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Fantastic Beasts: Was gibt uns das Spin-Off gegenüber der Harry-Potter-Reihe?

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Harry-Potter-Fans, oder auch Potterheads, sind in diesen Tagen aufgeregt, ja beinahe ekstatisch: Heute startet mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them) offiziell das erste von fünf geplanten 3D-Spin-Offs der Zaubererreihe in den Lichtspielhäusern. Damit sehen im Übrigen Fans aus Deutschland und der Schweiz den Film noch vor den USA und Österreich (Filmstart: 18. November). Eure StudentsStudents-Redaktion hat sich das Spin-Off in der Vorpremiere gegönnt und erlaubt sich ein erstes Urteil. Kurz: Wir sind uns nicht sicher, ob wir den Film mit Eddie Redmayne, Colin Farrell und Johnny Depp einfach nur magisch, zauberhaft oder schlichtweg fantastisch finden.
KEINE SPOILER-GEFAHR: Der obere Teil dieses Beitrags ist so sicher wie Hogwarts zu Dumbledores Zeiten – eine blickdichte Barriere sowie eine verbale Warnung zeigen an, ab wo der untere Teil mit dunklen Künsten und Spoilern beginnt.

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In Harrys erstem Jahr steht es bereits auf der Liste der Bücher, die die Zauberschüler für Hogwarts benötigen: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind von Lurch Scamander, erhältlich bei Flourish & Blotts. Das Lehrbuch aus J. K. Rowlings Feder ist 2001 im Carlsen-Verlag (Original: Bloomsbury) unter dem Pseudonym Newt Scamander erschienen, versehen mit Handkritzeleien unseres geliebten Zaubertrios und als Spendenaktion für Comic Relief, eine Wohltätigkeitsorganisation, die unter anderem Afrika unterstützt. Auch der komplette Erlös (Autorenhonorar, PR, Druck, Übersetzung etc.) von Quidditch im Wandel der Zeiten, ein weiteres fiktives Buch aus dem Potterversum, das von Rowling (wie auch Die Märchen von Beedle dem Barden) in ein reales Buch verwandelt wurde, geht an Comic Relief. Der Name der Organisation ist übrigens eine hübsche Metapher für den Zweck der Organisation, da „Comic Relief“ als Stilmittel in Film und Literatur gilt, das in ernsthaften oder spannenden Werken für „befreiende Komik“ durch etwa humorvolle Figuren sorgt.

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Das Buch

Newt Scamanders Werk umfasst in verschiedenen Ausgaben zwischen 61 und 96 Seiten, das zu früheren Zeiten für unter 10 Euro erhältlich war, zur Zeit im Netz aber für um die 200 Euro angeboten wird. Es handelt sich um ein alphabetisch geordnetes Lexikon, in dem 74 Tierwesen von der Acromantula über den Kappa und den Porlock bis zum Zentaur Erwähnung finden – Aussehen, Bändigungsmöglichkeiten, Vorlieben und natürlich wo sie zu finden sind, werden erklärt. Nicht nur das Vorwort von Albus Dumbledore sorgt für Schmunzeln: Die Kritzeleien von Harry, Ron und Hermine sorgen an einigen Stellen für Lacher und das wohlige Gefühl, im Gryffindor-Gemeinschaftsraum in Unterrichtsvorbereitungen für Pflege magischer Geschöpfe zu sitzen. So wird etwa die Klassifizierung der Tierwesen durch das Zaubereiministerium in fiktiver Handschrift kommentiert. Zur Kategorie XXXXX („als Zaubertöter bekannt/unmöglich zu bändigen, geschweige denn, als Haustier abzurichten“) weiß Harry anzumerken: „oder alles, was Hagrid mag“. Auch hier beweist J. K. Rowling wieder humorvoll die eigentümliche Natur der Zauberer, da offizielle Einschätzungen/Bewertungen des Zaubereiministeriums (X = Langweilig) im Potterversum für uns Muggel (oder NO-MAJs) inoffiziell und komisch wirken – schon die Noten in Hogwarts haben uns ungläubig doppelt lesen lassen:

