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Interview mit Rostock Meme: "Wir sind wie Mike Werner"

In geheimer Mission traf unser Autor an einem nebligen Sonntagmorgen Rostock Meme. Trenchcoat, Wollmütze und eine Sonnenbrille mit Plastiknase und Schnauzbart. Er möchte unerkannt bleiben. Hat er es sich mit seinen Memes bereits mit zu vielen verscherzt? Bei einem Spaziergang am menschenverlassenen Strand von Warnemünde sinnieren wir über Rostock, Kunst, Politik und natürlich: Memes. 
Sehr geehrtes Rostock Meme, was macht unsere Stadt so attraktiv für Memes?
Rostock hat Humor und kann auch über sich selbst lachen. Hier herrscht absolute Rede- und Humorfreiheit. Aber pass gut auf, was Du über Hansa sagst!

Isso.

Welche Themen lassen sich, in Bezug auf Rostock, am besten für Memes verarbeiten? Die Ampelschaltungen? Die Wohnsituation? Sächsische Touristen?
Ja, genau. Das sind die Dauerthemen. Alkoholismus und Dobi Döner gehören wohl auch noch dazu. Zwei Themen, die sich übrigens wunderbar ergänzen. Die Ampelschaltung und Verkehrsführung ist wirklich ein Graus in Rostock. Da lassen wir auch nicht locker. Und sollten sich irgendwann mal winzige Anflüge von Vernunft bei den Verkehrsplanern einschleichen, schreiben wir uns diesen Erfolg in den Lebenslauf. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Foto: Rostock Meme

Woher kommt diese Liebe zu Memes?
Memes sind ein sehr großer und wichtiger Teil der Internetkultur. An Rostock gibt es genug zu lieben und zu kritisieren. Memes sind dafür die perfekte Ausdrucksform. Wer liest denn heutzutage noch Zeitungen, oder lange Interviews. (Grinst.)  Leider gab es bis dato keinen Ort, an dem man Selbstkritisches und Lustiges über Rostock finden konnte. In dieses Vakuum sind wir dann mehr zufällig hineingestoßen. Es fing damit an, dass wir Memes mit Bezug zu Rostock nur in unserem Bekanntenkreis herumgeschickt haben. Einige Bilder kamen so gut an, dass wir ermutigt wurden, sie einem größeren Publikum zu präsentieren. Und so wurde innerhalb von 1,5 Jahren aus einer Whatsapp-Gruppe mit 10 Leuten Rostock Meme mit ca. 10.000 Followern auf Facebook (Instagram und Twitter bedienen wir übrigens seit kurzem auch). Was uns immer am meisten zum Weitermachen motiviert hat, war der Zuspruch unserer Fans. Die regelmäßigen Zusendungen von Pralinen, Rostocker Doppelkümmel und eindeutigen sexuellen Angeboten sind Balsam für unsere kreativen Seelen.
Rostock Meme nimmt nicht jede. – Foto: Rostock Meme

Verstehen Sie Ihre Memes als Kunst?
Auf jeden Fall. Sie sind vielleicht nicht so anspruchsvoll wie 32 Suppendosen von Campbell zu zeichnen, oder so ästhetisch wie der „schreiende Hengst“ von Jastram am Kröpeliner Tor – unsere Memes sind eher so die Frisur von Mike Werner: unangepasst, aufsehenerregend und schnell morgens beim Zähneputzen gemacht. Rostock Meme versucht einfach, seinen kleinen schmutzigen Beitrag für mehr Wärme in dieser kalten Welt zu leisten, indem es vielleicht dem einen oder anderen ein fieses Grinsen aufs Gesicht zaubert.

Ein kleines Gedankenspiel: Der nächste amerikanische Wahlkampf steht an und die Demokraten nutzen für sich Memes von Donald Trump, die seine absurde Politik offenlegen. Wäre das was für Sie, würde man Sie dafür beauftragen, solche Memes zu gestalten – z.B. für den deutschen Wahlkampf? 
Da Rostock Meme unpolitisch ist, nehmen wir immer gern eine versöhnende Haltung ein. Hierfür sind Memes sehr nützlich, denn wer dem politischen Gegner ein Meme widmet, bringt ihm zumindest ein bisschen Grundrespekt entgegen. Diesen Respekt vermisst man leider immer häufiger in der politischen Debatte – beim Blick in die Kommentarspalten auf Facebook erkennt man diese Abgründe schnell.  Man kann durchaus anerkennen, dass diese Verrohung der politischen Auseinandersetzung durch Memes abgemildert wurde. Die Grenzen zwischen „über jemanden“ und „mit jemandem“ lachen verschwimmen zusehends. Und lachen ist besser als verkloppen.
Wahlkampf ist in gewisser Weise auch Werbung. Wie sieht es mit der Werbekraft von Memes aus?
Die Werbung von morgen? Wir fragen mal an bei Backfisch-Udo.

Es ist uns ein Rätsel, warum Firmen nicht schon lange die Meme-Welle mitreiten. Vor allem die Fernsehwerbung sollte sich da mal anpassen. Einfach eine mit 16bit-Musik untermalte Meme-Slideshow in epileptischer Geschwindigkeit abspielen und die Zuschauer werden in der Werbepause sicher nicht mehr auf ihr Smartphone glotzen. Für jede Botschaft gibt es ein Meme, das der Zuschauer innerhalb von Millisekunden kapiert. Ganz einfach. That’s it. Bei einigen klassischen Werbespots dagegen weiß man doch gar nicht mehr, ob es nun um ein Auto oder einen Dacia geht.  Was macht eigentlich BWL Justus?
Meinen Sie, die Leute, die auf Memes zu sehen sind, fühlen sich verletzt, wenn irgendein – pardon – blöder Spruch ihrem Gesicht zugeordnet wird?
Bad Luck Brian

Wir sind top seriös und achten natürlich bei der Auswahl der Memes darauf, niemanden persönlich zu verletzen. Personen des öffentlichen Lebens müssen es sich aber auch gefallen lassen, dass man sie weiter verwurstet. Es ist hoffentlich immer offensichtlich, dass die gezeigte Person nur das Transportmittel für den jeweiligen Spruch ist und mit dem Inhalt nicht das Geringste zu tun hat.
Einige Memes sind wirklich ziemlich mies. Schwer vorstellbar, dass „Bad Luck Brian“ oder „Disaster Girl“ das witzig finden.
Dieser Moment, wenn der Fragesteller nicht weiß, dass Bad Luck Brian seine Meme-Popularität akzeptiert und mittlerweile sogar zu einer lukrativen Einnahmequelle gemacht hat.
Ok. Und was ist mit „Disaster Girl“?
(Tippt schweigend auf seinem Smartphone herum und präsentiert ein fix erstelltes Meme)
Rostock Meme a.k.a. Disaster Girl – Foto: Rostock Meme

Ok, schon gut. Die Botschaft haben wir verstanden. Vielen Dank für das Interview. Man memet sich.
Rostock Meme zückt sein Smartphone und fotografiert aus dem Nichts unseren Autor. Wortlos dreht sich sein Interview-Partner um und verschwindet im Nebel. Wahrscheinlich ist er bereits in diesem Moment dabei, das verdutzte Gesicht unseres Redakteurs für ein Meme zu verwenden.

 

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