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Plötzlich heikel: Was sagt Ihr zu Politik im Ostseestadion?

Ostseestadion

Eigentlich müssten wir über die grottenschlechte Leistung der Mannschaft sprechen, doch wir treten niemanden, der schon am Boden liegt. Außerdem reden wir sowieso nicht mehr über Fouls vor dem 0:1 oder die vorhersehbare Spielweise – plötzlich reden wir über Politik.
Auslöser ist ein Banner, das am Samstag auf der Südtribüne gezeigt wurde. Darauf zu lesen: „Gegen politische Bands im Ostseestadion“. Irgendwie konnten wir uns schon denken, dass das nicht unkommentiert bleiben wird.
Ostseestadion
Wer ist gemeint? So 100%ig ist das noch nicht deutlich geworden. Zu vermuten ist, dass damit gegen Feine Sahne Fischfilet protestiert werden soll, die als Vorband für Marteria im Ostseestadion spielen werden. Die Band ist deutlich linkspolitisch ausgerichtet und wurde auch schon vom Verfassungsschutz beobachtet. Aber sind die jetzt die Bösen? Oder geht es auch gegen Marteria, der sich als Freund der Band sieht?
Die Facebook-Seite „Wenn Hansa spielt, die Kurve brennt“ hat zu dem Banner ein Statement gegeben (nennen sich allerdings nicht als Urheber der Aktion). Darin wird Marteria direkt angesprochen, er habe das Banner bemerkt und beleidigt weggesehen. Auch sein „Kumpel Monchi“ (Mitglied von Feine Sahne Fischfilet) wird erwähnt und ihm wird die Instrumentalisierung des Vereins vorgeworfen. Eine „politische Kackdiskussion“ möchte man damit nicht provozieren.
Netter Versuch, das Internet liebt „politische Kackdiskussionen“ und daher geht fleißig die Post ab. Folgende Fragen werden teilweise ernsthaft und teilweise lächerlich diskutiert:
1) Hat das Konzert etwas mit Hansa zu tun, wenn das Ostseestadion doch an Dritte vermietet wurde?
2) Wer entscheidet, was politisch ist und was nicht?
3) Gibt es im Internet eigentlich auch Regeln oder darf ich jeden als Nazi/Zecke/Nicht-Hansafan bezeichnen, weil ich es witzig finde?
Hansa Rostock
Das Niveau schwankt stark, die Admins begründen ihre Löschungen nicht besonders ausführlich – auch, weil scheinbar ein Nerv getroffen wurde und sich schöner über Politik und Nicht-Politik streiten lässt, als über die letzte Niederlage. Der Überblick geht schnell verloren.
Wieder einmal muss jedoch festgestellt werden, dass eine kleine Gruppe versucht, „Politik“ für sich selbst zu definieren. So sieht man sich genötigt, gegen (in diesem Fall linke) „politische Bands im Ostseestadion“ zu protestieren, „Heil Hansa“-Rufe sind jedoch okay, weil man das im Alten Rom auch gesagt hat und das ja gar nicht so gemeint ist. Auch das Logo der „Fußballfans gegen Homophobie“, das durchgestrichen gegen „die modernen Ultras“ protestieren soll, sei angeblich nicht politisch. „Love Hansa Hate Antifa“-Sticker findet man an vielen Laternen Rostocks.

FCH
Küssende Männer alias „modern“ und „Mimimi“

Hansa Antifa
Neutral wäre übrigens: Love Hansa Hate Politics

Letztlich ging die Idee des Banners kräftig nach hinten los. Die Diskussion flammt auf, obwohl sie eigentlich nicht zu Hansa gehören soll. Niemand weiß, wo Politik anfängt oder wo sie aufhört. Links wirft rechts vor, nur linke Ideen zu verurteilen und rechts wirft links vor, Extremismus zu verharmlosen. Am Ende hat nichts davon Einfluss darauf, wer im gemieteten Ostseestadion spielt. Am Ende ist niemand schlauer als vorher, man gießt nur fleißig Öl in ein Feuer, von dem überhaupt niemand weiß, wie es überhaupt entstanden ist. Am Ende haben wir trotzdem 0:4 verloren.
Meinung unserer Autorin: Eine vernünftige Diskussion darüber, was man als politisch betrachtet, müsste innerhalb der Fanszene (der gesamten Fanszene) geführt werden. Extremismus und Diskriminierung haben nirgendwo etwas zu suchen – sind wir uns da nicht schon mal einig? Politische Parteien müssen auch vor den Stadiontoren halt machen, nicht wahr? Seht ihr, schon ein paar Gemeinsamkeiten gefunden.

Konstruktive Diskussionen statt hasserfüllte Facebook-Fights. Was meint ihr, ist das möglich?

 

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