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Beziehungsfalle: Die erste gemeinsame Wohnung.

Und auf einmal ging es ganz schnell. Patrick und Lina (die Namen sind fiktiv) waren lange Zeit Single. Immer auf der Suche nach einem Lebenspartner. Im Rausch der Nacht und feuerwässrigen Substanzen, bekamen ihre Herzen Flügel. Erste Dates, der erste Kuss und mit dem rationalen Denken war Schluss. Gott sei Dank, denn rationale Frühliebe ist wie fahren mit angezogener Handbremse.
Wohnzimmer
In diesem bedingungslosen Hochgefühl, in dieser nach Erdbeeren duftenden Seifenblase voller Liebesbekundungen und Bauchpinselei, ist es für die Verliebten nicht vorstellbar, dass diese jemals platzen könnte. Die logische Konsequenz dieser Perfektion kann nur eine sein: Patrick und Lina müssen so schnell wie möglich zusammenziehen. Die erste gemeinsame Wohnung. Trautes Heim, Glück allein. Worauf sollten sie noch warten, wenn sie genau wissen, dass diese Beziehung zum Gelingen verdammt ist.
Eine Wohnung ist schnell gefunden. Hand in Hand laufen sie durch IKEA und verwirklichen sich ihren großen gemeinsamen Traum. Noch weit vor ihrem ersten Jahrestag ziehen sie in ihr erstes gemeinsames Heim. Lina hat schon vorher in einer eigenen Wohnung gelebt. Patrick fällt der Abschied aus seiner Junggesellen-WG schon etwas schwerer aber er ist auch ein wenig stolz darauf, sie zu verlassen. Er ist nun „angekommen“, denkt er sich.
Patrick und Lina leben sich schnell ein. Sie kochen zusammen, lachen viel, gucken Serien und Filme und klar, sie gehen auch immer noch aus. Alles scheint perfekt. Doch bald schleicht sich Gevatter Alltag ein. Ein völlig normaler Vorgang. Plötzlich lernen Patrick und Lina Seiten an ihrem Partner kennen, die ihnen bisher gänzlich unbekannt waren – negative Seiten. Patrick ist im Haushalt eine extrem faule Sau. Für Lina ist Hygiene in den eigenen vier Wänden das A und O. Sie hat einen richtigen Putzfimmel. Es fällt beiden schwer, ihre alten Gewohnheiten abzulegen bzw. sich dahingehend dem Partner anzunähern. So vertraut sie sich vorher waren, so fremd sind sie sich im gemeinsamen Haushalt. Aber das wird schon noch.
Schlafzimmer
Jeden Tag sehen sie sich, schlafen jeden Abend gemeinsam ein und wachen gemeinsam auf. Alleine sind sie nur noch selten. Beide merken, dass ihnen der Rückzugsort und die Privatsphäre irgendwie fehlt. Keiner von ihnen meint diesen Gedanken böse, dass sie gerne auch mal wieder alleine sein wollen aber er stört sie dennoch. Immer häufiger gibt es partnerschaftliche Krisen. Dabei geht es um Banalitäten, wie den vergessenen Müll, den Abwasch oder darum, dass Patrick nie den Deckel auf die Zahnpasta schraubt oder er sich direkt neben Lina die Nägel knipst, die quer durch das ganze Wohnzimmer fliegen – neulich wurde sie sogar im Auge getroffen. Allgemein räumt Patrick nie etwas weg. Beim Pinkeln trifft er selten das Klo.
Der kürzlich angeschaffte Hauskater, Norbert, haart extrem. Dafür kann keiner der beiden was, dennoch schieben sie sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe: „Du wolltest Norbert haben, nicht ich!“ Sie sind weniger herzlich zueinander. Die permanente Anwesenheit ihres Partners erdrückt sie – Lina besonders. Sie findet, Patrick klammere und lässt sich gleichzeitig zu sehr gehen. Dieser erwidert, dass er das zu Hause nun mal so macht und diese Zwanglosigkeit braucht, um sich heimisch zu fühlen. Andauernd regulieren sie sich gegenseitig und rechtfertigen ihre Art des Zusammenlebens. Es scheint fast so, als wären beide zunehmend von der Distanzlosigkeit ihrer Beziehung genervt.
Kater
Nachts liegt das junge Paar immer häufiger wach im Bett und fragt sich, wo der ganze Zauber der Anfangswochen hin ist. Sie trauen sich nicht, den Gedanken laut auszusprechen, doch fragen sie sich insgeheim, ob die gemeinsame Wohnung ihre Beziehung gefährdet. Beide spüren das. Keiner will es wahrhaben. War es vielleicht zu überstürzt, schon nach wenigen Monaten zusammenzuziehen? Vielleicht kannten sie sich noch nicht gut genug. „So eine gemeinsame Wohnung ist eine ziemliche Herausforderung für eine Beziehung“, hat Linas Papa schon damals gesagt. Sie sollen sich das gut überlegen. Es sei doch auch schön, wenn man getrennt wohnt und sich dann gegenseitig zu sich einlädt. Das bewahre den Zauber, der nun schmerzlich vermisst wird. Es muss doch nicht immer gleich so absolut sein.
Wohnt man erstmal zusammen, ist der Schritt einer Trennung deutlich schwieriger und unangenehmer. Die Partner haben gemeinsamen Besitz – z.B. den Kater. Wer bekommt ihn? Wer bekommt die Möbel und den Fernseher? Es ist nicht damit getan, zu sagen: „Ok, pass auf. Das mit uns, das funktioniert nicht.“ Und dann trennt man sich. Nein, man muss gemeinsam getrennt ausziehen und für sich eine neue Wohnung suchen. Der Abschied wird dadurch mehr als erschwert.
Paar
Patrick und Lina haben sich wenig später getrennt. All das war einfach zu früh. Es tat ihnen sehr weh, weil nicht nur ein Traum platzte, sondern auch eine Liebe verflog, die unter anderen Umständen, in denen sie mehr Zeit und Raum zum gedeihen gehabt hätte, zu etwas Größerem hätte werden können. Vielleicht waren sie auch einfach nicht füreinander bestimmt.
Es steht völlig außer Frage, das es einen Haufen Paare gibt, die früh zusammenziehen und ihr Glück finden. Doch setzt dieses Glück viele Faktoren voraus, um verwirklicht zu werden. Diese fehlten Patrick und Lina. Dank überstürzter Entscheidungen und charakterlicher Fehleinschätzungen scheiterte ihre Liebe an der gemeinsamen Wohnung.
Kein Happy End.

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