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Das Dorf wird wieder sexy: die Renaissance des Ländlichen

Das Dorf hat es nicht leicht. Voller Hohn und Spott macht die Stadt Witze auf seine Kosten. Auf dem Land würden nur unterbelichtete Bauern leben, es riecht nach Kuhscheiße, Unterhaltung bietet maximal die verstaubte Kneipe voller Nazis und überhaupt: Der ländliche Raum bietet keinerlei Perspektiven. In vielerlei Hinsicht mag das stimmen. Nicht umsonst ist der Begriff der Landflucht unter Demographen allgegenwärtig. 2050, so prognostiziert das statistische Bundesamt, würden nur noch 16 Prozent der Deutschen in Dörfern leben – aktuell sind es 25. Der Trend der sterbenden Dörfer ist kaum zu verleugnen.

Öko- und Gesundheitstrends beleben die Dörfer


Doch leise und schleichend erhebt sich der ländliche Raum im Schatten der Stadt. Die Menschen denken zunehmend ökologischer, das Thema Gesundheit und Bio erlebt einen enormen Boom. Öko-Betriebe präferieren den Direktverkauf vor Ort – also vom Dorf. „Ländlich-regional“ ist zur Marke geworden und wird mit Herz gelebt. Viele Hofbesitzer haben das Potenzial hinter Bio-Höfen erkannt und nutzen ihr Land, um Gäste Nachhaltigkeit erleben und lernen zu lassen. Der Öko-Landbau zieht Besucher an, bietet den Dorfbewohnern Arbeitsplätze und belebt den Ort.
Auf dem Land findet man zudem perfekte Bedingungen für erneuerbare Energien. Die weiten Flächen bieten genug Platz für die Nutzung von Wärme-, Wasser-, Wind- und Sonnenenergie. Auch hier schlummern jede Menge Arbeitsplätze. Als vorbildliches Beispiel wäre die Region Lübow-Krassow in Nordwestmecklenburg zu nennen.

Geburtsstätte der Technologie von Morgen

Foto: FAZ.net

Ländliche Gegenden können nahezu zu ökologischen Zukunftslaboren für innovative und nachhaltige Technologien im Bereich der Landwirtschaft, des Umweltschutzes und Energie werden. Hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Der überschaubare Verkehr auf dem Land bietet sich außerdem als optimales Testgebiet für selbstfahrende Autos an. Diese könnten auch die Arbeitszeit entlasten. Home-Office wird ein immer gängigeres Arbeits-Konzept. Der Arbeitsweg könnte dank selbstfahrender Autos als Teil der Arbeitszeit abgerechnet werden. Es wäre also gar nicht so furchtbar schlimm, weiter außerhalb der Stadt zu leben. Das Auto wird einfach zum Büro. Aber all das ist Zukunftsdenken.

Entschleunigende Ruhe der ländlichen Idylle

Ein Garten voller Ruhe.

Doch genau hier liegt der Punkt. Die Zukunft, wie wir sie vielleicht aus Sic-Fi-Filmen kennen, rollt erbarmungslos auf uns zu. Die Welt ist in einem rasanten Wandel, wird immer anonymer, schnelllebiger und reizüberflutender. Und auch dort bietet das Dorf eine sehr lukrative Alternative zur Stadt. Auf dem Land ist eine für viele Städter längst vergessene oder vielleicht nie gekannte Idylle und Romantik zu finden – ein Schatz, wenn man so will. Man denke nur an einen lauen Sommerabend, wenn die Frösche quaken und man mit einem Wein im Garten sitzt, während die Sonne glühend rot hinter goldenen Feldern untergeht. Ein Ort, wo wir maximal in der Ferne ein Auto über die Straßen fahren hören. Dort, wo wir nachts in den Sternenhimmel blicken und das Universum sehen. Wo in der Ruhe die Kraft liegt – und es manchmal nach Kuhscheiße riecht, aber eben auch nach blühender Natur. Ein Fleckchen Erde für Entdecker und Leute, die das Leben als Wunder und nicht als Pflicht verstehen wollen. Fernab von den lärmenden Flüssen aus rollendem Metall und den Neonlichtern. Unsere steile These: Jedes Kind sollte auf dem Dorf groß werden oder zumindest eine beträchtliche Zeit seines Lebens dort verbringen.

Dörfer als „Creative Hub“

Foto: orte-im-norden.de

Viele Unternehmen der Kreativwirtschaft sind daran interessiert mit ländlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten. Dörfer haben die Möglichkeit zu einem sogenannten „Creative Hub“, einem ökologischen Zukunftsort, zu werden – eine neue Etikette. Die Einwohner müssten sich, um ihr Heimatdorf zu retten, solch kreativen und innovativen Wegen der Zukunftsgestaltung öffnen und von der Einstellung wegkommen, dass sich nichts verändern darf. Das ist unumgänglich und zwar in jedem Lebensbereich. Eine solche Veränderung bedeutet nicht, dass sich ein Dorf verraten oder die schönen alten Häuser abreißen muss. Auch die Natur bleibt Natur, nur wird sie umweltfreundlich genutzt und ergo geschützt. Es geht nicht darum, den charmanten Dorfcharakter aufzugeben, sondern viel mehr um die Entwicklung eines innovativen und attraktiven Gegenkonzeptes zur Stadt, um einen Ort der nachhaltigen Zukunft. Das Dorf hat also die einmalige Chance eine gewichtige Rolle für das Morgen und eine bessere Welt zu spielen.

Eine Auswahl interessanter Dorfprojekte:

Health-Village – Demenzdorf Hogeweyk
Hitzacker/ Dorf 
Energiedorf Wildpoldsried
Lübow-Krassow

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