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#7 HRO-800: Ein Nachruf an die wohl kultigste Studentendisse Rostocks: Der Meli Club

Hurra, unser wunderschönes Rostock feiert dieses Jahr seinen 800. Geburtstag. Für uns ist das ein schöner Anlass, um mal richtig tief in der Rostocker Historien-Schatzkiste zu kramen und Euch jede Woche Montag eine geschichtliche Perle über unsere Hansestadt preiszugeben.

R.I.P bester Club vong Coolness.
Foto von der Facebook-Seite Meli Club Rostock

Unsere heutige kleine Zeitreise führt uns gar nicht so weit zurück. Taumelt man morgens leicht angetüdert aus dem LT-Club, fällt einem vielleicht der frisch errichtete, bunte Kindergarten gegenüber auf. Vor 5 Jahren, im Jahr 2013 wurde dort ein nahezu historisches Gebäude abgerissen, was von ungeahntem Wert war und vielen Ur-Rostockern das Herz brach. Die Rede ist von einem äußerlich tristen und abgeranzten Haus, das im Inneren jedoch den perfekten Studentenclub beherbergte. Und wenn wir perfekt sagen, dann meinen wir auch perfekt.

Kinder, waren das Zeiten!
Foto von der Facebook-Seite Meli Club Rostock

Öffneten sich am Wochenende die Türen des Meli-Clubs – Gott habe ihn selig – begegnete einem erstmal der Schwall der Nostalgie. Zigarettenqualm, gepaart mit Alkohol, abgestandener Kneipenluft und einer kleinen Note Weed im Abgang, begrüßten jeden Gast auf eine herrliche und sympathische Art. Im Meli war einfach jeder willkommen. Hautfarbe, Sprache, Dialekt, Bier oder Wein – schietegal. Hat man im Inneren eh kaum gesehen, da es immer urig dunkel war und die Schwaden der Zigaretten den Club in leichten Nebel hüllten. Es gab eine schmale Tanzfläche, die sich um das DJ-Pult herumschmiegte. In einem kleinen Zwischenraum wurde gechillt, gekickert oder einfach nur geraucht und getrunken. Eine Bar gab es natürlich auch: Deren Insassen kümmerten sich liebevoll um den Pegel eines jeden und schnabulierten dabei den einen oder anderen mit. Vong Sozialheit her.

Meli-Postkarte aus dem Jahr 1987. Einfach nur KULT!
Foto von der Facebook-Seite Meli Club Rostock

Hatte man keine Lust auf Großraum-Disse oder konnte man sich nicht entscheiden, ob Bar oder Club, zog es einen ins Meli. Vor allem Indie- und Alternative-Liebhaber kamen bei jedem Besuch voll auf ihre Kosten. Sogar Konzerte von unter anderem Dritte Wahl fanden dort statt. Und es gab Bier. In Massen. Waren der Club und seine Gäste erstmal voll – und das war aufgrund seiner „Größe“ wahrlich nicht schwer – schien es, als würde der Boden unter den Füßen bald nachgeben. Der knarrige, alte Holzboden wird wohl einigen noch lange in Erinnerung bleiben. Ebenso wie der ranzige und noch dazu weiße (!) Fusselteppich, der stets vor dem DJ-Pult herumgammelte. An besonders eskalierenden Partys wurde beobachtet, wie sich ein angetüdelter Gast den Teppich wie eine Decke um den Körper band. Ekel und Fremdscham machte sich unter den anderen Gästen breit, denn jeder wusste, dass der Teppich bereits ein eigenes Öko-System besaß. Auch der Vater unserer Redakteurin erinnert sich zu gern an seine früheren Meli-Zeiten.

