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Begeisterung und Motivation in Seminaren? Fehlanzeige! – ein Kommentar

Gestern saß ich in einem Seminar, dessen Thema mich eigentlich interessiert. Sehr sogar. Literatur ist normalerweise mein Spezialgebiet. Aber Motivation zur Mitarbeit und zum aufmerksamen Zuhören konnte ich trotzdem nicht aufbringen.

Wie ich so da saß, meine Konzentration akribisch darauf gerichtet, nicht einzuschlafen, habe ich mich an meine Grundschulzeit erinnert. Damals haben die Lehrer (die meisten zumindest) alles daran gesetzt, uns Schülern den Lernstoff auf verschiedenste Art zu vermitteln, die Kreativität zu fördern und Begeisterung zu wecken. Diese Methoden waren so gut, dass sie mir bis heute noch in Erinnerung geblieben sind.

Grundschule: Als selbst das Tischerücken noch Spaß gemacht hat.

Im Vergleich dazu mein Seminar von gestern: im besten Fall haben alle den Pflichttext gelesen, dazu gibt es dann ein einführendes Referat, dann wird „in der Runde diskutiert“. Punkt. Das war’s. Keine Erklärung von Begriffen oder Zusammenhängen seitens der Dozentin. Es gibt nicht einmal eine Powerpoint oder andere Arten der Veranschaulichung. Nur Fragen zu Textpassagen, die dann von den immer gleichen drei bis vier Studierenden beantwortet werden.

Vielleicht geht es auch nur mir so, denn als ich mich im Raum umgesehen habe, sah keiner so müde aus, wie ich mich gefühlt habe. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass die anderen in so manchem Seminar sicher schon mal ähnliche Gedanken hatten.

Dabei möchte ich nur eines: Heute als (zumindest auf dem Papier) erwachsene Studentin noch immer genauso begeistert zu werden, wie in der Grundschule.

Ich verstehe aber auch die Schwierigkeit! Ich habe mich für die Universität und damit für ein akademisches Niveau entschieden. Da kann ich nicht erwarten, dass die Dozenten uns nach Grundschulmanier durch den Raum schleichen lassen, um uns einen Satz aus dem Lehrbuch gut einzuprägen und ihn zurück am Platz aus dem Gedächtnis aufzuschreiben. Das möchte ich auch gar nicht. Dafür bin ich nicht hier. Ich bin aber auch nicht hier für den immer gleichen Seminarablauf: Referat. Fragen? Klopfen. Und dann auf zum nächsten Seminar, bei dem das ganze wieder von vorn losgeht.

Ich wünsche mir mehr Kreativität, aus der Begeisterung und Motivation entsteht. Gleichzeitig muss ich mir aber auch „den Spiegel selbst vorhalten“, wie eine Dozentin, nennen wir sie Frau Müller, in einem meiner Seminare mal sagte. Bin ich bereit, durch aktive Mitarbeit das Seminar besser zu gestalten? Bin ich offen genug, um neue Methoden mit Neugier anzunehmen? Wie oft hört man Genörgel, sobald es Gruppenarbeit heißt oder sieht missbilligende Gesichter, wenn etwas in einem Rollenspiel geübt werden soll?

Kleine Anekdote: Im Seminar von Frau Müller sollte jeder im Laufe des Semesters eine Sitzung mitgestalten. Sie hat uns dabei viel Raum für Kreativität gelassen. Wir durften unseren Teil der Sitzung so gestalten, wie wir wollten. Uns standen alle Möglichkeiten offen. … Jeder einzelne hat sich für ein Referat entschieden – inklusive mir!

Referate: Nur spannend, wenn eine Katze sie hält.

Dürfen wir uns da beschweren, dass die Dozenten nur wenig Abwechslung in ihre Seminare bringen und uns nicht mitreißen, wenn wir uns selbst nichts besseres einfallen lassen?

Ja und nein! Denn wie sollen wir selbst Begeisterung und Einfallsreichtum aufbringen, wenn uns kaum andere Möglichkeiten aufgezeigt oder gleich durch klare Regeln der Referatsgestaltung verwehrt werden? Andererseits sollte es andersherum eben auch funktionieren. Ich denke, dass unsere Mitarbeit und unser Interesse die Dozenten dazu inspirieren können, sich neue Methoden zu überlegen. Bei mangelndem Engagement seitens der Studierenden ist es kein Wunder, wenn auch die Dozenten keine Motivation aufbringen.

Es ist ein Teufelskreis: Ich als Studierende erwarte, dass mich die Dozenten begeistern, gebe ihnen aber selbst nur wenig, was sie motiviert. Eine Lösung wäre ein Aufeinanderzukommen, ein gegenseitiges Interessezeigen, aber auch ein Herausbewegen aus der gemütlichen Komfortzone, um neue Methoden zuzulassen – auf beiden Seiten. Das ist eine Lösung, die zwar auch nicht so einfach ist, aber an der wir uns alle – auch ich – zumindest orientieren sollten, um ein angenehmeres Lernklima und mehr Begeisterung zu schaffen.

Anmerkung: Ich möchte niemanden über einen Kamm scheren. Es gibt Dozenten und Studierende, die super sind und sich bereits unheimlich ins Zeug legen, um selbst aus den trockensten Themen für alle das Bestmögliche rauszuholen. So auch Frau Müller!
Was ist eure Meinung zu dem Thema? Welche Gedanken lehnt ihr ab, welchen stimmt ihr zu?

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