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Wie viel Rostock steckt wirklich im "Polizeiruf 110"?

Polizeiruf 110 Rostock

1971 wurde der Polizeiruf 110 in der DDR als Gegenstück zum Tatort geboren, seit 2010 wird auch in unserem schönen Rostock ermittelt. Am Samstag wurde die mittlerweile 20. Folge („Dunkler Zwilling“) um das Rostocker Ermittlerduo Kommissar Alexander Bukow (Charly Hübner) und LKA-Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) ausgestrahlt. Obwohl es zuvor schon reichlich Kritik für die teilweise wirklich unangebrachten Ermittlungsmethoden der Protagonisten gab, wurde die TV-Reihe im September mit dem ROLAND-Filmpreis auf dem Krimifestival „Tatort Eifel“ ausgezeichnet.

Das klingt, als ob die Serie wirklich etwas zu bieten hätte. Die Einschaltquoten am Samstag scheinen den Erfolg ja auch zu bestätigen: 8,88 Millionen Zuschauer sollen die Ermittlungen im Fall des „Ripper von Rostock“ verfolgt haben. Unsere Autorin, die sich noch nie wirklich für deutsche Fernsehkrimis begeistern konnte, hat sich diesen spektakulären Killer-Namen zum Anlass genommen, um zu schauen, wie viel Rostock eigentlich wirklich im Polizeiruf steckt.*

Zum Inhalt

Die Leiche eines 16-jährigen Mädchens wird nahe der Neptun-Schwimmhalle gefunden. Eine Gebärmutter hat sie nicht mehr, dafür war der Mörder aber so freundlich, ihre Schuhe fein säuberlich neben ihrem Kopf aufzustellen. Wenig später wird eine dänische Touristin furchtbar entstellt am Wasser gefunden, auch hier wurden die Schuhe akkurat über der rechten Schulter platziert. Beide Fälle erinnern an eine Mordserie, die schon Jahrzehnte zurückliegt. Im Verdacht: ein Dad-Joke Familienvater und ein schnöseliger Jurastudent.

Jetzt mag sich einer fragen: Jura in Rostock? Ist das wieder möglich?

„Jurabibliothek“ alias Südstadtbibliothek

Nein, ist es nicht. Die Universität Rostock hat zwar eine Juristische Fakultät, dort wird aber nur der Studiengang „Good Governance“ angeboten. Der Polizeiruf macht’s dennoch möglich und schon fahren die Ermittler in die Südstadtbibliothek – entschuldigt, Jurabibliothek – und befragen einen nicht mehr ganz so jungen Jurastudenten, der alle Klischees bestens erfüllt – von einer Pollunder-ähnlichen Weste bis zu lateinischen Rechtszitaten ist alles dabei.

Polizeiruf Rostock Südstadtbibliothek

Auch ganz witzig: Im Polizeiruf liegt die Südstadtbibl-, JURAbibliothek direkt um die Ecke vom Steintor. Wegen einer Straßensperre müssen die Ermittler ihr Auto in der Nähe des historischen Stadttors stehen lassen und zu Fuß weitergehen. Ist ja auch nur ein Katzensprung von dort bis zur Bibliothek, da kann man schon mal hin spazieren. Ging auch ganz schnell. Ein Schnitt und schon waren sie da.

Orte erraten

Zugegeben: Es macht schon Spaß, die Drehkulissen in das Rostocker Stadtbild einzuordnen. Ach guck, da fahren sie durch die Altstadt. Und wie schön sie den Stadthafen aufgenommen haben. Aber wo soll das denn sein, die Ecke kenne ich gar nicht? Kleine Schnitzer wie der kurze Weg zwischen Steintor und der Südstadtbibliothek waren da schon witzig.

In einer anderen Szene fährt der zweite Hauptverdächtige, ein Familienvater, die Freundin seiner jugendlichen Tochter nach Hause. Weil es dunkel ist, begleitet er sie noch bis zur Haustür. Gemeinsam gehen sie also neben einem Hochhaus in Schmarl entlang. Während die im Auto gebliebene Tochter im Handschuhfach wühlt und Klebeband und Schnappmesser findet, sehen wir als Zuschauer, wie der Vater wieder zurückkommt. Kenner der Gegend fragen sich jetzt, wo er die Freundin eigentlich abgesetzt hat. Die Hauseingänge sind in diesem Fall nämlich eigentlich auf der anderen Seite des Gebäudes.

