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Psychische Probleme im Studium: Wenn die Belastung zu groß wird

Wer es vielleicht noch nicht mitbekommen hat: Es ist Prüfungsphase. Die überfüllte Südstadt-Bib ist jedes Semester auf’s Neue ein klares Indiz dafür. Während wir aber unsere Überforderung durch (zum Teil wirklich lustige) Witze abtun und die vielen Studenten-Memes auf Instagram den Eindruck vermitteln, dass wir die hohe Lernbelastung mit Humor nehmen, sieht die Realität leider ganz anders aus.


**Hinweis**

Ja, es wird in diesem Artikel um psychische Beschwerden und mentale Belastung gehen. StudentsStudents möchte sich damit aber nicht in die Position einer kompetenten psychischen Beratung rücken! Wir möchten eine wichtige Problematik aufzeigen, mit der viele Studierende täglich zu kämpfen haben – Tendenz steigend – und eine informative Übersicht bieten, die die Ausmaße beschreibt. Von jeglichen therapeutischen Hilfestellungen, abgesehen vom Hinweis auf professionelle Beratungsangebote, nehmen wir Abstand.

Solltet ihr bereits erste Anzeichen von einer möglichen, vielleicht sogar schon akuten psychischen Krankheit bei euch erkennen, dann bitten wir euch nicht lange im Internet nach Symptomen und „Heilungstipps“ zu suchen, sondern euch direkt an eine der am Ende des Artikels aufgelisteten Beratungsstellen zu wenden!


Was die Statistik zu mentalen Beschwerden im Studium sagt

Gibt man in die Google-Suchleiste „studenten mentale probleme“ ein, dann ploppen unzählige Artikel und Studien auf, die sich mit dem Thema beschäftigen und zum Teil erschreckende Ergebnisse liefern.

Scheinbar herrscht noch Unsicherheit darüber, welcher Studiengang am meisten von psychischen Zuständen wie Ängsten und Depressionen betroffen ist. Mal sind es die Mediziner, dann wieder die Juristen oder die Sprach- und Kulturwissenschaftler. Solche Daten hängen natürlich von der jeweiligen Studie, den verwendeten Stichproben und dem Ort ab.

Wenn wir das aber ganz grob betrachten, heißt es doch nur, dass wir alle im selben Boot sitzen, Studiengang hin oder her. Wir alle haben unsere eigenen Stresspäckchen zu tragen.

Stress ist für uns alle kein Fremder.

Das sagt übrigens auch der 13. Studiensurvey an Universitäten und Fachhochschulen. 28 Hochschulen, die stellvertretend für alle 322 Hochschulen in Deutschland stehen, wurden auf die Studiensituation und die studentische Orientierung untersucht. Der Punkt „Schwierigkeiten und Belastungen“ ist besonders interessant. Hier ein paar Zahlen und Fakten:

Die größten Probleme haben Studierende mit der Leistung, die sie für ihr Studium erbringen müssen:

  • Prüfungsvorbereitung: 50%
  • Leistungsanforderungen: 47%
  • Planung des Studiums: 48%
  • schriftliche Arbeiten anfertigen: 43%

Ja, der ganze Haus- und Abschlussarbeitenwahnsinn ist Tatsache. Nervenzusammenbrüche, Angstzustände und Versagensängste sind keine Einzelfälle!

Folgende Bereiche nehmen Studierende als besonders belastend wahr:

  • Prüfungen: 76%
  • Finanzielle Lage: 50%
  • Erwerbsarbeit: 45%
  • Persönliche Probleme: 43%

Gerade bei den Prüfungen scheint das studentische Gehirn durchzudrehen – Stichwort Prüfungsangst! 53% aller Studierenden kennen Prüfungsangst, 42% hatten schon einmal einen kompletten Blackout während einer Prüfung und 45% haben Sorge, das Studium nicht zu packen.

Stressfaktoren sind also nicht nur das Studium selbst, sondern auch der Nebenjob und Geldsorgen. Wenn dazu noch die persönlichen Probleme kommen, die wir täglich mit uns rumschleppen, ist es kein Wunder, dass wir irgendwann unter dem Druck einknicken. Die Zunahme der Besuche in der psychologischen Beratung deutscher Studierendenwerke in den letzten Jahren zeigt das ganz deutlich: Nahmen 2006 noch 66.300 Studierende die psychologische Beratung in Anspruch, waren es 2017 schon 108.800!

Wie kann das sein?

Gründe für den Belastungsanstieg im Studium

Nicht nur das Studium belastet, sondern auch Faktoren aus anderen Lebensbereichen.

Eine beliebte These für den drastischen Belastungsanstieg ist, dass Studierende nach der Bologna-Reform im Jahr 1999 mit dem Umstieg auf Bachelor- und Masterprogramme nun eher leistungs- statt lernorientiert studieren. Vorgefertigte Module, das akribische Sammeln von Leistungspunkten und der damit einhergehende Zeitdruck machen das Leben der Lernwilligen nicht gerade leicht. Da können noch so viele Opas daherkommen und sich über die Faulheit der Studierenden beschweren: Studieren ist kein Ringelpiez mit Anfassen.

