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Das Fischbrötchen

Die Möwen schreien, es weht der Wind. Am alten Strom, dort weint ein Kind. Und während ich am Strand flaniere und mich in trüben Gedanken verliere, überkommt mich das Gefühl von Hunger – nicht auf Döner und auch nicht auf Hummer. Das Fischbrötchen ist‘s, das mich gedanklich glücklich macht. Die Form, der Inhalt – der Geschmack macht mich schwach.
Fischspeise
Es knurrt der Magen, es leckt der Zahn. Das Verlangen danach treibt mich in den Wahn. Wenn ich es mir nur imaginiere, wenn ich es mir vor Augen führe: Bismarck, Matjes, Lachs und Rollmops. Bremer, Sprotte oder Fischklops. Gerne auch Makrele in Dill – all das stellt mein Bäuchlein still.
Die See wird unruhig, die Dünen stäuben. Die Sonne schwindet und die Winde heulen. Weiße Spitzen auf dem Meere, wie sehr ich mich nach Fisch verzehre. Der Gang wird schneller, die Augen wild. Was foltert und quält mich Bismarcks Bild. Grau und finster ziehen die Wolken über mir, meine Sonne ist das Meerestier. Das Ziel ist nah, ich sehe schon die schaukelnden Bötchen. Dort finde ich es, mein geliebtes Fischbrötchen.
Alter Strom
Doch es ist spät, die Zeit sie rennt. Es ist die Angst, die jeder kennt. Hungrig vor verschlossenen Türen stehen und sich hungernd sterben sehen. „Backfisch Tilo“ hat schon zu. „Backfisch Udo“ tut es ihm gleich im Nu. All meine Ängste verwirklichen sich. Gott, der Herr, lässt mich im Stich. Alsbald fängt der Himmel an mit mir zu weinen. Frust und Hunger sind dabei sich zu vereinen.Seemann
Und während meines Herze Leids, setzt sich mir ein alter Greis zur Seit‘. Schiffermütze, Rauschebart, die Pfeife dampft, die Stimme hart, hält er mir, ich glaub es nicht, ein Fischbrötchen vor‘s Gesicht. Aus tiefer Trübsal wird endloses Glück. Ich spring herum, es ist verrückt. Dem Alten gebührt mein ganzer Dank, doch weg ist er wie von Geisterhand. Egal, er musste ein Engel sein und so schieb ich mir das Brötchen rein.
Fischbrötchen
Doch vorher halte ich kurz inne, konzentriere mich auf alle Sinne, denn der Moment, so lang ersehnt, gehört genossen und die Ästhetik nicht abgelehnt. Verliebt blicke ich auf Fisch und Brot, atme die Zwiebeln im Abendrot. Das Salatblatt, so grün und knackig liegt es da, die Remoulade ist der geheime Star. Ich schließe die Augen, spüre den Wind, öffne den Mund und der Rausch beginnt. Zwischen den Zähnen spannen sich Speichelfäden und über mir ein warmer Regen. Die Zunge feuchtet die Lippen an, mein Magen knurrt, weil er es nicht erwarten kann. Das Fischbrötchen führe ich zum Mund, gleich geht‘s hinein in den lüsternen Schlund.
Möwe
Kurz vor der Vollendung, die grausame Wendung. Eine Möwe stößt aus den Wolken hinab, greift meine Beute und haut einfach ab. Entgeistert starre ich ihr hinterher, der Verlust zerreißt meine Seele sehr. Diese Ratten der Lüfte, dieses verfluchte Federvieh. Ich spüre Zorn in mir wie noch nie.
Weg ist das Fischbrot, der Traum ist tot. Was bleibt, ist verdorrte Hoffnung und Wut. Die teuflische Möwe, so skrupellos, versetzte mir den Gnadenstoß. Kniend will ich nun gen Himmel weinen und voller Zorn zur Möwe schreien.

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