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"Die meisten Studenten sind es nicht wert!" – 7 Antworten eines Rostocker Professors

Unser Redakteur blickte vor kurzem auf seine mittlerweile lange Studienzeit zurück und all die Professoren, die er hatte. Dabei fragte er sich auch, was unsere großen Lehrmeister wohl über uns Studenten denken und was sie mit unserer Spezies schon alles erlebt haben. Darum klopften wir an die Büros, um uns zu erkundigen, ob ein Professor anonym bereit wäre, ein paar intime Fragen zur Professoren-Studenten-Beziehung zu beantworten. Wir wurden fündig.

1. Gibt es an der Uni Rostock zu viele unwürdige Studenten?

„Ich guck nicht hin. Ich hör nicht hin. Ich sage nichts.“ Danke dafür.

Ja, definitiv. Ein Studium sollte ein Privileg sein. Sehen Sie, die Universität bietet einem jungen Menschen die einmalige Chance, sich gezielt nach eigenen Interessen zu bilden. Doch am Ende sind sie kaum fähig, sich intrinsisch zu motivieren. Ein „Student“ wäre als solcher somit unwürdig. Und die Realität zeigt mir jedes Semester auf´s Neue, dass die meisten Studenten es nicht wert sind, zu studieren – obwohl das vielleicht etwas übertrieben formuliert ist. Aber ein erschreckend großer Teil entspricht einfach nicht den Ansprüchen eines Studiums, würden wir sie nicht mitschleppen. Das Ergebnis sind nicht nur unwürdige Studenten, sondern im späteren Beruf dann ebenso unwürdige Arbeitnehmer, da sie es verpassten, sich das notwendige Fachwissen anzueignen – das ist dann aber nicht die Schuld der Uni, sondern das Resultat eigener Selbstgefälligkeit.

2. Was regt Sie an Studenten am meisten auf?

„Kein Bock…“

Genau das und noch vieles mehr. Aber am meisten regt mich die weitverbreitete unreflektierte Selbstgerechtigkeit auf. Wenn die meisten Studenten mal ehrlich zu sich wären, würden sie realisieren, dass ihr Glück an der Uni in eigener Hand liegt. Letztendlich wird auch niemand gezwungen, zu studieren. Das Studium folgt klaren Mechanismen, die eigentlich keiner Raketenwissenschaft gleichen. Viele Studenten können sich mit diesen Mechanismen nicht identifizieren, sind zu faul, sich damit zu beschäftigen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Und es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber in sehr vielen Fällen trifft das Klischee des verlotterten Studenten einfach zu. Am Ende sind immer die anderen Schuld. Auch diese Einstellung ist im Übrigen eines Studenten unwürdig. 

3. Hat bei Ihnen der Charakter von Studenten Auswirkungen auf die Bewertung? 

„Bitte lassen Sie mich nicht durchfallen…“

Sie reden vom Halo-Effekt. Es ist manchmal schwer, sich diesem zu entziehen. Falls Sie jedoch darauf hinauswollen, ob ich schon mal einen Studenten habe durchfallen lassen, weil ich ihn nicht mochte, dann antworte ich mit einem klaren „Nein“. Ich versuche da schon sehr objektiv zu sein, obwohl es mir bei manchen Studenten schon in den Fingern juckt, sie wegen ihrer Ignoranz durchfallen zu lassen. Aber ich will die ja im Endeffekt auch nicht wiedersehen. 

4. Ist der Student von Natur aus ein Betrüger?

So sähe ein Hörsaal aus, wenn jeder betrügende Student der Prüfung verwiesen werden würde.

Ich glaube, nicht nur Studenten sind das. Irgendwie versucht doch jeder, sich auch auf krummen Wegen irgendwie einen Vorteil zu verschaffen. Ich empfinde das auch nicht als Todsünde, wenn Studenten in Prüfungen betrügen – es kommt letztendlich immer auf das „Wie“ an. Die Studenten denken, wir sehen nicht, dass sie betrügen, doch über die Jahre kann man bestimmte Kopfbewegungen und Verhaltensweise während der Prüfung gut lesen. Betrogen wird in jeder Prüfung massenhaft und in großem Stil. Ich verschließe da aber gerne auch mal meine Augen bzw. versuche ich, nicht darauf zu achten. Das soll aber jetzt kein Freifahrtsschein sein, denn nicht jeder an der Uni ist da so kulant. Fakt ist, wir kämen mit dem Rausschmeißen gar nicht mehr hinterher, würden wir jeden noch so kleinen Betrug in der Prüfung auffliegen lassen. 

5. Haben Studenten bereits versucht, Sie zu bestechen?

„Ich nicht.“

Nein, tatsächlich noch nicht. Studenten werden zwar immer zu besonders zarten Lämmern, wenn es um ihre Noten geht, aber mich zu schmieren, hat noch keiner gewagt. Betteln, jammern und feilschen können sie gut. Und na klar, manchmal erbarmt man sich auch.  Das würde bei mir sowieso auf gar keinen Fall funktionieren – in keinerlei Hinsicht. Was soll ich auch anderes sagen, werden Sie sich jetzt denken. Aber so ist es. 

6. Welche Studenten-Fragen nerven Sie am meisten?

„Mensch, das war aber eine nützliche Frage von dir!“

Einerseits die Frage nach der Klausurrelevanz, deren Wichtigkeit ich natürlich verstehe. Doch mittlerweile ist diese Frage wie ein lästiger Tinnitus, der besonders dieser Tage wieder vermehrt auftritt. Es regt mich auf, dass so viele Studenten nur ihre Ohren spitzen, sobald es um Klausurfragen geht und sie ansonsten keinen Ton rauskriegen. Mein Gott, dann studiert doch nicht, wenn es euch nur um die Noten geht. Am meisten nerven mich jedoch Alibi-Fragen. Es gibt diese Personen, die Fragen stellen, die, ob der selbstverständlichen Antwort, kaum eine solche verdienen. Ich habe die Intention dieser Fragen für mich identifizieren können: alles Schein – Scheinmitarbeit, Scheininteresse und Scheinengagement. Diese Fragen sind derartig leer und sinnfrei, sie dienen nur dazu, etwas darzustellen, das man nicht ist. Es kommt mir bei einigen fast vor wie ein Zwang, etwas sagen zu müssen – und sei es noch so unnötig.

7. Was halten Sie von Studenten-Referaten?

„Im ersten Teil nuschle ich die ganze Zeit und du sprichst im zweiten dann ganz monoton, ok?“

Teilweise grauenvoll und fremdbeschämend. Referate von Studenten könnten für die Kommilitonen unheimlich gewinnbringend sein. Leider scheint nur eine Minderheit darauf bedacht zu sein, engagiert und gut aufbereitet, einen Mehrwert zu tradieren. Der Mehrwert ist ja da, aber durch diese oftmals rhetorisch dramatische Inkompetenz der Studenten geht dieser zwangsläufig völlig unter. Mir fällt es ja oft schon schwer, zuzuhören – und ich muss zuhören, um bewerten und eingreifen zu können, um bei falschen Informationen intervenieren zu können. Das kann manchmal schon eine Qual sein. Ich gebe gerne zu, mich nicht selten gedanklich zu verlieren. So gesehen, kann ich die Studenten verstehen, dass sie unaufmerksam nach 5 Minuten auf ihrem Smartphone herumtippen – das würde auch ich oft gerne tun.

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