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Unter Rostocker Schülern wird das Hitlerbärtchen wieder Mode? Was für ein Quatsch!

»Volksverhetzer im Unterricht: Eklat an Gymnasium« titelt die Ostseezeitung am 09.06.2016. Schnell verbreitet sich die Nachricht über Facebook und die journalistischen Informationswege: Rostock.Gymnasium.NPD.Nazis.

Quelle: ostseezeitung.de
Quelle: ostseezeitung.de

Es ist ein gefundenes Fressen für diejenigen, die den Osten, den Nordosten oder nur Rostock gerne zur Nazi-Hochburg erklären. Wenn man sich die Statistiken zu rechtsmotivierten Taten anguckt, lässt sich das zwar nicht nachweisen, aber es ist doch so viel einfacher Vorurteile unreflektiert wiederzugeben.
Quelle: blastingnews.com
Quelle: blastingnews.com

Wir haben daher mal zusammengetragen, was passiert ist. Und wie unterschiedlich die Medien auf den Vorfall reagiert haben.
Zu den Fakten: Das Innerstädtische Gymnasium Rostock (ISG) steht am Goetheplatz, entstand durch die Fusion aus der Großen Stadtschule und dem Goethegymnasium Rostock. Berühmte Absolventen sind beispielsweise Joachim Gauck und Walter Kempowski.
Die neunte Klasse des ISG hat dieses Jahr (wie seit vielen Jahren) wieder das Projekt Geschichtswerkstatt gestartet. Im Fokus stehen rechtspopulistische und rechtsextreme Probleme und mögliche Lösungen. Das Projekt wird jederzeit von einem Lehrer betreut. Und dieses Jahr waren die Schüler nicht bereit, sich mit einem »Rechts ist doof« an der Tafel abzugeben. Sie wollten selbst in Erfahrung bringen, wie AfD und NPD argumentieren. Also luden sie sie zu sich ein. Auf Eigeninitiative, es war die Idee der Schüler.
Dann kommt der Aufschrei. David Petereit (NPD) und Holger Arppe (AfD) sind beide wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Und jetzt sprechen sie mit beeinflussbaren Kindern? Tja, so beeinflussbar sind sie nicht. Im Gegenteil. Die Schüler diskutieren, machen sich eine Meinung und sind danach nicht rechts. Aber sie haben etwas gelernt, sie werden dieses Projekt nicht vergessen. Wenn sie Schulschluss haben, reden sie mit ihren Freunden und ihren Eltern darüber. Diskussion statt Totschweigen. Das ist echte Bildung. Kritisch denkende junge Menschen in unseren Schulen? Ja bitte!
Auch im Internet finden Fürsprecher, dieser Kommentar stammt von welt.de:
Kritische Auseinandersetzung wird gefordert
Kritische Auseinandersetzung wird gefordert

Das heißt natürlich nicht, dass man nicht darüber berichten darf. Man darf auch kritisch nachfragen, warum und wie das Projekt gestaltet wurde. Doch die Schule hat die Kindern nicht hilflos einem bösen Mann ausgesetzt. Die Schüler waren vorbereitet, die Lehrer anwesend, das Projekt von der Schulleitung genehmigt. Zur Süddeutschen Zeitung sagte der Lehrer Steffen Kliewe: »Dass der AfD-Politiker keinerlei Argumente vorbringen konnte, hat die Schüler schockiert.«
Eine bessere Aufklärung kann es doch kaum geben.
An dieser Stelle möchte die Autorin den mutigen Schülern des ISG gratulieren. Sie denken kritischer als manch ein Erwachsener und sind bereit, weiter zu gehen als manch ein Politiker, der sofort empört Interviews gab.

2 Comments

  • Karen
    Karen

    Mein Sohn geht in die 9. Klasse des ISG und natürlich war der „Eklat“ auch bei uns zu Hause Thema. Ich bin nicht über das Projekt empört- im Gegenteil. Man hätte den jungen Leuten nicht authentischer aufzeigen können, dass von rechts nur leere Phrasen und null Inhalt zu erwarten sind. Die Empörung seitens der Politik empfinde ich als scheinheilig. Vielleicht hätte man sich erst einmal richtig mit dem Projekt auseinander setzen sollen, bevor der Zeigefinger erhoben wird.

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    • Jennifer Häuser
      Jennifer Häuser

      Vielen Dank, Karen! Ein ähnliches Feedback haben wir in Gesprächen mit anderen Verwandten von Schülern erhalten.
      Liebe Grüße von StudentsStudents

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