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Anwesenheitspflicht adé?

„Soli.Uni“ reichte vor Kurzem einen Antrag auf Abschaffung der Anwesenheitspflicht ein. Ziel ist es, dass alle Lehrveranstaltungen an der Universität Rostock von der Anwesenheitspflicht befreit werden. Wir wussten zunächst nicht, was wir davon halten sollen, also haben wir uns ein bisschen mit den Vor- und Nachteilen einer Anwesenheitspflicht beschäftigt. Und weil uns unsere Leser wichtig sind (und wir sonst keine Freunde haben), teilen wir unsere Pro- und Contra Liste mit euch.

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PRO Anwesenheitspflicht

Wer studieren will, muss zunächst die HochschulREIFE erlangen. Eine wissenschaftliche Ausbildung mit Aussicht auf gutbezahlte Jobs (jaja, theoretisch zumindest) geht auch mit Verantwortung einher. Das spätere Leben lässt dem Absolventen nun mal auch nicht mehr jede Freiheit und zum Erwachsenwerden gehört auch, dass man sich durch unangenehme oder langweilige Veranstaltungen quält (vgl. Familienfeiern).
CONTRA Anwesenheitspflicht
Mit der HochschulREIFE ist es noch nicht getan. Erwachsenwerden beinhaltet auch, selbstständige Entscheidungen zu treffen und Fehler zu machen. Wer glaubt, eine Vorlesung nicht zu brauchen, der geht nicht hin und schafft die Prüfung oder eben auch nicht. So oder so lernt man daraus.
PRO
Kaum jemand ist wirklich in der Lage, sich den gesamten Stoff eines Seminars oder einer Vorlesung selbstständig anzueignen. Die Wenigen, die es können, werden durch den Besuch der Veranstaltung auch nicht dümmer, sondern entgehen wahrscheinlich sogar noch ein paar Fehlern, die sie einsam vor dem Computer oder in der Bibo noch gemacht hätten.
CONTRA
Die Willkür, mit der die Anwesenheitspflicht deutschlandweit behandelt wird, ist verwirrend und unfair. Jedes Bundesland regelt die Anwesenheitspflicht anders, jede Universität dann noch einmal. Und ach ja, an dieser Fakultät läuft es so und an der anderen so und letztlich entscheidet jeder Professor dann doch noch einmal anders.
PRO
Willkommen im sechsten Semester, in dem noch immer Referate wie im Kindergarten gehalten werden. Es gibt nun mal Fähigkeiten, die vor allem durch Kritik und Diskurs verbessert werden. Dazu gehören auch die unbeliebten Referate, bei denen am Ende ein Bewertungsbogen oder ein persönliches Gespräch mit dem Dozenten helfen soll. Klar kann man seiner Katze etwas über Mitochondrien (die Kraftwerke der Zellen!) und den Nahostkonflikt erzählen, aber die wird kaum dabei helfen aus einem Wikipedia-Ablesen ein echt spannendes Referat zu machen.
CONTRA
40 Leute warten auf DEIN Referat. Alle sind gekommen, nur um DICH zu hören. DU wirst ihr Leben verändern, ihren Horizont erweitern, ihre Welt erschüttern! Oder du wirst dir 20 Minuten lang ihren Haaransatz anschauen, weil sie entweder schlafen oder auf ihr Handy schauen. Ein voller Hörsaal oder ein voller Seminarraum bringen nichts, wenn die Studenten eigentlich keine Lust haben. Das ist einfach nur frustrierend für alle.
PRO
Das Studium dient nicht nur dazu, Wissen abzuspeichern und im richtigen Moment abzurufen. Es geht um das gemeinschaftliche Lernen und Diskutieren. Klar funktioniert das auch abends bei einem Bierchen in der Bar, aber in der Uni muss man sich auch zwingen, mit Leuten zu diskutieren, die mehr Ahnung haben, die eine andere Meinung haben, die nicht betrunken sind. Und man kann leider nicht wissen, wann ein Seminar seine spannendste Phase erreicht. Manchmal passiert es in Woche 1 und manchmal mitten drin. Wer in Woche 1 nicht begeistert war, den Mittelteil verpasst und nur zur Prüfungsvorbereitung zurück kommt, wird an Erfahrung einbüßen müssen.
CONTRA
Wer nicht will, der hat schon. Niemand kann zum Diskutieren gezwungen werden. Und nicht jede Vorlesung bietet überhaupt Raum für einen hilfreichen Diskurs. Letztlich werden diejenigen, die wirklich interessiert und neugierig sind, häufig nur von denen behindert, die ihre Plätze besetzen oder halbgare Redebeiträge einwerfen, weil sie einen coolen Facebookpost zu einem verwandten Thema (aber nicht den Grundlagentext!) gelesen haben.
PRO
Der Professor da vorne, der hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Professoren sind uns an Wissen, Aufwand und Erfahrung voraus und davon sollten wir profitieren. Manchmal ist es nur eine einfache Anekdote, die uns später hilft, in der Prüfung auf die richtige Antwort zu kommen. Ein andern Mal ist es ein Nebensatz, der den völlig wirren Seminartext plötzlich erklärt. Und manche Dozenten schaffen es einfach, mit jeder neuen Woche mehr und mehr für das eigene Fach zu begeistern.
Dazu kommt, dass die Planung und Durchführung einer Lehrveranstaltung nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Ganz besonders in Seminaren, muss es ein vernichtendes Gefühl sein, wenn die Planung wegen mangelnder Anwesenheit den Bach runter geht. Die meisten Lehrpersonen sind von ihrem Fach begeistert und wir schulden es ihnen, zumindest aufzutauchen.
CONTRA
Here we are now entertain us! Wenn das dröge Lesen eines Buchs interessanter ist als eine Vorlesung, dann kann da etwas nicht stimmen. Es ist nun mal nicht nur Aufgabe der Professoren, uns etwas vorzutragen, sondern auch, den Stoff zu vermitteln. Und es ist frustrierend und wenig respektschaffend, wenn man von älteren Semestern hört, dass es schon immer langweilig war und niemand sich gerne durch diese eine Veranstaltung gequält hat. Ein leerer Hörsaal könnte den ein oder anderen dazu bringen, die eigene Arbeit zu überdenken und damit die Lehre an der Universität qualitativ nach vorne bringen.
Was haltet Ihr von unserem Vergleich? Würdet Ihr die Anwesenheitspflicht abschaffen oder doch eher beibehalten wollen? Schreibt es uns!

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