Polizeipräsidium im Rostock-Style

In den Szenen, die auf dem Polizeipräsidium spielen, ist man dazu geneigt, durch die Fenster zu schauen, um den Standort irgendwie zu erkennen. Klappt leider nicht. Dafür haben die Produzenten aber in den Räumlichkeiten genug Anhaltspunkte versteckt, damit der Zuschauer auch ja nicht vergisst, dass sich die Ermittler in Rostock befinden. Feinste DDR-Küche mit schicken Fliesen und einer Retro-Eckbank, dazu eine Fischkopp-Tasse, aus der Herr Kommissar Bukow seinen Kaffee (oder vielleicht auch andere Substanzen) trinkt. Der Hansa-Wimpel auf der Pinnwand und das Feine Sahne Fischfilet-Poster dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Polizeiruf 110 Rostock
Polizeiruf Rostock Hansa

Apropos Hansa!

Woher soll der Zuschauer denn wissen, dass die Serie in Rostock spielt, wenn nicht durch verschiedene Hinweise auf Hansa? Neben dem Wimpel im Polizeipräsidium ist natürlich auch das Stadion selbst ganz kurz in einer Szene zu sehen. Außerdem führen die Ermittlungen auf ein zu einem Club umgebautes Schiff, wo der Ermittler von grölenden, betrunkenen Jugendlichen mit schiefem Fan-Gesang empfangen wird.

Polizeiruf Rostock Ostseestadion

Da stellt man sich als Rostocker doch die ernste Frage: Warum haben wir in echt nicht auch so ein cooles, alternatives Partyschiff, auf dem ganzjährig gefeiert werden kann?

„Rostocker Fischkopp-Schnack“

So wird der Dialog dieser Polizeiruf-Folge in einem Spiegel-Online Artikel beschrieben. Unsere Autorin hofft inständig, dass die Menschen außerhalb von Rostock und in südlicheren Regionen Deutschlands nicht wirklich denken, dass wir so plump und emotionslos sprechen und öfter mal schwer von Begriff sind. Im Spiegel Artikel wird bereits ein schönes Dialog-Beispiel erwähnt:

Katrin König: Die Körperteile sind seine Trophäen. Er baut sie in seine Fantasien ein.
Alexander Bukow: Hä? Hängt er sie in den Glasschrank, oder wie? Versteh‘ ich nicht.
Katrin König: Naja, wir haben ja kein Sperma gefunden. Er hat sie nicht vergewaltigt. Er bringt die Opfer um und durchlebt den sexuellen Akt dann später zu Hause.
Alexander Bukow: Wie? Er packt sich so eine Gebärmutter auf den Tisch und holt sich einen runter?

Tja, wie soll man Frau König auch verstehen, wenn sie so kryptische Worte wie Trophäen und Akt benutzt?

Fazit

Natürlich ist der Polizeiruf 110 nur eine Serie und hat damit keinen Anspruch auf 100%ige Korrektheit. Vermeintliche Fehler werden bewusst gemacht, um die Handlung runder wirken zu lassen und die Drehabläufe effizient gestalten zu können.

Dass Klischees und markante Merkmale der Stadt etwas hervorgehoben werden, ist nicht verwunderlich. Schließlich soll ein Wiedererkennungswert da sein, der den Zuschauern klar macht, dass das nicht irgendeine beliebige Stadt ist, sondern ganz genau Rostock. Die vielen kleinen Details bei den Requisiten und die Aufnahmen aus der Stadt haben das wirklich gut gezeigt. Unsere Autorin hatte als Rostockerin viel Spaß dabei, sich die Orte anzugucken und wiederzuerkennen und über kleine „Schnitzer“ zu schmunzeln. Zum Glück. Denn ohne diesen Ortsbonus wäre die Folge doch ziemlich langweilig geworden.


Uns interessiert auch eure Meinung: Was sagt ihr zu der Folge?

*Alle Bilder sind Screenshots aus der Folge „Der dunkle Zwilling“, die ihr euch sowohl hier als auch in der ARD-Mediathek ansehen könnt.

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