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Selbstversuch mit Rostockerin Jule (22): Wie wird man Influencer?

In unserem Beitrag #Instalife: 12 Rostocker Influencer, die Du kennen solltest, haben wir es bereits erwähnt: InfluencerIn ist zur Zeit der Traumjob vieler. Zurecht, denn mit einem Post kann man dabei so viel verdienen wie ein Gebäudereiniger m/w in einem Jahr. 12 markante Rostocker Accounts haben wir euch vorgestellt – schickt uns eure Vorschläge für Teil II!
Nun ist es soweit: Mit viel Tamtam enthüllen wir den angekündigten Selbsttest.

Quelle: Aus dem Artikel „#Instalife: 12 Rostocker Influencer, die Du kennen solltest“. Hier kommt Ihr zum Handelsblatt-Selbsttest.

Unsere Rostocker Studentin hat einen Selbstversuch gestartet: Wie ist es, wenn man auf Instagram Influencer werden will? Kann überhaupt jeder Influencer werden? Was muss man dafür tun? Wir präsentieren unser Versuchskaninchen: Jule (22) aus Rostock, Sportstudentin, heimatverliebt, norddeutsch. Jule ist eine von denen, die immer „Ciao!“ sagt, wenn sie etwas überrascht. Hier kommt ihr zu ihrem Instagram-Profil. Dazu später. Zunächst müssen wir einige Fragen klären.
Versuchskaninchen Jule. Quelle: Victor Ibrahiem Photography

Kann jeder Influencer werden?

Ja. Unter bestimmten Voraussetzungen, die aber mehr etwas mit Arbeitsaufwand, weniger etwas mit dem Aussehen zu tun haben. Das Internet ist gar nicht so oberflächlich, wie man denkt. Bestimmte Posts beweisen das:

Quelle: @saggysara auf Instagram

Ab wann ist man ein Influencer?

Matthias Bannert, Geschäftsführer von b00st.me, einer Agentur, die Unternehmen für Marketingkampagnen die passenden Influencer vermittelt, erklärt im Podcast brainb00ster: „Jesus hatte auch nur 12 Follower, man würde ihm aber auch gewissen Einfluss zuschreiben.“ Was er damit sagen will: Jeder von uns hat mindestens auf Freunde Einfluss. Bevor es Influencer gab, hat man das in der Medienwissenschaft Opinion Leader genannt. Das bedeutet schlicht: Menschen vertrauen unserem Urteil (und kaufen, was wir ihnen empfehlen). Für Marken ist das aber erst attraktiv, wenn das nicht nur unsere Freunde sind. „Je mehr Follower, desto besser“ ist aber auch nicht ganz richtig. Im Influencer-Marketing unterscheidet man zwischen Micro-Influencern (ca. 1.000 – 100.000 Follower) und Makro-Influencern (>100.000 Follower).

Die Interaktionsrate nimmt mit steigender Followerzahl ab. Quelle: tobesocial.de/Markerly Stats 2016

Micro-Influencer sind mitunter interessanter für Unternehmen, da diese eine höhere Interaktionsrate besitzen: Die Follower kommentieren und liken einfach mehr, was die Beiträge auf der Plattform durch Algorithmen präsenter macht. Die Grenze von 1.000 ist aber nirgends festgeschrieben; doch ab dieser Zahl könnte man zumindest auf regionaler Ebene die ersten Marketing-Anfragen erhalten.
Jules Bild von Tag 2 der Selbstversuch-Woche.

Was muss man tun, um Influencer zu werden?

Für Jules Selbstversuch haben wir uns intensiv mit der Meinung von Experten und Influencern beschäftigt. Wir haben die häufigsten Tipps zusammengetragen:

Frequenz

Du solltest regelmäßig etwas posten – am besten jeden Tag. Wer nur einmal die Woche ein Bild postet, gibt nur spärlich Einblicke in sein Leben – und davon lebt ein Account.

Roter Faden

Experten sagen, dass potenzielle Follower beim Blick auf dein Profil in drei Sekunden entscheiden, ob sie dir folgen. Deshalb sollte erkennbar sein, dass du einen roten Faden verfolgst. Dazu gehört: Themenschwerpunkt (Fitness, Ernährung, Mode, oder einfach nur du und dein Alltag) und wie deine Bilder aussehen. Tatsächlich wird geraten, dass du deine Bilder immer ähnlich bearbeitest und sie so ähnlich einer Corporate Identity – also (optische) Merkmale, mit denen du eine Marke wiedererkennst – immer den gleichen Stil haben.

Ästhetik

Selbstredend sollten deine Fotos und/oder deine Message im Textfeld in irgendeiner Weise ästhetisch sein. Dabei geht es nicht unbedingt darum, dass du gut aussiehst, sondern es kommt auf Farben und die Bildkomposition und natürlich auf das Motiv an. Ästhetisch kann hier aber zum Beispiel auch sein, dass du deine Follower zum Lachen bringst. Die Liste der Möglichkeiten ist lang.

