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Rostocker Segler findet toten Wal in der Ostsee: Dank uns, ist das keine Seltenheit

Nur wenigen ist wahrscheinlich bewusst, dass vor unserer Ostsee-Küste tatsächlich Wale ihren Lebensraum haben. Wenn ihr mit einem Boot rausfahrt oder mit der Fähre nach Nykøbing in Dänemark übersetzt, könnt ihr eventuell Glück haben und seht ihn. Er sieht aus wie ein untrainierter Delfin, wie ein Boots-Fender, maximal zwei Meter lang und schwimmt durch die Ostsee: der Schweinswal. Und er ist vom Aussterben bedroht. Schuld daran ist natürlich: der Mensch.

Foto: instagram @y.ahlers

Einer meiner besten Freunde ist leidenschaftlicher Segler. Das Meer und er sind unzertrennlich. Als er vor zwei Wochen zurück aus Dänemark nach Rostock segelte, sah er etwas Ungewöhnliches im Wasser. Zuerst dachte er an eine Robbe, dann an Treibgut, weil es sich nicht bewegte, ehe er dann dicht genug dran war und erkannte, dass es sich um einen toten Schweinswal handelte. 
Mein Kumpel erinnerte sich an einen Flyer, auf dem geschrieben stand, dass man jeden Schweinswal, den man sichtet – ob lebend oder tot – beim Meeresmuseum in Stralsund melden soll. Jede Meldung und jedes Fotomaterial liefert wichtige Hinweise zum Bestand und Verhalten von Schweinswalen. Das Problem ist aktuell, dass Meeresforscher nicht genügend Daten über die Populationsgröße und das Verbreitungsgebiet der Ostseesäuger haben. Ein effektiver Schutz der Tiere wird dadurch erschwert. Darum leistet ihr mit einer gemeldeten Sichtung einen wichtigen Beitrag zur Forschung und zur daraus resultierenden Rettung der Schweinswale. 
Hier zu sehen: Der totfund des Schweinswals

Sofern ein Totfund gesichtet wurde, solle man sich sofort telefonisch melden, damit der Kadaver so schnell wie möglich eingesammelt werden kann. In Stralsund wird das verstorbene Tier dann von Wissenschaftlern seziert und untersucht, um Daten zu erfassen und zu ermitteln, warum der kleine Schweinswal gestorben ist. Gründe dafür gibt es viele: Neben akustischer Belastungen durch zunehmenden Schiffsverkehr und Bauarbeiten auf See, sind vor allem auch die Überfischung ihres Jagdreviers und die stetig zunehmende Verschmutzung der Ostsee lebensbedrohlich für die Wale. 
Kurz vor Dänemark wurde der Wal gefunden.

Die größte Gefahr stellen jedoch die Stellnetze von Fischern dar, die aus unzähligen feinen Nylonfäden bestehen. Wenn sich ein Meerestier darin verfängt, gibt es kein Entkommen – auch nicht für einen Schweinswal. Besonders betroffen sind dabei Jungtiere. Nun ist es mitnichten so, dass die Fischer es auf die Wale abgesehen haben. Die Säugetiere sind ungewollter Beifang. Darum fordern Tierschützer, dass Stellnetze verboten werden, nur würde das viele kleinere Fischereibetriebe in den Ruin treiben, denn diese Fangmethode ist die mit Abstand effizienteste.
Diese gelbe Krickelkrakel-Linie ist die Route meines Kumpels. Und nein, er war nicht besoffen. Es war nur nicht so leicht den Schweinswal allein zu bergen. Nach einer Stunde Bergungsarbeit ist er (vielleicht) „ein wenig“ vom Kurs abgekommen.

Mein segelnder Kumpel, der von sich behauptet, ALLE Tier-Dokus zu kennen, war sich deshalb der Wichtigkeit einer Meldung bewusst. Leider erreichte er niemanden und beschloss kurzerhand, den Wal zu bergen, an sein Boot zu binden und nach Rostock zu bringen, damit der tote Säuger am nächsten Tag abgeholt werden kann. Dieses Unterfangen gestaltete sich aufgrund eines ordentlichen Wellengangs und des unfassbar widerlichen Gestanks des Kadavers als äußerst schwierig. Mehrmals, betont mein Kumpel, hätte er fast kotzen müssen, so sehr hat der tote Schweinswal gestunken – das soll ich unbedingt erwähnen.
Nicht nur unser Müll stellt ein großes Problem für die Weltmeere dar, sondern u.a. auch rücksichtslose Fischerei oder der zunehmende Schiffsverkehr. – Foto: instagram @brenneckedennis

Jedenfalls brachte er den Wal in den Rostocker Stadthafen zu seinem Liegeplatz in Gehlsdorf und ließ ihn dort über Nacht im Wasser an seinem Boot. Als mein Kumpel das Meeresmusuem am nächsten Morgen erreichte, waren die bereits informiert, da sich der Gestank des Wales über ganz Gehlsdorf verbreitete. Kurze Zeit später, nachdem bereits wenige Stunden vorher ein weiterer toter Schweinswal in Graal-Müritz aufgesammelt wurde, nahm man dann auch den Totfund meines Kumpels mit. 
Ihr seht: Tote Schweinswale sind keine Seltenheit. Und daran tragen wir eine erhebliche Mitschuld. Immer öfter hört man von Meeressäugern, die beispielsweise Plastiktüten in ihrem Magen hatten und daran zugrunde gingen. Allein im letzten Jahr wurden 58 tote Wale an die Küste Mecklenburgs gespült. Ihr Leid ist menschengemacht – wie allgemein so vieles. Woran der Schweinswal, den mein Kumpel gefunden hatte, gestorben ist, weiß er leider nicht. Die Wissenschaftler werden es herausfinden.

Habt Ihr einen Schweinswal gesichtet? Dann meldet Euch hier:


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