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O – Ohnegleichen/Original: Outstanding
E – Erwartungen/Original: Exceeds Expectations
A – Annehmbar/Original: Acceptable
nicht bestanden
M – Mies/Original: Poor
S – Schrecklich/Original: Dreadful
T – Troll/Original: Troll

Wie mag man sich wohl fühlen, wenn die erste Wirtschaftsklausur mit 80 Prozent Durchfallquote mit dem Kommentar Troll vom Professor/der Professorin quittiert wird? Ein zweifellos gutes Gefühl erzeugt dennoch, wenn eine bestandene Prüfung im Masterstudiengang einen erworbenen akademischen Grad zur Folge haben würde, der unheimlich toller Studierender (analog zu UTZ: unheimlich toller Zauberer/Original: NEWT = Nastily Exhausting Wizarding Test) heißt.

Das Originaldrehbuch zum Film soll im Übrigen Ende Januar 2017 erscheinen.

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Der Film – Handlung, Dauer, Kritiken

Vor Filmstart stellte sich eine große Frage: Wie soll aus einem Lexikon ein Film werden? Natürlich war eine Handlung vonnöten, die unter anderem von J. K. Rowling selbst in ihrem Debüt als Drehbuchautorin stammt. Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind spielt primär in New York (nicht, wie die HP-Reihe, in Großbritannien) 70 Jahre vor Harrys Abenteuern und stellt den fiktiven Autor Newt Scamander (Oscar-Preisträger Eddie Redmayne) als Protagonisten in den Vordergrund. Der Magizoologe reist mit einem Koffer voller Tierwesen in den Big Apple. Schon der Trailer verrät, dass nicht alle Tierwesen im Koffer bleiben, dennoch wird der Kinobesucher von einer übergeordneten Handlung in insgesamt vier Handlungssträngen überrascht (mehr dazu im Spoilerteil). Weitere Protagonisten sind Porpentina „Tina“ Goldstein (Katherine Waterston), Jacob Kowalski (Dan Fogler), Queenie Goldstein (Alison Sudol), Credence Barebone (Ezra Miller), Percival Graves (Colin Farrell) und Gellert Grindelwald (Johnny Depp). Regisseur des Films ist der Brite David Yates, der bereits für die HP-Filme 5-8 (Orden des Phönix, Halbblutprinz, Heiligtümer des Todes I + II) und unter anderem auch für Legend of Tarzan (2016) verantwortlich war. Der Film umfasst 133 Minuten und sieht nach 60 Minuten eine Pause vor. Von den Kritikern und Journalisten, die den Film bereits Anfang November sehen durften, sind überwiegend positive Reaktionen zu verzeichnen, Szenenbild und Kostümdesign werden sogar als Oscar-würdig bezeichnet. IMDb etwa verzeichnet eine 8,3/10. Bemängelt wird ein Plottwist (dazu mehr im Spoilerteil).

ACHTUNG, SPOILER

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Wenn Du den Film noch nicht im Kino gesehen hast, lies besser nicht weiter, denn die folgenden Absätze enthalten Hinweise auf die Handlung.

Dass wir den Film zauberhaft, magisch und fantastisch finden, haben wir bereits gesagt. Wir könnten seitenlang festmachen, weshalb das so ist: Wie gelungen die Handlungsstränge und der Cast, wie bildgewaltig die Szenerien, wie lustig und süß die Tierwesen sind. Wie klein uns die Geschichte um Harry Potter plötzlich vorkommt und wie der Zauberer-Pub an Star Wars erinnert. Wie faszinierend die für Zauberer alltäglichen Dinge wie ein Hauself, der im us-amerikanischen Ministerium MaKUSA (Magischer Kongress der USA) die Zauberstäbe der Mitarbeiter putzt, auf uns wirken. Wir beschränken uns dennoch auf zwei Aspekte. Zum einen möchten wir anmerken, an welchen Stellen uns das Spin-Off mehr von der eigentlichen Harry-Potter-Reihe zeigt, als die dazugehörigen Filme und an welchen Stellen von der Buchvorlage von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind abgewichen wird.