Qualität

Pixelige Bilder will keiner sehen. Du brauchst dafür aber auch keine Spiegelreflexkamera. Heutige Handykameras reichen aus. Zudem kannst du deine Bilder durch Bildbearbeitung verschönern.

Jules erfolgreichstes Bild auf Instagram.

Wahrnehmung

Das Wichtigste auf dem Weg zum Influencer ist, dass dich andere Accounts wahrnehmen. Stell dir vor, du ziehst in eine andere Stadt, möchtest Freunde finden, aber bleibst den ganzen Tag zuhause. Der Effekt ist gleich null. So verhält es sich mit Instagram: Wenn du nur ein Bild postest, aber auf der Plattform nicht aktiv bist, findet niemand deine Bilder. Mach dich bemerkbar, sag hallo – und das, indem du andere Bilder likest und kommentierst. Handelsblatt-Evas Agentur hat ihr geraten: Nach dem Posten eine Stunde andere Beiträge liken und kommentieren. Am besten gibst du über die Suchfunktion Hashtags ein, die du selbst benutzt, und likest die Bilder, deren Urheber folglich ähnliche Interessen haben wie du.

Hashtags

Die dienen natürlich auch der Wahrnehmungssteigerung. Bis zu 30 Hashtags kannst du unter ein Bild setzen. Versetze dich dazu in deine Follower hinein und überlege, wonach du selbst suchen würdest. Hashtags, die viel genutzt werden (>1 Mio.) sind dabei genauso hilfreich wie Nischen-Hashtags, damit du in der Masse nicht untergehst.

Immer, wenn Jule eine Klausur schreibt, geht sie am Vorabend nach dem Lernen hier schaukeln. Solche kleinen Geschichten lieben ihre Follower.

 

Zeitpunkte zum Posten

Wie auf Facebook ist es auch auf Instagram wichtig, wann du einen Beitrag hochlädst. Am besten ist es natürlich, wenn die meisten gerade online sind. Morgens vor der Arbeit/Uni und zur Feierabendzeit (ca. 18 Uhr) sind das die meisten.

Öffentliches vs. privates Profil

Wenn man Influencer werden möchte, sollte man selbstredend ein öffentliches Profil benutzen. Beim privaten Profil können viele potenzielle Follower gar nicht erst entscheiden, ob sie dir folgen möchten.

Tag 3 der Selbstversuch-Woche. Jules lange Beine kommen gut an.

Selbstversuch: Eine Woche als Influencer

Diese Anweisungen hat Jule eine Woche lang befolgt:

  • Nach dem Posten und allgemein so viel liken und kommentieren wie möglich
  • Jeden Tag ein hochqualitatives und ästhetisches Bild posten
  • Heimatliebe und Lokalpatriotismus einbinden
  • Die oben genannten Experten-Tipps beherzigen
Tag 1: Jules erstes Bild im Selbstversuch mit der Autorin.

Der Selbstversuch: Ergebnisse

Wir haben mit Jule nach ihrer Influencer-Woche gesprochen. Die wichtigsten Erkenntnisse fassen wir für euch zusammen.

Frequenz

Eine zweistündige Fototour durch Rostock war notwendig, um Jule mit genug Bildmaterial für die Woche zu versorgen. Ist man ungeübt, so ist es schwierig, im Alltag jeden Tag ein Foto zu machen. Man muss Fremde involvieren, gute Motive finden und sich wohlfühlen. Deshalb bietet es sich an, immer ein bisschen vorzuarbeiten – das machen fast alle so.

Aufwand: „Es ist mehr Arbeit, als ich dachte“

„Es ist sehr zeitintensiv“, so Jule. „Ich bin ungefähr vier Stunden am Tag auf Instagram. Morgens eine halbe Stunde, abends ca. eine Stunde, der Rest ist über den Tag verteilt.“ Das Liken und Kommentieren anderer Posts ist vielleicht am Anfang noch spannend, nach einiger Zeit allerdings wird es regelrecht zu einem Job. Daran „scheitern“ viele Profile: Die Bilder können noch so perfekt sein – wenn sie keiner sieht, bringt es nichts. „Mir fällt es außerdem schwer, längere Texte unter meine Bilder zu schreiben“, erzählt Jule. „Meistens nehme ich dafür Songtexte.“ Ein Foto machen, bearbeiten, mit einem Text versehen und danach aktiv um Aufmerksamkeit zu werben – nicht ohne Grund ist Influencer ein richtiger Beruf geworden. Bei erfolgreichen Profilen kommt die Community-Arbeit dazu (sich bei den Fans melden und Fragen beantworten) sowie Fluten von E-Mails zu beantworten und Verhandlungen mit Kooperationspartnern zu führen.