In den schönsten Träumen eines Abiturienten ist das Studium eine Zeit der Identitätsbildung und Selbstverwirklichung. Bei den endlosen Referats- und Themenvorgaben, eintönigen Lehrverantsaltungen, festgefahrenen Prüfungsterminen und vollgestopften Seminarräumen sind aber Identität und Selbstverwirklichung nur noch selten drin. Und das ist belastend.

Dann sind da natürlich noch der Kampf um den besten Nebenjob, der einem viel für den späteren Beruf bringt, aber nicht wirklich etwas für den Geldbeutel, und das Sozialleben, das unter den Deadlines und dem Leistungsdruck leidet. In diesem Sinn ist das Studium ein Gesamtpaket an Stress- und Erkrankungspotential.

Nicht jeder, der Stress hat, ist ernsthaft krank!

Obwohl wir die Realität und den Ernst hinter diesen Fakten sehen, möchten wir keine Panik verbreiten. Nicht jeder, der für zwei, drei oder vier Wochen extrem unter Stress steht und Müdigkeits- und Erschöpfungssymptome zeigt, ist tatsächlich psychisch krank!

Nur weil ihr vielleicht zu den 53% gehört, die Prüfungsangst haben, heißt es nicht, dass das automatisch besorgniserregend oder krankhaft sein muss und ihr dringend eine psychische Beratung aufsuchen solltet. Wir haben alle unsere Ups and Downs was das Stresslevel angeht. In vielen Fällen kommen auch wieder bessere Zeiten, in denen wir weniger belastet sind und uns dementsprechend ausruhen und regenerieren können.

Solltet ihr aber das Gefühl haben, dass eure Sorgen auch außerhalb der Prüfungszeit nicht weggehen, euer Leben dauerhaft negativ beeinflusst wird und ihr vielleicht sogar schon erste körperliche Beschwerden bekommt, dann sucht eine Beratungs- oder Therapiestelle auf! Egal ob ihr nur vorsichtshalber mal mit jemandem redet, um euch mental zu entlasten oder ob ihr auf wirklich professionelle Hilfe setzt, für jeden gibt es die richtige Anlaufstelle.

Im folgenden findet ihr Beispiele, an wen ihr euch mit euren Sorgen – egal wie schwerwiegend – wenden könnt. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere Instanzen, Foren und Portale, bei denen ihr Hilfe und Zuspruch bekommt. Recherchiert ein wenig selbst und sucht euch die für euch passendste Möglichkeit aus.

Nicht jede Stressphase ist bedenklich, sollte langfristig aber im Auge behalten werden, um Schlimmeres zu vermeiden.

Beratungsmöglichkeiten

Als erster Schritt ist es zunächst gar nicht verkehrt, sich einem engen Vertrauten zu öffnen und über seine Sorgen zu reden. Das hilft manchmal schon, um Anspannungen und Unsicherheiten zu lösen und einen klareren Blick auf die Situation und das weitere Vorgehen zu bekommen.

Psychologische Beratung

Für manche ist es allerdings eine angenehmere Option, sich einer unabhängigen Person zu öffnen. Wenn es um neutrale Beratungsmöglichkeiten geht, gibt es tatsächlich eine Menge Stellen, an die ihr euch wenden könnt, um eure Sorgen zu schildern und entsprechende Hilfestellungen im Bezug auf euer Vorgehen zu bekommen.

  • Psychologische Beratung des Studierendenwerks Rostock (kostenfrei)
  • Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123 (kostenfrei, rund um die Uhr), Beratung auch online per Mail oder Chat möglich!
  • Info-Telefon Depression: 0800/33 44 533 (kostenfrei, Sprechzeiten: Mo, Di, Do 13-17 Uhr/ Mi, Fr 8:30-12:30)

Austausch mit anderen Betroffenen

Falls ihr noch nicht bereit seid, eure Sorgen bei einer professionellen Beratung zu teilen, oder euch parallel zu einer bereits bestehenden Beratung mit anderen Betroffenen austauschen möchtet, dann könnten Diskussions- und Selbsthilfeforen eine Option für euch sein.

Professionelle Therapie

  • Hausarzt: Sollten euch die Begriffe Therapie und Psychiatrie noch eine Nummer zu groß sein oder solltet ihr überhaupt noch unsicher sein, ob ihr überhaupt professionelle Hilfe benötigt, hilft euch auch euer Hausarzt weiter, zeigt euch eure Möglichkeiten auf und gibt euch eine Überweisung zu einer ärztlichen Therapie, falls es notwendig sein sollte.
  • Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin Rostock
  • Private Psychologen und Psychotherapeuten: Hier geben wir keine Empfehlungen vor. Ihr solltet selbst gründlich recherchieren, wer zu euch passt, bei wem ihr euch wohlfühlt und wem ihr eure Sorgen anvertrauen möchtet.

Online-Training und Prävention

Gerade für Studierende, die im Moment nur kurz- bis mittelfristigen Stressbelastungen ausgesetzt sind, aber dennoch präventiv handeln möchten, um Schlimmeres zu vermeiden, wurde StudiCare entwickelt. Hier könnt ihr kostenlose Online-Trainings zum Thema mentale Gesundheit absolvieren und euch damit etwas Gutes tun.


Zum Schluss möchten wir euch nur darum bitten, auf euch, eure Kommilitonen und Freunde aufzupassen. Tretet lieber einen Schritt zurück, als eure Gesundheit und Freude zu gefährden!

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