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Warum uns das Spin-Off gibt, was uns die Harry-Potter-Verfilmungen verwehren mussten

Wir haben mittlerweile gelernt, dass Literaturverfilmungen nicht immer gleich scheiße sind, wenn sie nicht haargenau und Satz für Satz der Buchvorlage entsprechen. Denn: Das ist schlichtweg nicht möglich. Die Aussage „das Buch war besser“ nach dem ersten Anschauen einer Verfilmung zu tätigen ist so sinnlos wie Wahrsagen bei Professor Trelawney. Die Medien Buch und Film sind schließlich so verschieden wie die Körpergrößen von Professor Flitwick und Madame Maxime. In einen handelsüblichen Kinofilm von 90-150 Minuten passen nicht alle Details – so so zum Beispiel mussten wir bereits etwa auf die Hauselfen-Küche, Hermines Wohltätigkeitsorganisation B.ELFE.R und den rüpelhaften Poltergeist Peeves verzichten. Besonders, was Tierwesen aus dem Fach Pflege magischer Geschöpfe (was vor Harrys Zeit Professor Kesselbrand, dann Hagrid und vertretungsweise Professor Raue-Pritsche unterrichten) angehen, mussten wir einiges vermissen: Bowtruckles, Knallrümpfige Kröter, Niffler und auch Flubberwürmer haben wir auf der Leinwand nie zu sehen bekommen.

Ein Bowtruckle. Quelle: www.pottermore.com
Ein Bowtruckle. Quelle: www.pottermore.com

Bowtruckles

1997 ist der erste Band von Harry Potter erschienen, 19 Jahre später dürfen wir sie dann endlich außerhalb unserer Fantasie kennenlernen: Bowtruckles sind Baumwächter, die maximal 20 Zentimeter messen und aus Rinde und Zweigen bestehen. In Harrys fünftem Jahr untersucht die Klasse sie im Unterricht. Scheu und friedlich sind sie nicht mehr, wenn Holzfäller ihre Arbeit verrichten: Dann kratzen sie gern mal Augen aus. Mit Holzläusen können sie allerdings besänftigt werden.

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Niffler

Auch die magische Elster, einen Niffler, bekommen wir endlich zu Gesicht. Die maulwurfartigen Geschöpfe haben es auf alles Glitzernde und Funkelnde abgesehen, können laut Buchvorlage ganze Häuser zum Einsturz bringen, wenn sie danach graben. Ebenfalls in Harrys fünftem Jahr werden Niffler in das Büro von Professor Umbridge eingeschleust, um sie zu ärgern.

Mondkalb

Zu diesen niedlichen und scheuen Geschöpfen haben wir ebenfalls endlich ein Bild vor Augen: Nur bei Vollmond taucht es gelegentlich auf und sorgt mit einem Tanz auf Getreidefeldern für Kornkreise. Der Mist von Mondkälbern ist ein hervorragender Dünger und wird in einigen Büchern der Harry-Potter-Reihe erwähnt.

Erumpent

Das explosive Nashorn, das wir in der Verfilmung sehen, ist ein sogenanntes Erumpent. Klingt komisch, kennen wir aber schon: In diesem Fall sogar nicht nur aus den Harry-Potter-Büchern, sondern auch aus der Verfilmung der Heiligtümer des Todes. Der eigentümliche Vater von Luna Lovegood, Xenophilius, besitzt nämlich ein Erumpent-Horn in seinem Eigenheim. Das hochexplosive Sekret im Horn wird bei der versuchten Auslieferung Harrys an das Zaubereiministerium von einem Schockzauber getroffen, sodass es das halbe Haus der Lovegoods in die Luft jagt.
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Lunaskop

Das Lunaskop, das Scamander dem zwielichtigen Informanten im Zauberer-Pub anbietet, wird auch in den Harry-Potter-Büchern erwähnt. Für einige Zaubertrank-Zutaten ist es entscheidend, in welcher Mondphase sie gepflückt werden, sodass die Beobachtung dieser Phasen für das Brauen von Tränken sehr wichtig ist. Traditionell wird dies durch die Auswertung von Mondtabellen gemacht (so auch in Hogwarts), allerdings erleichtert das seltene und wertvolle Lunaskop diesen Prozess.

