Gestern hat ein/e Rostocker JodlerIn an die Community eine Frage gestellt: „Ist mit den besten Freunden in eine WG ziehen ein No-Go? Habt ihr Erfahrungen?“. Die beste Freundin oder der beste Freund ist die/der engste und vertrauteste WegbegleiterIn, vor der/dem wir so sein können, wie wir wirklich sind. Warum muss das Zusammenziehen überhaupt hinterfragt werden? Wir nehmen die Diskussion zum Anlass zur Diskussion.
Auf die Frage nach einer Beste-Freunde-WG haben Rostocker viele Antworten: Etliche haben es schon ausprobiert – mal mit gutem, mal mit schlechtem Ergebnis. 7 Jodler rieten zu einer WG mit bestem Freund oder bester Freundin, 11 sprachen sich vehement dagegen aus. 5 enthielten sich oder sagten, es sei von der Person abhängig.
Gleich zu Beginn dieses Beitrags nehmen wir die Illusion: Natürlich wird am Ende kein „Ja, ihr schafft das!“ oder „Nein, lasst es lieber!“ stehen. Wir entscheiden hier ja keine Promiflash-Abstimmung. Ob zwei Menschen in einer gemeinsamen Wohnsituation harmonieren, kann genauso wenig pauschalisiert werden wie die Frage, ob Studenten faul sind. Die Antwort wird am Ende dieses Beitrags idealerweise in eurem Kopf entstehen.
Putzen macht zu zweit mehr Spaß
Herrlich! Jeden Abend Pyjamaparty und gemeinsames Binge-Watching von Gilmore Girls oder Sons of Anarchy. Nein, denkst du – so schön wird es sicher nicht sein. Stimmt, ihr habt trotzdem Verpflichtungen. Aber ihr könnt sogar zusammen für die Uni lernen und euch spontan abfragen. Jeder von euch da draußen hat seine eigenen Gründe für ein Zusammenziehen. Eine Jodlerin schreibt:
„Ich bin mit zwei Freundinnen, die eine davon meine beste Freundin, zusammengezogen. Klar hatten wir mal Stress miteinander, aber ich habe es geliebt, wenn ich von der Uni nach Hause kam und mit ihr über alles quatschen konnte.“
Neben der optionalen Gesellschaft bei allem Denkbaren (Frühstück, Wäsche aufhängen, abendliches Zähneputzen, morgendliche Rückkehr vom Keller mit Döner) sind die finanziellen Vorteile überzeugend. Einzimmer-Wohnungen kosten einfach mehr, als wenn eine Zweizimmer-Wohnung geteilt wird. Außerdem: Putzen macht zu zweit mehr Spaß als allein. Dass so eine WG toll sein kann, sind wir uns schon einmal einig. Warum also Bedenken?
Kriterien für oder gegen eine Beste-Freunde-WG
Ob eure persönliche Antwort am Ende Ja oder Nein lauten wird, sollte von verschiedenen Faktoren abhängig gemacht werden. Das Risiko der häufigsten Reibungspunkte allgemein in WGs sollte im Hinblick auf eure individuelle Freundschaft abgeschätzt werden. Zu Beginn des Vorhabens werden diese Reibungspunkte gern kleingeredet und maßlos unterschätzt. Haltet euch also an die Erfahrungen der Jodler- und StudentsStudents-Gemeinde und nehmt sie ernst.
Bei Geld kann auch eine Busenfreundschaft aufhören
Es stimmt: Nicht nur die Miete, auch Strom und Wasser müssen einfach (pünktlich) bezahlt werden. Hier geht es nicht mehr um eine zu späte Bücherrückgabe in der Schulbibliothek. Torkelt einer von beiden betrunken gegen den stehengelassenen Putzeimer, quillt der Laminatboden auf und die Kaution ist betroffen. Geht die Waschmaschine von Person A beim Gebrauch von Person B kaputt, hängt der Haussegen schief. Verschenkt Person A auf der WG-Party den letzten Frühstücks-Joghurt von Person B an hungrige Person C, ist das nicht nett.
Wir waren finanziell nicht auf Augenhöhe und irgendwann habe ich nicht mehr eingesehen, den Löwenanteil zu zahlen und auch im Fall eines Schadens der Hauptansprechpartner zu sein. Dazu ein dämlicher Mietvertrag und das Chaos war perfekt. – JodlerIn
Also: Bei Finanzen und Eigentum gelten klare Regeln. Daueraufträge vom Privatkonto auf’s Gemeinschaftskonto, von wo die Daueraufträge für Miete & Co. abgehen. Das Eigentum der anderen ist immer mit Respekt zu behandeln. Wenn über WG-Finanzen gesprochen wird, wird nichts persönlich genommen (nach dem Gespräch schaltet ihr die Freundschaft einfach wieder ein). Wenn ihr nicht gut mit Geld umgehen könnt, aber euch trotzdem den WG-Traum erfüllen wollt: Sprecht mit dem anderen. Es gibt nichts, was nicht durch Worte lösbar ist. Das gilt auch für kaputtes Eigentum: Sprechen oder vielleicht eine halbe Stunde nicht sprechen. Aber dann wieder sprechen.
