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"Alle haben nen Job, ich hab Langeweile!" – Wenn der ewige Student einsam wird

Das Leben als Student ist spaßig, exzessiv und teilweise natürlich auch etwas verpflichtend. Doch vor allem ist es endlich. Irgendwann ist die Party vorbei. Dann kommt der Kater. Selbst für jene, die auf Partys einfach nicht totzukriegen sind und es partout nicht einsehen wollen, dass es Zeit ist zu gehen.
Schnell wird man zu einem ewigen Student, sofern es die Studienordnung zulässt. Das Leben als verantwortungsloser Party-Hopper, dem das Studium als Mittel zu einem alternativen Zweck dient, ist verlockend – die Unterhaltungsmöglichkeiten sind ja da. Die Sehnsucht nach dem pflichtfreien „Lodderleben“ ist groß – ebenso wie die Angst, irgendwann in die Berufswelt entlassen zu werden. Man gewöhnt sich an einen Standard, der nicht sonderlich hoch aber dafür ausreichend ist.
Dancelord

„Das Ende des Studiums hat noch Zeit…“
„Ich arbeite später mein ganzes Leben…“
„Man ist nur einmal jung…“

„…also lasse ich es krachen, solange es mir möglich ist.“

An sich steckt in diesen Phrasen viel Wahrheit. Das zeigt sich allein daran, dass unsere studentischen Vorfahren heute mit viel Wehmut und Nostalgie auf ihr Leben an der Uni zurückblicken: „Was haben wir nicht alles gemacht?! Mensch, haben wir es krachen lassen!“ 
Diese und jene (viel zu oft) erzählte Story wird bei sämtlichen Zusammenkünften alter Haudegen ausgepackt. In ihren Gesichtszügen ist der Tribut der Realität des Lebens erkennbar – im Positiven wie im Negativen. Doch das spitzbübische Funkeln in ihren Augen – dieser Schalk im Nacken – ist immer noch da. Jene Personen sind mittlerweile Papa oder Mama und stehen im Berufsleben. Damals zutiefst verachtete Spießigkeit ist unbemerkt fester Bestandteil ihres Lebens geworden – und verdammt, es fühlt sich gut an!
Unter den Haudegen gibt es auch immer diesen einen Outlaw, der die Werte des 1. Semesters bis ins „hohe Alter“ der Ü-30er verteidigt. Einen Peter Pan, der nicht erwachsen werden will. Er versucht mit brennendem Pathos alte Geschichten bis zum Verdampfen aufzuwärmen, will seine einstigen Partybrüder und -schwestern mit großer Mimik und Gestik mitreißen: „Kommt schon! Heute machen wir mal wieder so richtig einen drauf! So wie damals!“ Er schmückt Suff-Storys, die er im Schatten der Spießigkeit seiner Freunde angeblich erlebt hat, nicht nur aus, sondern erfindet gleichermaßen diverse Liaisons, um zu zeigen, dass ihm im Leben nichts fehlt.
Wolfsrudel
Die Realität ist anders. Der ewige Student hat den Anschlusszug verpasst. Und den nächsten auch. Und den darauf auch. Er lebt in der Vergangenheit, beschwört permanent alte Geister. Damals war er einer der Rudelführer, doch heute ist er ein einsamer Wolf. Sein selbstmitleidiges Mantra wird durch Zeilen von Marteria bestimmt: „Alle haben nen Job, ich hab Langeweile! Keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern!“
Say When
Ein lahmendes Raubtier, dem das Rudel fehlt. Freunde haben die Stadt verlassen, haben jemanden kennengelernt oder das Studium abgeschlossen und einen Job gefunden und irgendwann Kinder bekommen. Kurz um: Sie sind irgendwie erwachsen geworden. Solche Szenerien soll es übrigens auch bei Mittzwanzigern geben. Der ewige Student, egal wie alt, bleibt allein zurück, versucht krampfhaft neue Buddies zu finden und sein Leben so fortzuführen wie bisher. Ohne es sich eingestehen zu wollen, scheitert er daran. Zwar ist er allseits auf irgendeine Art und Weise beliebt, aber es befriedigt ihn nicht wirklich. Diese Erkenntnis zeigt er nicht öffentlich, doch sie frustriert ihn. Jünger wird der Wolf nicht, das sagt ihm nach jeder Sause auch sein Körper. Beute sucht das alternde Raubtier schon lange nur noch nach dem Motto: „Lieber widerlich als wieder nicht.“ Beziehung? Das ist nichts für ihn. Insgeheim aber schon, denn ist dies doch ein unausgesprochener Grund auf Partys zu gehen. Das Single-Leben hat er eigentlich satt.
Besoffen

Die Stadt hat sich verändert – die Leute auch. Alles Luschen, wenn man das mit den guten alten Zeiten vergleicht – die mit ihren Kindern und ihren Jobs. Ohne es wahrhaben zu wollen, setzt ein Prozess der Erkenntnis ein: Diese Party hier geht zu Ende. Irgendwann kommt der Tag, an dem dir der Kater die Schuhe auszieht und das auch einen Tag später noch tut. Irgendwann kommt die Sehnsucht nach einem kleinen Wurm in deinen Armen, für den du dein Leben geben würdest. Irgendwann wird es passieren, dass du dir eingestehst: Ich bin zu alt für den ganzen Scheiß. Und dann wird der einsame Wolf ein anderes Rudel finden.

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