Tag 4 der Selbstversuch-Woche: Heimatliebe kommt immer gut an.

Zeitpunkte zum Posten

„Zwischen 9 und 10 Uhr und zwischen 17 und 18 Uhr funktionieren meine Posts am besten“, sagt Jule. „Außerdem merkt man, dass Sonntag alle Zeit für Social Media haben. Und am Donnerstagmorgen: Da haben 500 Leute meine Story angeschaut und ich glaube, alle lagen gerade verkatert vom Keller im Bett und scrollen Instagram durch.“
Die ersten 5-15 Minuten nach dem Posten sind entscheidend für den Erfolg, sagt Instagram-Experte Kevin Hippert, „denn hier wird dein Content von Instagram bewertet und eingestuft.“ Das merkt auch Jule: „In der ersten Stunde kommen mega viele Likes – bei mir so 80 oder 90 – und über den restlichen Tag verteilt ungefähr drei pro Stunde.“

Tag 5 der Selbstversuch-Woche.

Was Jule nicht gemacht hat – zurecht

„Ich wäre nicht dafür bereit, mein Profil öffentlich zu machen, weil ich Lehrerin werde“, so Jule. „Man hat dann nicht mehr die Kontrolle darüber, was kommentiert wird und wer die Beiträge sieht.“ Auf einen einheitlichen Stil der Bilder hat Jule ebenfalls verzichtet. „Wenn ich die Farben in einem Bild schön finde und sie nicht zum Rest meiner Bilder passen, poste ich es trotzdem. Das bin eben ich: Nicht immer einheitlich.“

Tag 7 der Selbstversuch-Woche.

Außerdem hat Jule auf einen expliziten Themenschwerpunkt verzichtet – was viele andere auch tun. Schwerpunkt: sie selbst.
Das hat auch noch einen anderen Grund. „Ich wurde mal zu einem Social-Media-Event für potenzielle Fitnessblogger  in Hamburg eingeladen“, erzählt sie. „Da ging es darum, wie man mit Social Media Geld verdienen kann.“ Die Organisatoren wollten natürlich aber auch neue Kooperationen zwischen Unternehmen und neuen Influencern abschließen. „Es war alles sehr interessant, hörte sich gut und schön an, aber zwei Dinge haben mich gestört.“ Sie fährt fort: „Erstens kann man das alles nicht zwischendurch machen, sondern muss dafür wirklich viel Zeit einplanen. Das ist in meinem Alltag nicht so einfach, da ich auf Lehramt studiere, jobbe und Hobbies habe.“ Zweitens, so Jule, sollten die Influencer mit Schwerpunkt Fitness und Ernährung Produkte wie Fitness-Kapseln und Shakes bewerben.“ Warum Jule das nicht passt? „Alle denken, wenn man Sport studiert, ist man absolut fit und ernährt sich gesund. Das ist aber absolut gar nicht meins.“ Sie mache zwar Sport, esse aber auch zu gern Nudeln mit Ketchup. Und sie wolle nicht so tun, als wäre das anders.
Jules Profil nach der Selbstversuch-Woche.

Fazit: Authentizität, Alltag, Schönheit, Rostock

Jules Bilder hatten in 7 Tagen durchschnittlich überdurchschnittliche 131 Likes. Influencerin wird sie natürlich in der Woche nicht – dazu ist die Zeit zu kurz. Für einen umfassenden Einblick in den Alltag eines Influencers hat die Zeit allerdings gereicht. Der hohe Arbeitsaufwand ist die wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt. Daneben fasst sie zusammen: „Mir persönlich und meinen Followern auch – das habe ich gemerkt – ist Authentizität sehr wichtig. Da ich in Storys viel über mein Leben rede, kennen mich die Leute und würden wissen, wenn ich heucheln würde. Das kommt einfach nicht gut an.“ Außerdem seien explizite Alltagseinblicke immer die Storys und Beiträge, auf die sie die meisten Reaktionen bekommt. „Zum Beispiel, als ich in meiner Story erzählt habe, dass mein Hund Opfer eines Rattengift-Köders war und mich tierisch aufgeregt habe.“ Zudem sei ihr aufgefallen, dass ein Bild, auf dem ihre Beine besonders lang aussehen oder ihre Haare wehen, mehr Aufmerksamkeit bekommt als andere. Ästhetik zieht nunmal immer. Und zu guter letzt: Wer nicht international bekannt werden möchte, fährt gut mit einem regionalen Schwerpunkt und Heimatliebe. Rostocker folgen eben sehr gerne anderen Rostockern.
http://rostock.studentsstudents.de/2018/02/instalife-11-rostocker-influencer-die-du-kennen-solltest/

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