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Unterschied zur Buchvorlage

Aurorin Tina und Newt Scamander deuten gegen Ende des Films romantische Gefühle an – wir mussten am Ende des ersten Teils des Spin-Offs vergeblich auf einen Kuss der beiden warten, aber seid getröstet: Die Turteltauben haben doch noch vier Filme lang Zeit. Geht es nach J. K. Rowling (und es geht bei den Filmen auch nach J. K. Rowling), sieht deren Zukunft jedenfalls rosig aus – in der Buchvorlage heißt es bei der Vorstellung des Autors Newton („Newt“) Artemis Fido Lurch Scamander (geb. 1897):

Seinen Ruhestand verbringt er in Dorset, gemeinsam mit seiner Frau Porpentina und den Hausknieseln Hoppy, Milly und Mauler.

Allerdings stimmt ein Fakt nicht mit der Buchvorlage überein: Im Text über den Autor tritt Newt Scamander nach seinem Hogwarts-Abschluss ins Zaubereiministerium ein, „wo er in der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe arbeitete“. Später werde er in die Behörde für Phantastische Tierwesen versetzt worden sein und erhalte 1979 sogar den Merlin-Orden zweiter Klasse. In der Verfilmung allerdings wird ihm im MaKUSA (Magischer Kongress der USA) unter anderem zum Verhängnis, dass er damals von Hogwarts verwiesen wurde, da seine Studien der magischen Geschöpfe eskalierten und eine Gefahr für seine Mitschüler darstellten. Vielleicht hätte Newt mal in Hagrids Hütte auf einen klebrigen Sirupbonbon vorbeikommen sollen – wäre das nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft geworden? Hagrid wurde aufgrund einer ähnlichen Eskalation rausgeworfen; überhaupt haben die beiden viel gemeinsam…
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Unser Fazit

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist nicht nur reiner Fanservice, sondern eine unabhängige spannende Geschichte. Es gibt kleinere Kritikpunkte, die Potterheads nicht abschrecken dürften, allerdings ist es fraglich, ob das Spin-Off jemanden überzeugen kann, der die Harry-Potter-Reihe nicht mag oder kennt. Tatsächlich ist der Film überwiegend ohne Vorwissen genießbar. Die wenigen Stellen, an denen Vorwissen angebracht ist, sind so spezifisch, dass nur nerdige Fans den Mehrwert erkennen. Der Unterschied zur Buchvorlage (Scamanders Schulverweis) wurde vermutlich von Rowling und Yates gewählt, damit die Argumente des Ministeriums, Scamander für kriminell zu halten, unterstützt werden – darauf hätte allerdings verzichtet werden können, da die Beweislage auch so ausreichte. Die Zaubererwelt läuft Gefahr, aufzufliegen, weil magische Tierwesen frei herumlaufen – mit oder ohne Scamanders Schulverweis. Kritisiert wird der Film in den Medien außerdem für seinen Plottwist. Dass Percival Graves in Wahrheit Gellert Grindelwald ist, sei die Art von Twist, der sich Rowling schon viele Male bedient hat (Sirius Black, Peter Pettigrew, Delphini Diggory, Mad-Eye Moody). Unserer Meinung nach funktioniert die Handlung, allerdings bleibt abzuwarten, ob Johnny Depp eine authentische Besetzung für Grindelwald darstellt oder primär wegen seiner zuschauermagnetischen Eigenschaft eingesetzt wird. Dies kann erst nach weiteren Filmen beurteilt werden, da der Handlungsstrang gerade erst eingeführt wird. Abgesehen vom rein faktischen kann auf emotionaler und optischer Ebene nur die volle Punktzahl gegeben werden – es ist kaum vorstellbar, dass ein Kinobesucher nicht ins Schwärmen gerät, wenn er die Tierwesen und das Szenenbild sieht. Außerdem hält der Film einige Lacher bereit (Stichwort: Giggelwasser). Spannend bleibt es auf jeden Fall – wie geht es wohl mit Grindelwald weiter, in welchem Kontext wird Dumbledore auftreten (denn das wird er) und was werden wir noch über die Beziehung zwischen Scamander und Lita Lestrange erfahren? Wir können die Verfilmung nur ans Herz legen.
Was meint Ihr? War der Plottwist vorhersehbar – zum Beispiel bei der Übergabe der Heiligtümer-Kette? Findet Ihr die Handlung zu weit hergeholt? Teilt uns gern eure Meinungen in der Kommentarspalte mit. 

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