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Penis-Geschirr und ein Dreier: Mein Junggesellinnenabschied durch Rostock

Junggesellinnenabschiede haben da so einen gewissen Ruf. Am „letzten Tag in der Freiheit“ wird man hemmungslos abgefüllt, in peinliche Kostüme gesteckt, gezwungen, Kondome, Schnaps und anderen Firlefanz zu verkaufen und später mit einem meist ekligen Stripper überrascht. Oder man wacht á la Hangover am nächsten Morgen tättowiert und mit einem Äffchen im Zimmer auf. Alles ist möglich an diesem einen Tag. Dass man ihn jedoch betrunken und trotzdem ohne Blamage überstehen kann, hat unsere Autorin am Wochenende erlebt.

Reicht als Kostüm!

„Du wirst 9 Uhr abgeholt, zieh‘ bitte Sportklamotten an“. Geht klar, diese Aufgabe ist leicht. Pünktlich um 9 Uhr holt mich meine Trauzeugin mit dem Taxi ab. Schon allein die Fahrt ist spaßig. Die Taxifahrerin, eine aufgedrehte, im Gesicht tättowierte ältere Dame, ignoriert jede rote Ampel, die sich ihr in den Weg stellt. Dabei belehrt sie uns mütterlich: „Kinder, was hab ick jesoffen, als ick klein war. Jede Party hab ick mitjenommen. Ihr macht allet richtig.“ Wenig später stellt sich heraus, wozu ich mich in die Sportleggins gequetscht habe: 7 Mädels begrüßen mich vor der Trampolinhalle „Flip Out“: Es geht hüpfen! Gut, dass wir den Sekt nicht schon vorher geköpft haben – er wäre nicht lange drinnen geblieben.

Noch einmal Kind sein und hüpfen wie Tigger

Ein paar umgeknickte Füße und pumpende Lungen später fließt endlich der Sekt und ein kontinuierlicher Pegel wird uns bis in die späten Abendstunden begleiten. Da die meisten meiner Mädels sich untereinander nicht kennen, wird sich erstmal gründlich beschnuppert. Drei von ihnen finden sich dabei ziemlich gut und überschütten sich gegenseitig mit Komplimenten, sodass man sich schon fast Gedanken machen muss. Wahre Liebe gibt es halt nur unter Mädels, ganz klar! Da die drei auch den ganzen Tag immer wieder ihre Köpfe zusammenstecken, wird der Dreier zum Running Gag des Tages.

Hi, na?

Bei meiner Trauzeugin zu Hause erwartet mich ein gedeckter Tisch mit Süßigkeiten und Alkoholika aller Art, Blümchen und Kinderfotos. Jeder hatte am Abend zuvor etwas zu futtern vorbereitet und so stärken wir uns für den Tag, trinken Sekt, sonnen uns im Garten und planen Streiche für den daheimgebliebenen Verlobten: „Du, wir haben Lui verloren. Wir suchen sie schon überall“.

kleine Stärkung zwischendurch.

Angesäuselt und mit Luftballons im Schlepptau führen mich meine Lieblingsmädels zur nächsten Station. Wahrscheinlich wirken wir eher wie ein betrunkener Kindergeburtstag als ein Junggesellinnenabschied, aber das ist absolut gut so. Auf unserem Weg werden wir von einem älteren Mann gefragt, wer denn Geburtstag hätte. Niemand, es ist ein Junggesellinnenabschied. Nach einem ernsten Vortrag seinerseits, dass ich viel zu jung zum heiraten sei – ich bin 24 Jahre alt – und es mir noch einmal gründlich überlegen sollte, wurde eine meiner Freundinnen sauer. Und zwar richtig.

eine Horde betrunkener Mädels beim Kreativsein

Nur knapp einer kleinen Rauferei entkommen, befinden wir uns also am Ziel. Die Tuschbar ist ein relativ neuer Laden in Rostock. Dort kann man Geschirr bemalen und sich kreativ austoben. Besonders süß ist die Idee, dass jede meiner Freundinnen etwas für mich bemalt und ich es später als Andenken behalten darf. So entstanden Teller, Tassen, Kannen und Schüsseln mit Fischen, Füchsen, Pusteblumen, einem Kompass, Pünktchen – und einem rosafarbenen Penis. Das musste einfach sein. Nebenbei gab es Sekt, bunten Einhornkuchen und statt einer peinlichen Kostümierung gab es selbstgemachte Armbänder für alle.

Live, love, laugh

Erst später erfahre ich, dass – warum auch immer – der NDR uns bei meinem JGA begleiten wollte. Ich bin meinen Mädels unglaublich dankbar, dass sie es abgelehnt haben – auch wenn das Angebot von zwei Flaschen gratis Sekt einfach unschlagbar war. Für uns geht es weiter zum Stadthafen, in der Sonne chillen, trinken, schnacken – einfach unaufgeregt und schön! Besser hätte ich mir es nicht vorstellen können. Am Abend wurde ein Tisch im Jyoti, einem meiner Lieblingsrestaurants auf dem KTV-Kiez, reserviert.

Prösterchen!

Der Abend endet im Stadtkind mit Schnaps, noch mehr Schnaps und tiefgehenden Gesprächen. Dank des Spiels „Ich hab noch nie“ kamen einige Wahrheiten ans Licht. Unschuldslämmer sind gar nicht so unschuldig wie sie scheinen und eine der Mädels gibt zum Besten, dass sie an einer Studie teilnimmt, in der sie ihre Ausscheidungen wiegen muss. Genau so soll es sein! Das Stadtkind-Team nimmt mich für einen Schnaps aufs Haus zur Seite und sagt: „Du kannst so froh sein, dass du solche Freundinnen hast, die dich nicht von Kopf bis Fuß blamieren und dich nicht in nuttige Kostüme stecken.“ Sie haben ja so Recht. Erst am nächsten Tag erinnern mich meine beiden Kater – der in den Muskeln und der im Kopf – daran, dass wir 12 Stunden durchgehend Sekt getrunken haben. Trotzdem hat niemand gespuckt, niemand einen Filmriss erlitten, niemand sich zum Affen gemacht und doch war es der perfekte Junggesellinnenabschied für mich: entspannt, norddeutsch, unaufgeregt und liebevoll.

The day after

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