Hach, wie herrlich unverblümt, naiv und motiviert den Wissensdurst zu löschen, purzelt man nach dem frisch bestandenen Abi in die Universität und freut sich seines Lebens. Endlich cool sein, endlich klug wirken, endlich selbstständig sein – ein richtiger Ersti eben. Der gemeine Zwölfti hingegen, suhlt sich in den Freiheiten, die ihm die Universität so bietet. Wir haben beide Alltage einmal dargestellt – aber Vorsicht: Klischee-Alarm!
7 Uhr
Es wird hell in Rostock. Es regnet – was sonst. Der Ersti ist überpünktlich ins Bett gegangen, konnte die halbe Nacht nicht schlafen und steht sicherheitshalber zwei Stunden früher auf, um den Stoff der letzten Seminarsitzung noch einmal durchzugehen. Der fast noch jungfräuliche Ringblock liegt zum Einpacken bereit.
Der Zwölfti dreht sich noch einmal um, das Köpfchen noch leicht verkatert vom spontanen WG-Besäufnis am Abend zuvor.
Der Ersti frühstückt ausgiebig.
Der Zwölfti kann an Essen noch gar nicht denken.
8:45 Uhr
Der Ersti heißt nicht umsonst so, denn er sitzt bereits frisch und ungeduldig wartend im Seminarraum oder in der Vorlesung.
Der Zwölfti steht dann mal auf. Zähne putzen, Kaffe ziehen und mit dem Fahrrad los zur Uni. 10 Minuten Verspätung sind voll okay.
9:15 Uhr
Der Ersti schreibt fleißig mit. Er hat Textmarker in 8 verschiedenen Farben dabei.
Der Zwölfti hat seinen Stift vergessen. Er ist körperlich anwesend. Das muss reichen.
9:30 Uhr
Der Ersti meldet sich und fragt, ob er mal auf die Toilette dürfte. In Windeseile huscht er aus dem Seminarraum, aus Angst, etwas zu verpassen.
Der Zwölfti schlurft lautstark aus dem Raum. Auch er muss mal auf die Toilette. Wenn man schon mal aufgestanden ist, kann man sich auch gleich noch einen Kaffe mitnehmen.
9:45 Uhr
Kurzer Schreck. Dem Ersti ist der Stift runtergefallen. Bloß unauffällig bücken und ihn aufheben, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt.
Der Zwölfti ist kurz eingenickt und stellt danach fest, dass er Hunger hat. Gott sei Dank hat er Toast dabei.
Der Ersti guckt verwirrt: „Darf man hier essen?“
10:00 Uhr
Der Ersti zückt sein Smartphone, um zu checken, ob es das vom Prof empfohlene Buch in der Bib gibt.
Der Zwölfti sitzt ebenfalls am Handy. Nachdem Jodel, Instagram, Snapchat, Rostock Meme und StudentsStudents durchforstet sind, bestellt er sich bei Amazon 12 singende Schnapsgläser – sehen lustig aus. Danach schaut er, was der heutige Mensaplan so hergibt.
10:15 Uhr
Der Ersti hat bereits 23 Seiten seines Notizblockes fein säuberlich beschrieben.
Der Zwölfti packt schon mal langsam seine Sachen ein – in 30 Minuten ist schließlich Feierabend.
10:30 Uhr
Während der Ersti immer noch über seinen Aufzeichnungen hockt, wird der Zwölfti langsam nervös. Die Mensa ruft.
10:45 Uhr
Der Prof überzieht wieder einmal. Der Ersti hat noch ein paar Fragen zur Klausur in 4 Monaten.
Den Zwölfti interessiert das nicht so sehr, er schleicht sich pünktlich auf die Sekunde aus dem Hörsaal.
12:00 Uhr
Der Ersti schlingt hastig sein Mensa-Essen hinunter. Um 13:15 Uhr beginnt die nächste Vorlesung und das Skript hat er sich noch nicht ausgedruckt, er muss sich beeilen.
Der Zwölfti holt sich noch einen Nachschlag und beschließt dann, nicht zur Vorlesung zu gehen. Stattdessen gönnt er sich ein Mittagsschläfchen.
13:15 Uhr bis 18:45 Uhr
Dem Ersti qualmt der Kopf, die Finger versuchen krampfhaft noch die letzten Zeilen auf den Block zu schreiben. Bald ist es geschafft!
Der Zwölfti erwacht währenddessen aus seinem Mittagsschlaf und stellt fest, dass es schon wieder dunkel ist.
19:00 Uhr
Der Ersti ist müde. Er stapft erschöpft nach Hause, isst etwas, bereitet noch einen Text für den nächsten Tag vor und macht sich dann langsam bettfertig.
Der Zwölfti ist müde. Er hat wohl zu viel geschlafen. Zwei Wodka-Mate später tritt das bekannte Studierenden-Phänomen ein: Nach müde kommt blöd.
22:00 Uhr
Der Ersti knipst das Licht aus. Das Uni-Outfit und der Ringblock für den nächsten Tag liegen bereit.
Der Zwölfti schaut auf die Uhr. Er muss sich beeilen, im Keller ist nur noch eine Stunde Happy-Hour.
4:00 Uhr
Während der Ersti selig schlummert, fällt nun auch der Zwölfti ins Bett. Mit Hose und Schuhen. Die Vorlesung morgen um 9 Uhr klemmt er sich.
Und so endet ein ganz gewöhnlicher Uni-Tag an einem regnerischen Mittwoch in Rostock.
Ende.