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Abenteuer um 7 Uhr morgens: Ein Rostock, das Studenten nicht kennen

Vor ein paar Tagen musste unser Autor zu einem Blockseminar um 7 Uhr – in der Früh! Die absolute Hölle, eine völlig unchristliche Zeit, die für einen Studenten eigentlich nur im Schlaf existiert. Ein unfreiwilliger Selbsttest.

Ich habe mal aus unseriösen Quellen (RT & Sputnik) davon gehört, dass zu dieser frühen Stunde schon Menschen unterwegs sein sollen. Diese russische Propaganda-Kacke mit ihren Fake News. Die wollen uns Mitteleuropäer doch nur spalten und verunsichern. 7 Uhr. Pff, wer´s glaubt. Aber wer weiß: Vielleicht habe ich diese „Menschen“ sogar schon mal nachts gesehen, als ich zwischen 6 und 7 rotzevoll mit Glitzer im Gesicht aus dem Stadtpalast gestolpert bin. Aber was kann man in diesem Zustand schon für bare Münze nehmen? Eben. Nichts, außer das Bett.
Um 6 Uhr klingelt mich der vermaledeite Wecker wach. Bin doch grad erst eingeschlafen, denke ich. Netflix läuft noch. Rick and Morty. Draußen ist’s noch dunkel. Auf was für einen Scheiß habe ich mich da bloß eingelassen? Mühsam reiße ich meine Klüsen auf, die von diesem getrockneten Augenschleim, den man euphemistisch „Schlafsand“ nennt, noch ganz verkrustet sind. Ich bin so früh wach, dass noch nicht mal der Mundgulli eingesetzt hat – Zähne habe ich ja schließlich gerade eben erst geputzt.

Rostock from the otherside

Lieblos schmiere ich mir eine Stulle. Bin zu faul zum Kauen und zum Verdauen erst recht. Kurz darauf schwinge ich mich auf den Drahtesel und hoffe, dass die Polizei mich nicht anhält. Irgendsoein Sack hat mir meine Fahrradlampe über Nacht gezockt. Bestimmt war er betrunken und schlug gerade erst vor fünf Minuten zu, als er vom LT nach Hause ins Bett schwankte. Der hat es gut.
Draußen ist es ungewöhnlich still. Und diese Luft – so schadstoffunberührt. Auf der Warnow hängt ein leichter Nebel, die Morgenröte zeigt sich sanft. Die aufgehende Blüte eines nahenden Tages. Unbeschreiblich schön.
Ein paar Meter weiter ändert sich plötzlich alles und dann realisiere ich es: RT und Sputnik haben nicht gelogen. Es existiert tatsächlich eine Parallelwelt zu dieser Zeit. Da sind Menschen. Keinen von ihnen habe ich je zuvor in Rostock gesehen. Nachtfalter in der kalten Finsternis eines kalten Februarmorgens. Ich sehe Männer mit langen Gesichtern in Trenchcoats und mit Aktenkoffern. Wie Schatten huschen sie unter dem matten Licht der Straßenlaternen umher und springen hektisch in die Bahnen. Sie steigen zu Dutzenden ein und aus, schauen gescheucht auf die Uhr. Unzählige Fahrzeuge stauen sich an den Ampeln. Was ist hier los? Hier herrscht ein mich völlig überrumpelndes Treiben auf den Straßen.
Abenteuer in der Finsternis – ACHTUNG! Bei Menschenwechsel am Dobi bitte abblenden.

Massenweise fröhliche Kinder plappern an den Händen ihrer stummen, geistig abwesenden Eltern pausenlos auf sie ein. „Halt doch endlich die Klappe“, denken die Eltern dem Gesichtsausdruck zufolge. Nur auf direkte Nachfrage des Kindes („Papa?“) verzieht sich das schlafgelähmte Gesicht des Vaters zu einem faltigen, gezwungenen Lächeln, das in der Dunkelheit dem eines Grusel-Clowns ähnelt – „Ja klar, mein Schatz.“ Der Vater hat nicht zugehört. Das Kind fragte ihn, ob es sich um ein Monster handelt, das jede Nacht um 3 Uhr die Schranktür öffnen lässt.
Gruselige Begegnung: Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen

Die Kröpeliner Straße ist wie leer gefegt. Nur ein paar futuristisch aussehende Reinigungsfahrzeuge kurven gemächlich an den Bordsteinen entlang – klein und kompakt wie Roboter, doch tatsächlich sitzt da jemand am Steuer. Alles wird auf Hochglanz poliert für die Zeitdimension der Studenten, für die Zeit ab 11 Uhr.
Um 7.13 Uhr öffne ich die Tür zum Seminarraum, als mich etwa 25 Kommilitonen wie Plötze angucken. „Pünktlichkeit ist eine Form der Höflichkeit“, ätzt mich die Dozentin an. Von Höflichkeit sprechen, aber gegen jede Sitte und Ordnung das akademische Viertel missachten. Selbstredend, dass das Seminar scheiße ist. Was von diesem Morgen bleibt, ist die Erkenntnis, dass der zuverlässig verschlafene Rostocker Morgen die spannendste und vielleicht schönste Tageszeit von allen ist. Aber auch: Seminare um 7 Uhr am Morgen bringen Kummer und Sorgen.
Liebe Studenten lasst euch sagen: Morgenstund hat Gold im Mund.

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