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Das Eye-Contact-Experiment in Rostock: The Art Of Loving

Melodramatisch könnten wir kritisieren, dass die Menschen sich untereinander immer mehr entfremden. Maschinell und dauergestresst wandeln sie mit starrem Blick durch die Straßen. Das einzige, das bei ihnen erleuchtet wird, sind ihre bleichen Gesichter, die vom Bildschirm ihrer Smartphones in der Dunkelheit angestrahlt werden. Wie Geister, ohne Blick für die Mitmenschen. Ganz so schwarz wollen wir jedoch nicht malen. Dennoch: Bevor ihr weiterlest, haltet kurz inne und beantwortet folgende Frage für euch selbst: Blickt ihr täglich mehr in andere Augen oder mehr auf Bildschirme?

Foto: Instagram @experimentocontactovisual

Und? Frage beantwortet? Wie auch immer eure Antwort ausfällt, können wohl nur die Wenigsten von sich behaupten, dass Smartphones und Laptops mittlerweile nicht ungesund viel Aufmerksamkeit von uns bekommen. Wann und wie oft schauen wir bei einem Gespräch schon mal so konzentriert in ein anderes Gesicht, wie in den Momenten, in denen wir auf unserem Smartphone herumdaddeln. Wartezeiten und Situationen des Nichtstuns werden nahezu reflexartig auf diese Weise überbrückt. Die Interaktion mit unseren Artgenossen rückt scheinbar stetig in den Hintergrund.
Foto: instagram @summerameens

Ob diese Entwicklung nun gut, schlecht oder völlig egal ist, kann jeder selbst für sich entscheiden. Nichtsdestotrotz werden immer häufiger folgende Fragen diskutiert: Verlieren wir den Blick für unsere Mitmenschen? Treibt uns die Anonymität des Internets – die Ritterrüstung der digitalisierten Gegenwart – mittelfristig in ein empathieloses, egozentrisches Gegeneinander? Werden wir bald in einer selbstgerechten Blase leben, in der nur die eigene Sicht der Dinge die Wahrheit bestimmt? Verschließen wir unsere Augen vor der Welt, indem wir sie nur noch für die Digitalisierung und für uns selbst öffnen? 
Screenshot aus „World´s Biggest Eye Contact Experiment (Official Release 2015)“

Dass das Fenster zur Welt und einem friedvollen Miteinander kein Bildschirm, sondern das Auge eines Mitmenschen ist, soll das Eye-Contact-Experiment (Link zur Veranstaltung) zeigen. Initiatorin Isabell Enders ruft dazu auf, eure Augen zu öffnen. Menschen jeden Alters, jeder Ethnie, Nation oder Religion werden sich am 14.07. von 12 bis 15 Uhr am Pornobrunnen begegnen. Scheut euch nicht, einem Fremden in die Seele zu schauen. Von Angesicht zu Angesicht wird euch gezeigt werden, wie besonders und wunderbar so ein Moment ist. Für einige wird dieses Gefühl unangenehm und schwer auszuhalten sein, doch am Ende wird das Experiment beweisen, wie einfach es sein kann, gedankliche Barrieren zu überwinden und Menschen miteinander zu verbinden – und wie viel Emotionen dabei ausgelöst werden. Ihr müsst euch nur darauf einlassen und dann werdet ihr es erleben.
Foto: instagram @marita_sampedro

Es ist doch faszinierend, was das Kreuzen zweier Blicke für eine Wirkung hat. Klar, manchmal geraten wir auch an unsichere Möchtegerngorillas, die sich durch Blicke provoziert fühlen und uns eine in die Schnauze hauen wollen – man kennt das ja aus der Disse. Aber über allem steht doch der verbindende Charakter des Blickaustauschs, der Zuneigung, Freundschaft und sogar Liebe schafft. Wir drücken euch jedenfalls die Daumen, dass euch Letzteres widerfährt. 

Bis dahin, öffnet Eure Augen – wir sehen uns.

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