Deine Eltern haben sich im Meli kennengelernt, ich habe deiner Mutter das Türschild Nr. 1 um den Hals gehängt – die Tür zum Bierfasslager. Die Wände waren mit Fantasie-Gemälden bemalt. Der brüchige Fußboden knarrte und schwankte bei jedem Schritt, besonders bei Rock’n‘ Roll. Rauchverbot gab es nicht.“

Eine traurige Nachricht.
Foto von der Facebook-Seite Meli Club Rostock

Ende Juli 2012 dann die traurige Mitteilung. Wegen Insolvenz schließt der wohl sympathischste Club der Stadt nach 35 Jahren. Am 1. September dann die letzte Party, das letzte Mal tanzen auf dem weißen Fusselteppich, das letzte Mal Rage Against The Machine hören, bevor im Meli-Club für immer die Musik ausgeht und die Rauchschwaden sich langsam verziehen. Trauer und Unmut machten sich breit.

Bernd ist traurig. Und wir auch.

Heute, nach 5 Jahren, sind nur noch ein paar Erinnerungen übrig an den wohl coolsten Studentenclub, den Rostock je gesehen hat. Meli, wir vemissen dich. Und deshalb eine Memo an uns alle: Unterstützt die kleinen, unscheinbaren Bars und Clubs, die Rostock zu dem machen, was es ist. Nämlich eine kunterbunte Studentenstadt mit den gemütlichsten und charmantesten Eckchen weltweit. Oder wie das Meli sagen würde:

„Wir haben absolut keinen Bock drauf, dass das Clubsterben und der damit verbundene Traditionsverlust in der Rostocker Kulturlandschaft weitergeht, nur damit Karl Arsch vonne Rennbahn nach Feierabend ungestört seinen Latte Macchiato auf seiner Loftterrasse schlürfen kann.“ (Meli Club Rostock)

7 Comments

  • Liz
    Liz

    Wow, toller Artikel. Gerne mehr davon. Es gibt ja noch ein paar mehr inzwischen abgerissene Gebäude bzw an andere Orte verlegte Lokale. Vielleicht macht ihr ja mal ne Zusammenstellung darüber? Vom Hörensagen kenne ich noch den Trafo…

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    • Luise Acker
      Luise Acker

      Lieben Dank für dein Lob Liz 🙂
      Die Zusammenstellung „vergessener Orte“ in Rostock klingt super. Da denken wir auf jeden Fall drüber nach und versuchen mal etwas draus zu zaubern.
      Liebe Grüße aus der StudentsStudents-Redaktion

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  • Torsten Weidmann
    Torsten Weidmann

    Schöner Artikel der Erinnerungen weckt. Ich war von 91-2003 aktives Clubmitglied. Der beschriebene Teppich muss erst nach meiner Zeit da gelegen haben, kann mich daran nicht erinnern und ich hab den Laden in all den Jahren oft genug durchgewischt.

    Antworten
  • Torsten Weidmann
    Torsten Weidmann

    Schöner Artikel der Erinnerungen weckt. Ich war von 91-2003 aktives Clubmitglied. Der beschriebene Teppich muss erst nach meiner Zeit da gelegen haben, kann mich daran nicht erinnern und ich hab den Laden in all den Jahren oft genug durchgewischt.

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    • Luise Acker
      Luise Acker

      Hallo Torsten,
      das ist ja spannend, dass du mal im Meli gearbeitet hast. Dann hat dir sicherlich auch das Herz geblutet, als der Club schließen musste oder? Der Fusselteppich stammt ungefähr aus dem Jahr 2010. 😉
      Liebe Grüße aus der StudentsStudents-Redaktion

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  • Lubos
    Lubos

    Als Mitglied des (ebenso lange nicht mehr vorhandenen) TP war ich natürlich sehr oft und immer gerne zu Gast bei Meli. Schön, dass man in diesem Artikel all die Erinnerungen wieder hochkommen lassen konnte (an den Teppich kann ich mich übrigens auch nicht erinnern und an der bei Meli genossenen Menge an Bier & Co. liegt es bestimmt nicht). Schade um dieses Stück Geschichte des rostocker Studentenlebens…

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  • Bernd Naumann
    Bernd Naumann

    Hallo Luise Acker,
    Du hast mich auf dieser Seite zitiert und wegen der neuen Datenschutzrichtlinie meinen Nachnamen geschwärzt. Ich erteile hiermit die Erlaubnis meinen Namen zu veröffentlichen. Ich stehe dazu was damals von mir verfasst wurde. Und ich stehe zu meinen Jugendsünden!

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