Carsten Opitz (29) ist die wohl fleischgewordene Freundlichkeit, ohne diese zu heucheln oder dabei anstrengend zu sein. Man muss ihn einfach sympathisch finden. Mit solch einem Wesen ist sein Nebenjob im Wupatki – dem vielleicht schönsten Spielzeugladen Rostocks – wie maßgeschneidert für ihn. Seine eigenen vier Wände unterscheiden sich kaum von seinem Arbeitsplatz. Wo bei einigen Bilder hängen oder Kleiderschränke stehen, findet man bei ihm Regale voller Brettspiele – über 380 (!) an der Zahl. Kommt ein gutes Spiel auf den Markt, hat Opitz es sich wahrscheinlich bereits gekauft und freut sich darüber, es Leuten vorzustellen. Man muss nicht lange überlegen, um zu erkennen, wofür er brennt. Zu spielen, sei eine Art mit „Mitmenschen zu bonden und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen“, sagt er.
Es klingt fast logisch, dass ein Carsten Opitz einen Brettspiele-Tag veranstaltet. Auf die Frage, wie diese Idee zustande kam, erwähnt er Wil Wheaton – man kennt ihn aus Star Trek oder als Erzfeind von Sheldon Cooper aus Big Bang Theory. Wheaton moderiert eine YouTube-Brettspiele-Show namens „Tabletop“. Und da diese Show so erfolgreich wurde, rief man 2013 den „International Tabletop Day“ aus, an dem weltweit Spieleläden unterstützt werden, einen Spiele-Tag zu veranstalten. Opitz nahm diese Inspiration zum Anlass, im darauffolgenden Jahr ebenfalls einen Brettspiele-Tag zu veranstalten. Seine Freunde und er hatten einfach Lust darauf, anderen Freunden und Freundesfreunden coole, moderne Brettspiele zu zeigen. Nun veranstalten sie diesen Tag schon zum vierten Mal – seit 2014 einmal jährlich.
Gestellt werden beachtliche 150 Spiele, die alle kostenlos ausprobiert werden dürfen – jedes davon ist handverlesen. Es handelt sich dabei um moderne Brettspiele, von lockeren Partyspielen und lustigen Geschicklichkeits-Aufgaben, über Knobeleien bis zu strategischen Heraufforderungen. Man gibt sich Mühe, auch unbekanntere Designs zu zeigen und verzichtet bewusst auf viele Klassiker. Schach, Dame, Mensch ärgere dich nicht oder Die Siedler von Catan wird man nicht finden, da die meisten Leute diese Spiele eh schon zu Hause haben. Außerdem ist die Altersgruppe von 0-8 eher weniger abgedeckt. Wer Lust darauf hat, ein paar unbekannte „Perlen“ zu finden und auf Entdeckungstour zu gehen, der ist beim Welt-Brettspiele-Tag im Peter Weiss Haus genau richtig. Idealerweise kommt eine Gruppe Freunde an, wählt fix ein Spiel aus, setzt sich und hat dann ein paar Stunden lang eine schöne Zeit.
Die Vorbereitung hatte es übrigens in sich. Dieses Jahr saß Opitz bestimmt vier Wochen lang allein an der Ausarbeitung von „Hand Outs“, um den Leuten bei der Auswahl so vieler Spiele zu helfen. Vor Ort soll den Gästen so viel wie möglich abgenommen werden – sei es beim Aufbau der Spiele und Erklären der Regeln oder bei der Befriedigung des Hungers, denn selbstverständlich gibt es auch Obst und diverse Knabbereien. Trotz all dieser organisatorischen und kreativen Mühen, verzichtet Opitz auf Eintritt und Ausleihgebühren. Die Leute sollen einfach kommen und Spaß haben – ja, auch so etwas gibt es heutzutage noch.
Wer heute also noch nichts vor hat, der sollte sich den Welt-Brettspiele-Tag im Peter Weiss Haus unter keinen Umständen entgehen lassen. Ab 13 Uhr rollen die Würfel!