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Horst Köbbert, der Marteria der DDR – oder so ähnlich

– Von Georg Bussler
Nun ja, der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig. Marteria und Horst Köbbert sind dann doch eher schwer zu vergleichen und überhaupt, sollte man es bekanntlich eher vermeiden, Vergleiche aufzustellen. Trotzdem: Zu DDR-Zeiten war Köbbert zumindest ähnlich populär, wie es Marteria heute ist. Warum? Das werden wir euch jetzt erklären.

Horst Köbbert – Foto: Screenshot @Youtube „Horst Köbbert – Rostocker Hafentage“

Es gab eine Zeit, da war die angesagteste Hymne unserer Stadt nicht „Mein Rostock“, sondern „Du min Rostock“ von ebenjenem Horst Köbbert. Kaum ein Musiker hat die Melodie unserer wunderschönen Hansestadt so sehr geprägt wie er. Seine plattdeutschen Seemannslieder und Shantys waren ein Spiegelbild der damaligen Rostocker Seele.  Die Stadt war zu jener Zeit eine andere – nicht nur, weil Deutschland während Köbberts hauptsächlichen Schaffenszeit getrennt war. Auch die Seefahrt hatte eine ganz andere Bedeutung als heute. Die Lieder des Warnemünders wirkten wie Balsam für die zwischen Heimweh und Fernweh gefangene Seele der Seefahrer. In den Kaschemmen tanzte der Teufel Polka und es brannte die Luft, wenn die unzähligen Matrosen in Rostock Landgang hatten. Das ist heute unvorstellbar.

Tief im Herzen griff er die Rostocker und drückte melodisch und lyrisch das aus, was Rostock zu jener Zeit war: Eine raue Stadt am Meer voller Sehnsüchte und Romantik, ein Ort in einem eingesperrten Land, der für viele der Schlüssel zur Welt sein konnte. So zum Beispiel auch für den Vater unseres Autors. Von hier aus bestand die Möglichkeit, als Seefahrer ferne exotische Länder zu sehen, die sich kein anderer Bürger der Deutschen Demokratischen Republik auch nur in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Rostock war schon immer anders als alle anderen Städte in der DDR. Hier roch es stets nach der großen weiten Welt, selbst wenn die Möglichkeit für die erdrückende Mehrheit aller Rostocker nie bestand, diese jemals bereisen zu können. Der Freiheit so nah und doch so fern.
Wenn das mal nicht nach Freiheit aussieht. Doch bedeuten tut es das nicht immer – auch heute nicht.

Horst Köbbert verstand es, diese widersprüchlichen Umstände in Musik zu verpacken. Wenn man so will, kann man ihn guten Gewissens als eine Art Popstar der DDR bezeichnen, dessen Unterhaltungskunst sich nicht nicht nur auf die Musik beschränkte, sondern auch in der Moderation und im Kabarett zu Hause war. So moderierte er die in der DDR erfolgreiche maritime Musiksendung „Klock 8, achtern Strom“, die im ehemaligen Rostocker Ostseestudio aufgezeichnet wurde – dort, wo heute das LT ist. Die Gaststätte Klock 8 trägt übrigens genau deshalb ihren Namen. 

So wie heute alle stolz sagen, dass Marteria ein Rostocker Jung ist, einer von uns, der unsere Stadt bundesweit repräsentiert, war das damals wohl mit Horst Köbbert in der DDR. Rostock ist nicht nur Ostsee und Schietwetter-Hafenstadt, sondern eben auch eine sprudelnde Quelle der Kunst. Eine Stadt, die es einem einfach macht, sie zu besingen. So wie Marteria es heute macht und Köbbert es damals immer und immer wieder tat. 
Und dann wäre da noch die Verbindung beider Musiker mit dem F.C. Hansa Rostock. Während Marteria einst Jugendspieler war, seine enge Verbundenheit mit dem FCH ein offenes Geheimnis ist und sein Lied „Mein Rostock“ zu den Hymnen des Ostseestadion gehört, schrieb auch Horst Köbbert einst eine Hymne für Hansa, die – ganz nebensächlich – die liebste unseres Autors ist. 

Ihr seht also, so ganz weit hergeholt ist der Vergleich zwischen Marteria und Horst Köbbert also nicht, auch wenn sie musikalisch und zeitlich grundverschieden sind. Aber man soll ja keine Vergleiche aufstellen und darum betrachten wir die beiden einfach als zwei außerordentliche musikalische Gesichter unserer Stadt, die Rostock alle Ehre machen.

Horst Köbbert verstarb am 11. Juli 2014. Seine Asche wurde stilecht vor Warnemünde in der Ostsee verstreut. 

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