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Student und Papa sein: Kein Kinderspiel (aber auch keine Hercules-Aufgabe)

Dienstag ST, Mittwoch Keller und Donnerstag LT, ehe ab Freitag bis Sonntag die Korken knallen, denn schließlich ist ja Wochenende. Für einige studierende Bierathleten ist das reine Routine. Zur gleichen Zeit besteht die Routine einiger anderer Studenten darin, Windeln zu wechseln. Kai (29) ist einer von Letzteren. Er ist ein studierender Vater. Seine Tochter Mia ist ein halbes Jahr alt und ein Wunschkind. Glücklicherweise ist Kai nicht alleinerziehend. Julia (29) ist die Mutter des kleinen Wurms. Normalerweise arbeitet sie als Ärztin, doch gerade ist sie im Mutterschaftsurlaub. Das Partyleben hat sich fürs Erste gegessen. Ob sie mit auf die Piste wollen, werden sie auch immer seltener gefragt. Klar, ab und zu sind sie sehnsüchtig – aber man trägt nunmal Verantwortung – und tut das gerne. Im Freundeskreis weichen die nimmermüden Säufer und Hedonisten mit Peter-Pan-Syndrom allmählich anderen Eltern, die man in irgendwelchen Kursen kennengelernt hat.
Papa Ostsee
Kai und Julia gehen nun häufiger zu dritt irgendwo essen. Gemeinsame Kinogänge sind nicht drin, da Mia noch zu klein für all den Lärm einerseits ist und für Babysitter andererseits. Das ist anfangs natürlich normal. „Sobald das Kind eigenständiger wird, muss sich auch das Ausgehen und Feiern wieder steigern“, sagt Kai.
Das junge Paar fühlt sich auch nicht endgültig erwachsen, sondern viel eher jünger als zuvor. Zwischen all den „Bubus“ und „Dadas“, die wieder in den Wortschatz aufgenommen werden, stehe man plötzlich vor einer völlig unbekannten Herausforderung – eine Situation, die man als Kind und Heranwachsender so häufig durchlebt. Kai sagt, er hätte sich auch erstmal an das Baby gewöhnen müssen. Man muss sich an dieses kleine Geschöpf annähern, ist anfangs vorsichtig und unsicher im Umgang. Es gibt so viel Neues zu entdecken und zu bewältigen. Und dann gibt es für ihn ja auch noch das Studium…
Studieren Papa
Einiges hat sich verändert, vor allem, wenn es ums Lernen oder dergleichen geht. Gefühlt ist es durchweg laut in der Wohnung. Man steht permanent unter Strom. Als Kai neulich an seiner Hausarbeit schrieb, arbeitete er eine halbe Stunde lang etwas aus, dann schrie das Baby, der rote Faden war daraufhin weg und musste wieder gefunden werden. Es ist schwierig, sich auf diese Art und Weise in ein Thema einzuarbeiten. Man muss immer auf Abruf sein.
Ohne Julia wäre das Ganze kaum machbar und so versucht sie, ihm möglichst viel Ruhe zu verschaffen. Der Spagat zwischen Student und Vater ist daher noch nicht so groß, solange die Mutter zu Hause ist. Danach arbeitet Julia wieder und Mia muss in den Kindergarten gebracht und abgeholt werden. Dann muss anders geplant werden.
Baby Blue
Der Schlaf hat sich ebenfalls verändert und passt sich zwangsläufig dem Schlafverhalten des Babys an. Kai ist von Natur aus ein Frühaufsteher. „Man muss gut aus dem Bett kommen können“, sagt er. Darum – und weil er sich natürlich auch früher in die Federn legt – hängt er in Seminaren auch nicht durch. Allerdings muss man auch schonmal eine Veranstaltung sausen lassen oder kommt viel zu spät. Mia hat Termine und da sie alle nur mit großen blauen Augen anstarrt und das Gehen noch nicht zu ihren Paradedisziplinen gehört, braucht sie einen Dolmetscher und Chauffeur. Diese Jobs obliegen Mias Eltern und das kollidiert des öfteren mit Kais Studium.
Nun ist es laut seiner Aussage so, dass die Uni Rostock sehr kinderfreundlich ist. Es gibt sogar einen Uni-Kindergarten – allerdings mit sehr limitierten Plätzen. Die meisten Dozenten zeigen außerdem vollstes Verständnis für Verspätungen. Was soll man machen, wenn die Windel voll ist und in 5min zur Uni muss? Da drückt schonmal jemand ein Auge zu, der sonst nicht im Traum daran denken würde. Papa oder Mutti zu sein berechtigt zudem dazu, einen Härtefall zu beantragen und seine Studienzeit zu verlängern. Auch in Seminaren, in die man eigentlich nicht reinkommen würde, findet man häufig Platz. Ist das Kind krank, ist es möglich, seine Abgabefristen zu verlängern.
Kind Heranziehen
Das junge Paar aus Rostock fühlt sich jedenfalls ausreichend unterstützt – auch finanziell. Sie behaupten sogar, dass es im Studium vorteilhafter ist, ein Kind zu bekommen, als im Berufsleben. Als Student ist man flexibler und die Uni bietet einem mehr Vorzüge als der Arbeitsmarkt. Eine Schwangerschaft ist bekanntermaßen häufig ein Ausschlusskriterium für Arbeitgeber. Letztendlich kommt es aber auch auf die Intensität des Studiengangs an, ob ein Kind einen überfordert oder nicht. In jedem Fall sollte man eine gefestigte Beziehung führen, die mehrere Stresssituationen gleichzeitig aushält und sich gegenseitig stärkt. Man muss sich einig sein, darf nicht den Kopf in den Sand stecken. Vieles ist schwieriger geworden, nichts leichter. Darum ist Arbeitsteilung unabdingbar, sodass sich jeder auch mal ausruhen und ausleben kann. Wenn ein Elternteil mal feiern geht, schiebt das andere zu Hause „Wache“. Aber all die Hürden seien der Preis, um das Wunder zu erleben.
Irgendwann ist Kai kein Student mehr. Papa wird er sein Leben lang sein und dabei geht es nicht ausschließlich um ihn, wie im Studium. Es geht darum, einen vernünftigen Menschen heranzuziehen, dessen Schicksal in großen Teilen in seinen Händen liegt. Das ist sogar noch um einiges komplexer und umfassender als einen Stundenplan zu entwerfen. Und genau das muss er jetzt tun. Mia schläft gerade. Fragt sich nur, für wie lange. Die Zeit muss genutzt werden.

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