Meine beste Freundin und ich sind vor 10 Jahren, als wir uns gerade mal 5 Monate kannten, für 1 1/2 Jahre zusammengezogen. Die Zeit war der Hammer. Auch, wenn es mal Probleme gab. Wichtig war, dass wir immer reden konnten und Respekt hatten. – JodlerIn
Wenn Fruchtfliegen zu Mitbewohnern werden
„Ich würde es auch nicht machen, habe mich so sehr vor meinen besten Freunden geekelt, dass ich auch nicht mehr mit ihnen befreundet sein möchte.“
„Habe jetzt ne Woche Urlaub hinter mir mit Freunden, die ich jahrelang kenne und nun ekle ich mich auch so.“
„Wenn deine Freunde und du die gleichen Ansichten in Sachen Haushaltsführung etc habt dann ist es überhaupt kein Problem 🙂 Wenn nicht, lass es lieber. Du wirst dich nur über die anderen ärgern…“
Die Jodlergemeinde geht hart ins Gericht mit fehlendem Hygienebewusstsein ihrer Mitbewohner. Der Putzplan wird nicht eingehalten, nach dem Toilettengang klebt eine Staubschicht am hinteren Oberschenkel. Die Herdplatte krustig, der Salatkopf im Kühlschrank wirkt bläulich. Person A macht nie sauber, Person B ist ein Putzteufel wie Danny Tanner (kennt den noch wer?). Wenn das der Fall ist, haben sich Person A und B entweder vor dem Zusammenziehen nicht wirklich gekannt, oder Person B hat es verpasst, Person A mal zur Rede zu stellen. Die Hygienevorstellungen sollten im Vorfeld eingehend besprochen und auf einen gemeinsamen Nenner (Putzplan) gebracht werden. Wer sich im Alltag immer so verhält wie oben beschrieben, sollte vielleicht von einer WG absehen – oder sich überwinden, für den anderen regelmäßiger zu putzen. Nach der oben beschriebenen Situation kann die hygieneunfreundliche Person A jedenfalls nicht sagen „Die WG hat unsere Freundschaft zerstört“ – es liegt an euch. Und obendrein: Putzen kann großen Spaß machen, wenn man sich einmal wöchentlich zur großen Putzparty der Woche verabredet, laute Musik hört und anschließend anstößt und sich einen schönen gemeinsamen Abend gestaltet.
Toleranz und Anpassungsfähigkeit sind die wahren WG-Schlüssel
Es ist euer Heim, euer Zuhause. Euer einziger wirklich privater Raum auf der Welt. Ihr sollt euch wohlfühlen. Und ihr sollt auch mal einen unabgewaschenen Teller stehen lassen. Unbedingt! Wenn ihr mit einem anderen Menschen zusammenwohnen möchtet, müsst ihr lernen, auch mal über Kleinigkeiten hinwegzusehen und bei großen Kleinigkeiten keine Scheu zu haben, diese auch anzusprechen. So funktioniert schließlich auch eine Freundschaft ohne WG. Kommt Person A nachts betrunken nach Hause und ist ohrenbetäubend laut, ist das keine böse Absicht. Hat Person B morgen früh eine Prüfung, sollte Person A leise sein oder zuhause bleiben, um den/die beste/n FreundIn abzufragen und nervlich zu beruhigen.
Ein/e JodlerIn schreibt: „Zwei Freundinnen von mir waren jahrelang beste Freunde und sind dann zusammengezogen. Ein Jahr später hat die eine die andere rausgeekelt und seitdem herrscht Funkstille.“ Sorry, das waren definitiv keine besten Freunde. „Wenn man zusammenwohnt, kann man sich wirklich schnell auseinander leben und sich nicht mehr mögen.“ Auf jeden Fall wirkt die Gegenwart des anderen nach einem halben Jahr nicht mehr wie ein Geschenk Gottes. „Hab 2 Jahre mit Kumpels in ’ner WG gewohnt, länger hätte ich’s nicht ausgehalten. Gab fast jeden Tag Stress wegen Kleinigkeiten, daran sind die Freundschaften fast kaputt gegangen.“ In diesem Aspekt funktioniert eine Beste-Freunde-WG wie eine Ehe: Irgendwann kehrt der Alltag ein und es liegt an den Partnern, die Ehe trotzdem aufrechtzuerhalten. Macht etwas Besonderes zusammen. Sprecht viel und seid ehrlich. Habt Respekt. Wenn das nicht funktioniert, war es keine beste Freundschaft.
Beste-Freunde-WG: Ja oder Nein?
Selbst, wenn ihr nicht mit Geld umgehen könnt und putzen hasst: Wenn ihr eure/n beste/n FreundIn wirklich liebt und mit ihm oder ihr wohnen wollt, dann schafft ihr das auch. Es ist vielleicht etwas Arbeit nötig, aber für den Spaß lohnt es sich. Anders verhält es sich mit Toleranz und Anpassungsfähigkeit. Habt ihr das nicht, solltet ihr von einer WG absehen. Vor allem gilt: Seid mutig! Probiert es aus. Wenn ihr regelmäßig ansprecht, wenn ihr Probleme habt und trotzdem feststellt, dass eine WG nichts für euch ist, gibt es die Option, wieder umzuziehen. Und, um einigen Jodlern zu widersprechen: „Mit Weibern schwierig, Bromance geht klar“ ist ebenfalls eine problematische Pauschalisierung, weil eben nicht alle Frauen automatisch streitende Zicken und Männer entspannte Biertrinker sind. Wir schließen uns folglich den 5 Enthaltungen an: Es ist von der Person abhängig.
Alles in allem haben bestimmt viele von euch vor, irgendwann mal mit dem festen Partner oder der festen Partnerin in einen Wohnraum zu ziehen. Eine Familie gründen und so, ihr wisst schon. Letztendlich ist das nichts anderes: Ihr müsst in einem Haushalt immer Rücksicht auf eure Mitbewohner haben, damit es funktioniert.
Habt ihr Erfahrungsberichte zum WG-Leben mit besten Freunden? Schreibt uns!