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MV, Gewalt und düstere Idylle: Rostock schreibt mit "Kahlschlag" Filmgeschichte!

Vor einem Jahr schrieben wir über das unabhängig finanzierte Nachwuchsfilmprojekt Kahlschlag der waschechten Rostocker Jungs Max Gleschinski und Jean-Pierre Meyer-Gehrke. Durch Crowdfunding konnte immerhin ein Viertel (10.000 €) des Budgets generiert werden. Auch wir riefen unsere Leser/innen dazu auf, dieses Rostocker Herzensprojekt zu unterstützen. Nun können wir gratulieren, der Aufwand hat sich gelohnt: „Kahlschlag“ hat den Haupt-„Förderpreis Neues Deutsches Kino“ auf den Hofer Filmtagen gewonnen. Chapeau!


Wer Max auf der Preisverleihung gesehen hat, dem lag sicher ein kleines Schmunzeln auf den Lippen, als er aufgeregt und vor Endorphinen sprudelnd den Preis entgegen nahm. Er wirkte beinahe etwas überrumpelt. Und tatsächlich war der Erfolg von „Kahlschlag“ alles andere als zu erwarten. Dass ein autarker Langfilm aus MV auf einem Festival wie dem der Hofer Filmtage landet, kann schon als Filmgeschichte bezeichnet werden, dass der Streifen dann auch noch diesen Preis gewinnt, macht den positiven Wahnsinn perfekt.

Stille Wasser sind tief?

„Kahlschlag“ labt sich an tonalen Wechseln, Gewalt und einer düster und bedrohlich interpretierten Idylle Mecklenburgs. Das Geschehen läuft auf einen tragischen Liebeskonflikt hinaus, den Der Spiegel als „shakespeareesk“ bezeichnet und Vergleiche zu Quentin Tarantinos Reservoir Dogs und Fargo von den Coen-Brüdern zieht. Das sind gleich drei Ritterschläge für einen Regisseur, der nie an einer Filmhochschule war – ebensowenig wie der größte Teil des restlichen Produktionsteams. Max wird bei derlei Lobpreisungen rot, allerdings gibt er zu, dass das Amerikanische Independentkino schon Vorbildfunktion hatte. Besonders orientierte sich das Team auch an skandinavischen Krimis und der koreanische New Wave. Sie hätten sich einfach alles geschnappt, was ihnen gefällt, sagt Gleschinski. 
Eine Szene aus „Kahlschlag“ – hier zu sehen: Schauspieler Florian Bartholomäi

Übrigens produzierte man den Film nicht aus rebellischen Gründen finanziell unabhängig, sondern schlicht, weil man keine andere Wahl hatte. Entweder No-Budget oder No-Kahlschlag. Doch „Filme zu machen, fetzt halt mehr“, sagt der Rostocker Jungregisseur. Wäre das Geld da gewesen, hätte man nur zu gerne dem Team den verdienten Lohn gegeben, doch fest steht auch, dass „Kahlschlag“ dann ein anderer Film geworden wäre. 
Was den Film außerdem so besonders macht, ist die selbstbezeichnete „MV-Regel“, das heißt, dass „Kahlschlag“ ein unverkennbares Baby MVs sein sollte – ein lokales Filmteam, Mecklenburger Locations, Mecklenburger Soul. Auch das bisherige Publikum bestätigt: „Kahlschlag“, dat is’ Meckelbörg. 
Sie macht in „Kahlschlag“ die Männer wahnsinnig – Schauspielerin: Maike Johanna Reuter

Und so versteht es sich von selbst, dass Rostocks Everybodys Darling Jan „Monchi“ Gorkow, Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, eine Rolle erhielt. „Ein fantastischer Schauspieler“, sagt Max. Monchi war, wie immer – auch als Schauspieler–, authentisch und er selbst. Und damit das auch wirklich gewährleistet werden konnte, griff er höchstpersönlich in ein paar Drehbuchzeilen ein, damit sie auch ja seinem „Duktus“ entsprechen. 
Monchi als Beifahrer. – Foto: Screenshot „Kahlschlag“ auf der Preisverleihung der Hofer Filmtage

Auch wenn der Film typisch mecklenburgische Motive wie Wortkargheit und die Frage nach dem Gehen und Bleiben aufgreift, hat sich das Team darum bemüht, all das nicht zu plakativ zu verwenden oder gar den Versuch zu unternehmen, Antworten zu finden. Kahlschlag kokettiert nicht bewusst damit, Mecklenburg zu zeigen, sondern wurde viel eher davon beeinflusst.
Das Kahlschlag-Team … sozusagen die „Krew“.

Viele, die den Film bereits sehen konnten, waren tief berührt. Die Jury bezeichnete ihn als etwas „Neues“ – und allein das macht einen Film ja bereits sehenswert. Der Film soll nun auf möglichst vielen weiteren Festivals landen und auf sich aufmerksam machen. Denn so erfreulich und sensationell der Erfolg von Kahlschlag auch ist, darauf ausruhen, können sich Max und Jean-Pierre nicht. Soll der Film für Kinos und Streaminganbieter interessant werden, müssen auch die anderen Filmfestivals erobert werden. Bis wir den Film offiziell sehen können, müssen wir uns also vorerst noch gedulden.
Wir bedanken uns für das Gespräch mit Max, der derzeit viel um die Ohren hat und halten euch auf dem Laufenden, was mit „Kahlschlag“ noch so alles passiert. Bis dahin drücken wir weiterhin fest die Daumen.
rostock

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