Bitte nicht wegschalten. Oder wegklicken. Oder das Smartphone durch das nächstbeste Wahlplakat ballern. Hört uns an. In einem Monat ist Bundestagswahl. Noch nicht den Tab schließen! Das ist kein Werbetext, wir mobben ausnahmsweise nicht mal (direkt) die Nazis. Lustig machen wir uns aber schon. Ihr doch auch. Bei diesen Wahlplakaten?
Ihr kennt uns, wir sind ehrlich. Keine Lügenpresse oder so. Aber unsere Ehrlichkeit kann für die diesjährigen Wahlplakate nichts Gutes bedeuten. Haltet ihr es mit der SPD? Spoilerwarnung, wir hatten etwas mehr erwartet, als eine Rebel Wilson Werbestrategie. Herr Christian Reinke mag Inhalte haben, aber ebenso wie die australische Schauspielerin, scheint er an Stelle von Inhalten lieber immer wieder auf sein Gewicht hinzuweisen. „Dicker Einsatz“ ist sein Motto und das findet man auf fast all seinen Wahlplakaten. Aber bei der starken Fokussierung auf Äußerliches ist er dieses Jahr nicht alleine. Herr Lindner von der FDP hat offenbar seine alten Bewerbungsfotos für Germany’s Next Topmodel heraus gekramt. Sehnsüchtig und natürlich in schwarz- weiß, starrt er tief in die Seelen der Hausfrauen. Sätze wie „Digital first, Bedenken second“ (ernsthaft jetzt?) geraten in den Hintergrund und man kann ihn trotzdem wählen, denn Mutti sagt, den hätte sie gerne als Schwiegersohn. Die Mutti der Nation wäre wohl auch nicht abgeneigt.
Ein paar ausgewählte Exemplare, klickt euch durch die Gallerie.
Viel mehr Inhalte liefern die Plakate der Partei Die Linke auch nicht, aber wir müssen an dieser Stelle ein Lob aussprechen. Auf den eigenen Wahlplakaten Wörter abzukleben, das verwirrt die Edding-Kolonne doch massiv.
„Moment, hat da jetzt schon einer geschmiert?“, fragte Kevin und kaute auf der Kappe des Eddings herum.
„Ich weiß nicht. Da is doch was weggemacht, aber ich kann das voll noch lesen.“ Chantal legte den Kopf schief und kniff die Äuglein zusammen.
„Soll ich einen Penis drauf malen?“ Er zog seine Jogginghose am Bund nach vorne, um eine Vorlage zu haben. Auf dem Plakat würde er das Ding vergrößern müssen.
„Okay, aber beim nächsten machen wir wieder ein Hitlerbärtchen.“
Ach ja, Hitlerbärtchen. Da müssen wir jetzt zu dem härteren Teil dieses Artikels kommen (Kevin, bitte hör auf zu lachen). Denn obwohl die meisten Plakate scheinbar von un- oder unterbezahlten Praktikanten entworfen wurden, weisen sie auf eines hin: Die Wahl rückt näher. Jedes Jahr auf’s Neue müssen wir uns anhören, dass Wählen ja doch nichts bringt, alle Parteien gleich sind oder es am Sonntag halt geregnet hat und da lief doch so eine gute Doku im Fernsehen.
Also haben wir uns dem Grauen des Internets gestellt, um euch zu beweisen, dass Wählen wichtig ist. Denn wenn zu viele Menschen mit gesundem Menschenverstand zu faul, zu grantig oder zu demotiviert sind, dann gewinnen am Ende die Dummen. Die folgenden Screenshots haben wir in den Stunden nach dem Attentat von Barcelona gesammelt. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum gesicherte Informationen, in Deutschland und der Welt bangten Menschen noch um ihre Angehörigen. Doch auf Twitter begann die Hetze.
Wir verstehen Politikverdrossenheit. Es kann frustrierend sein. Nicht immer sieht man Resultate. Doch wir verstehen auch, dass Hansa Rostock längst kein Top-Verein in Deutschland mehr ist. Geben wir deshalb auf? Nein. Es ist frustrierend, ständig verlieren wir, ärgern uns und dann gehen wir wieder hin. Ähnlich wie bei Prüfungen. Auftauchen ist die halbe Miete. Bin ich dort, habe ich denen etwas voraus, die ihren Arsch nicht hochbewegt haben.
Die Demokratie macht mir ein Angebot. Ein gutes Angebot, immerhin zählt meine Stimme genauso viel, wie die aller anderen Menschen. Also nehme ich das Angebot an.
Mal abgesehen von unseren Spitzen gegen bestimmte Wahlplakate, geben wir hier keine Wahlempfehlungen ab. Obwohl, doch: Wählt bitte keine Arschgeigen! Demokratie ist für alle da und wenn es eine oder mehrere Parteien gibt, die das ändern möchten, dann bitte dort kein Kreuzchen machen. Schon gar nicht das mit den Haken.
#nazidiss #musste #sorrynotsorry #hashtagsgegenbraune