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Rostocker reden ostdeutsch – Vorurteile gegenüber unserer Hansestadt

Unsere Hansestadt hat ein Imageproblem, insbesondere unter Westdeutschen. Zum Tag der Deutschen Einheit wirft unser Autor einen Blick auf Vorurteile gegenüber Rostock sowie dem Osten Deutschlands und seinen Bewohnern im Allgemeinen.

Was ist eigentlich ostdeutsch?

Ein Kumpel von mir war vor einigen Jahren auf der Suche nach einem Mitbewohner für seine WG. Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass der Bewerber aus dem Westen Deutschlands kommt, mein Kumpel aus dem Osten. Nach einiger Zeit des Verständigens, stellte der potentielle Mitbewohner scheinbar erstaunt die Frage: „Du kommst aus dem Osten, warum sprichst du denn gar kein ostdeutsch?“

So gern ich diese Story auch als ausgedacht abtun würde, das Ganze ist wirklich so passiert. Die erste Frage die dabei aufkommt: Was ist eigentlich ostdeutsch? Für den Rostock-Neuling bedeutete ostdeutsch – kein Witz – gleich sächsisch. Er war der festen Überzeugung, in den neuen Bundesländern rede man sächsisch.

Rostocks Eigenheiten

Was dieses Beispiel zeigt: Es existieren noch Ost-West-Vorurteile. Nicht jedermann würde von sich behaupten, er denke in solchen Kategorien. Allerdings hat sich ein Großteil von uns mit Sicherheit bereits dabei erwischt, wie er sich über „typisch“ ost- oder westdeutsche Verhaltens- oder Ausdrucksweisen amüsiert.

Wer hier in Rostock beispielsweise zu 15:45 Uhr „viertel vor vier“ sagt, wird alsbald darauf hingewiesen, dass er das bitte zu unterlassen hat. Gleichermaßen ist einem jeden Neuling hier schnell bewusst, dass die Bewohner mit Leib und Seele hinter Hansa stehen und Sympathien mit anderen Clubs in den meisten Fällen eher kritisch gesehen werden.

Die Universität Rostock

Die Bewohner Rostocks haben also ihre Eigenheiten. Das hindert westdeutsche Studierende jedoch nicht daran, hier ein Studium zu beginnen – oder? Werfen wir einmal einen Blick auf die Statistik.

Lediglich 28,6% der inländischen Studierenden gelangen aus Westdeutschland an unsere Universität. Der Großteil dieser Personen ist in den nördlichen Bundesländern aufgewachsen. Aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland kommen zusammengerechnet weniger als 10% der Studierenden.

Ein Grund für den vergleichsweise geringen Anteil an westdeutschen Studierenden in Rostock, könnten die über die Ländergrenzen hinweg verbreiteten Klischees über die Hansestadt sein.

Klischees gegenüber Rostockern

Vor etwas weniger als einem Jahr, räumte eine unserer Autorinnen mit den Klischees über Rostock auf (sehr lesenswert, dieser Artikel). Hier einmal eine kurze Zusammenfassung der genannten Vorurteile:

(1) Rostockern (und Norddeutschen im Allgemeinen) mangelt es an Begeisterung für alles und jeden

(2) Alle Hansafans sind Hooligans

(3) In Rostock leben nur Nazis

(4) Die Möwen unserer Stadt sind groß wie Flugzeuge

(5) Es mangelt in unserer Hansestadt an Bananen

(6) Jeder Rostocker mag Fischbrötchen

(7) Sachsen sind hier nicht gern gesehen

Ob sich unter diese Klischees einige Überspitzungen eingeschlichen haben? Natürlich nicht!

30 Jahre Wiedervereinigung – Ein Kommentar

Lebst du in Rostock, wird dir schnell klar, dass viele dieser Klischees natürlich nicht der Wahrheit entsprechen. Als bunte, weltoffene und sich entwickelnde Stadt, lässt es sich hier insbesondere als junger Mensch sehr gut aushalten. Dass für Studierende aus entfernteren (insbesondere westlichen) Bundesländern andere Universitäten und Orte attraktiver sind, ist zwar schade, die Anerkennung Rostocks als lebenswerte Großstadt nimmt meinem Gefühl nach deutschlandweit jedoch zu.

Der Blick über die Stadtgrenzen hinaus zeigt aber: Nicht überall wächst die gegenseitige Akzeptanz. Ein Grund dafür ist auch, dass selbst 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, die neuen und alten Bundesländer in vielen Aspekten immer noch keine Angleichung erfahren haben. Das schürt Missmut und Wut, insbesondere gegen „Die da oben“.

Als junge Generation und zukünftige Gestalter dieses Landes sollten wir versuchen, Vorurteile aus unseren Köpfen zu verbannen und Platz zu schaffen für den Austausch untereinander. Insbesondere als Studierende haben wir dabei die Möglichkeit, Regionen von ihrer weltoffenen Seite aus kennen zu lernen. Im gleichen Atemzug können wir darüber hinaus auch Freunde und Familien davon zu überzeugen, dass Orte wie Rostock mehr zu bieten haben, als gängige Klischees vermuten lassen.

Wie erlebst du die deutsche Einheit? Hast du Vorurteile gegenüber West- beziehungsweise Ostdeutschen oder bist als Zugezogener über Eigenheiten Rostocks gestolpert?

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