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Ich studiere jetzt in Rostock, wohne aber am Arsch der Welt

Stell dir vor, du bekommst einen Studienplatz in Rostock. Jetzt stell dir vor, der Rostocker Wohnungsmarkt wäre eine Katastrophe. Nun muss das Rostocker Studentenwerk improvisieren und du wohnst in Groß Lüsewitz. Groß was?
Groß Lüsewitz. Um dem Wohnungsmangel entgegen zu wirken, hat das Studentenwerk ein ehemaliges Flüchtlingsheim angemietet, um 38 Wohnungen für Studierende zu schaffen. Aktuell werden sie möbliert und auf den gleichen Stand gebracht, wie alle anderen Wohnheime in Rostock. Nur eben weiter weg. Groß Lüsewitz liegt zwischen Broderstorf und Sanitz (östlich von Rostock). Wem das nichts sagt: Da gilt euer Studententicket schon nicht mehr und das Kaff hat nicht mal eine Wikipedia Seite.
Der parteilose Oberbürgermeister unserer Stadt Roland Methling meint, Studierende müssen eben auch Zugeständnisse machen und nicht alle in der Innenstadt wohnen wollen. Außerdem seien bei der Wiro aktuell 600 Wohnungen frei, also herrsche gar kein Mangel. Wir gehen davon aus, dass der Herr Oberbürgermeister diese Information direkt von der Wiro erhalten hat. Denn wenn jetzt jemand denkt, er müsse nur fix auf die Website der Wiro gehen und würde da eine Wohnung finden, der kann sich auf eine Überraschung gefasst machen: Angezeigt werden 218 freie Wohnungen. Kommt noch ein Filter dazu, der die Miete auf maximal 500 Euro setzt, dann sind es noch 111. Noch weiter runter? Klar, wer nur 450 Euro zur Verfügung hat, darf noch aus 44 Ergebnissen wählen. Die Autorin dieses Artikels, die von BAfÖG lebt, hat zum Spaß auch mal ihre eigene Miete eingegeben- ihr könnte man für eine solche Miete noch fünf Wohnungen anbieten. Allerdings durchweg fünf bis zehn Quadratmeter kleiner und entweder in Lütten Klein oder Groß Klein.
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Auch finden wir den durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 5,89 Euro, den Herr Methling hervorhebt, leider bei der Wiro nicht. Schon gar nicht im Durchschnitt. Die Wiro hat zwar spezielle Studentenangebote, doch auch hier bekommen wir nur 22 Möglichkeiten angezeigt und selbst mit der ausgesetzten Grundmiete für die ersten sechs Monate, scheint Herr Methling weit von der Realität entfernt zu sein.
Was also machen? Selbst wenn man theoretisch bereit ist, auch jeden Tag eine halbe Stunde Anfahrt zur Uni in Kauf zu nehmen, in einer etwas dreckigeren Gegend zu wohnen und sich vollständig selbst einrichten zu müssen- das kann sich nicht jeder leisten. Mal abgesehen davon wollen die meisten Wohnungsgenossenschaften eine Bonitätsprüfung vor dem Einzug. Die nächste Hürde, die ein ungeförderter Studierender zu bewältigen hat. Für ausländische Studierende fast unmöglich. Die Antwort wären mehr Wohnungen, die auf Studierende ausgerichtet sind. Aber da besteht ja angeblich kein Bedarf.
Letztes Jahr mussten 1100 Wohnungsgesuche vom Studentenwerk abgelehnt werden. Dieses Jahr könnten es schon 1400 werden. Die Wohnungsgenossenschaften beziffern den Leerstand durchweg um die 1 Prozent. Die Wohnpauschale für BAfÖG Empfänger liegt bei 250 Euro.
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Unsere Meinung: Ja, man sollte Zugeständnisse machen. Die KTV mag ein hippes Viertel sein und der Weg zur Uni ist wunderschön kurz, aber vielleicht muss es dann eben doch Reutershagen oder Evershagen werden. Aber wenn man selbst in den weniger schönen Gegenden, in denen man nachts besser nicht alleine unterwegs sein sollte, noch Mieten zahlt, die einem ein Loch in den Geldbeutel und das Herz brennen, dann geht es nicht mehr um Zugeständnisse, sondern um Lebensqualität. Und sicher zitiert Herr Methling nur die ihm vorgesetzten Zahlen, doch das ein Oberbürgermeister eigentlich nicht viel Ahnung von der heutigen Wohnsituation eines Studierenden hat, das dürfte auch allen klar sein. Dass man Neuankömmlinge bis nach Wismar schippert oder außerhalb des Semesterticketbereichs nach Groß Lüsewitz steckt, das wirft kein gutes Licht auf unsere Stadt und auf unsere Universität.

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