sein Mädchen. Verkatert setzte ich mich ans Steuer und brachte sie griesgrämig zum Circus und zwar in der unumstößlichen Gewissheit, nur beim Aufbauen zu helfen und mich dann postum wieder ins abgedunkelte Zimmer zu verkriechen. Flohmärkte waren mir eh schon immer suspekt.
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„Du hast bestimmt noch Glück, komm geh‘ halt noch ein Stück.“

Der „Flowmarkt“, wie er sich wortspielerisch nannte, war gut besucht. Die Leute, die hier herumliefen, waren interessiert. Sie ließen sich Zeit, guckten mal hier und mal da – ein wenig tratschen musste auch drin sein, während im Hintergrund ein DJ Musik auflegte. Mit Getränken, Bratwurst und Kartoffelsalat wurde für das leibliche Wohl gesorgt. Und dann wäre da noch die Fülle an Kuchen – eine Möglichkeit der Standgebühr, wenn das Kuchenbacken einem lieber war als 5€ zu zahlen. Im Zirkuszelt gab es zudem einen Kinder-Akrobaten-Spielplatz, wenn man es so nennen will. Es deuchte mir, dass der Circus Fantasia einiges richtig machte.
Immer wieder kamen Leute an unseren Stand, die wir kannten. Die Atmosphäre war, zwischen all den Retro-Zirkus-Wohnwagen und durch die Lage direkt an der Waderkant, sowieso eine sehr schöne. Wir saßen Mitten in einem bunten Wimmelbild voller Klöterkram. Ein perfektes Motiv für ein richtig fieses Puzzle mit 1000 Teilen.
„Ach, was soll´s“, sagte ich mir. „Ich bleib noch ein bisschen hier und leiste meiner Freundin Gesellschaft.“ An der frischen Luft auszukatern, war sicher nicht das Verkehrteste.
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Platten wühlen im Schuhkarton.

Manche Stände quollen über vor Ramsch, während andere wirklich interessante Produkte anboten. Fest steht, dass der Verkauf von Kleidung am angesagtesten war – allerdings handelte es sich dabei fast ausschließlich um Frauenkleidung, was für die Herren der Schöpfung natürlich ein Ärgernis war. Ansonsten gab es himmelweite Unterschiede zwischen den Händlern. Da waren einerseits die Mütter mit ihren Kindern, die das Kinderzimmer entrümpeln wollten, die passionierten Schallplattenliebhaber, die Antiquare, die Kleinkünstler, die ihre eigenen Werke an die Leute brachten und sich zeigen wollten, junge Damen (wie meine Freundin), die ihren Kleiderschrank entmisteten, die Marktschreier und -schweiger oder die Profis, die ihre Produkte weit jenseits der ansonsten als etabliert scheinenden Grenze von maximal 10 € verkauften. Letztere boten beispielsweise richtig gute Fahrräder an.
Und dann wären da noch jene Stände, die – und da bin ich mir sicher – verfluchte Gegenstände verscherbelten. Einäugige Puppen, unheimliche Porzellan-Figuren, verstaubte vermenschlichte Tiere, seltsamer Schmuck und irgendwelches Zeug, das extrem wertvoll aussah aber für 2€ über den Tisch ging. Erzählt mir doch nicht, dass das alles mit rechten Dingen zuging. Definitiv wurde irgendwo auch „Napoleons Stuhl“ aus X-Faktor verschachert – dieser arme Teufel, der ihn kaufte. Diese okkulten Stände sind der Grund meiner bisherigen Flohmarkt-Phobie.
gruselige Puppe
Puppe aus der Hölle

Doch blendet man solche Stände, die einem Gruselkabinett gleichen, aus, dann muss ich gestehen, dass mir dieser Tag auf dem Flohmarkt immer mehr gefiel. Es machte einfach Spaß die Leute und die umliegenden Stände zu beobachten, mit den Menschen und anderen Händlern ins Gespräch zu kommen oder wenn potenzielle Käufer um deinen Stand kreisten, wie ein Fisch um den Haken. Die Pose zappelte, wenn ein Kleidungsstück angefasst wurde. Folgte dann die Frage nach dem Preis, war das Ding praktisch geritzt. Käufer und Verkäufer fanden natürlich immer eine Einigung. Meine Freundin drückte eh immer beide Augen zu, wenn es um den Preis ging. Zu gern hätte ich eine Glocke gehabt, die ich bei jedem Verkauf hätte läuten können.
Einige Produkte wurden hingegen ständig nur „angeknabbert“ aber nicht „geschluckt“. Es gab klar favorisierte Stücke, die immer wieder angefasst und probegehalten wurden aber einfach nicht über den Tisch gingen.
Irgendwann kamen auch noch Freunde von uns vorbei, die uns Pfannkuchen vorbeibrachten und sich zu uns gesellten. Aus einem Verkaufs-Duo wurde nun ein Team. Und so saßen wir hinter unserem Kleidertisch, tranken, aßen, quatschten und verkauften. Herrlich.
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„Ein Crêpes mit Apfelmus, bevor ich weitersuch‘.“

Meine Flohmarkt-Phobie habe ich seitdem abgelegt. So ein Markt ist tatsächlich mehr als eine Ansammlung verstaubten Tinnefs – das habe ich an diesem Tag gelernt. Außerdem nahm ich die Erkenntnis mit, dass Jungs, die Frauenklamotten verkaufen, viel erfolgreicher sind als es gleichzeitig ein Mädchen wäre. Wahrscheinlich war es den Kunden einfach sympathisch, dass ich mit einem Kumpel kurz den Stand übernahm und wir mit ihnen über den Wert eines Blumenkleides diskutierten.
Das einzig Negative an diesem Sonntag: Da ich mich nicht vor der Sonne schützte und eine Sonnenbrille trug, sah ich abends im Gesicht aus als wäre ich ein gottverdammter roter Panda.

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